Tui verliert DER Touristik als Partner für Kundengeld-Absicherung
Der weltgrösste Reiseanbieter Tui verliert den Kölner Veranstalter DER Touristik als Partner bei der Absicherung von Kundenzahlungen für Pauschalreisen.

Das Wichtigste in Kürze
- Der Reiseanbieter Tui verliert DER Touristik als Partner bei der Kundengeld-Absicherung.
- Der Kölner Veranstalter wechselt zum Wiesbadener Versicherer R+V.
Der weltgrösste Reiseanbieter Tui verliert den Kölner Veranstalter DER Touristik als Partner bei der Absicherung von Kundenzahlungen für Pauschalreisen. Die zum Rewe-Konzern gehörende DER Touristik wechselt vom Deutschen Reisepreis-Sicherungsverein (DRS) zum Wiesbadener Versicherer R+V. Dies teilte sie am Freitag in Köln mit. Mit dem Ausstieg von DER Touristik hat Tui nun als einziger Veranstalter das Geld seiner Pauschalreisekunden noch beim DRS versichert.
Die Hannoveraner werden wegen des beispiellosen Einbruchs im Reisegeschäft mit einem staatlichen Hilfskredit von 1,8 Milliarden Euro gestützt. Sie wollen die Eigenmittel des DRS laut einem Konzernsprecher bis Juli schrittweise auf 110 Millionen Euro aufstocken.
Dem Vernehmen nach soll die Summe sogar auf 130 Millionen Euro wachsen. Durch den Ausstieg von DER muss Tui diese Summe allein tragen. DER-Kunden erhalten den Reisepreis-Sicherungsschein, der bei jeder Pauschalreise vorgeschrieben ist, ab 27. April von der R+V.
Tui kämpft mit drastischem Buchungsrückgang
Die Aufstockung der DRS-Mittel war notwendig, um die Absicherung von Kundengeld auch für Tui aufrechtzuerhalten. Zudem will der Konzern den DRS mithilfe eines Rückversicherungskonzepts finanziell stärken. Die Finanzaufsicht Bafin hat die Pläne bereits genehmigt.

Tui hatte dem Schritt nach eigenen Angaben schon zugestimmt, bevor der über die Förderbank KfW abgewickelte staatliche Hilfskredit zugesagt wurde. Das Unternehmen aus Hannover kämpft derzeit – wie viele andere Firmen der Branche – mit einem drastischen Rückgang der Buchungen.
Das bisherige Konzept des DRS war nach der Pleite des Veranstalters Thomas Cook (Neckermann Reisen) infrage gestellt worden. Die Bafin hatte im Herbst 2019 die Absicherung von Kundenzahlungen in der Branche genau unter die Lupe genommen.
Neuregelung bei Insolvenzabsicherungen
Bisher müssen Veranstalter in Deutschland eine Insolvenzabsicherung nur bis 110 Millionen Euro pro Versicherer vorweisen. Dies reichte im Fall von Thomas Cook bei Weitem nicht aus. Der Gesetzgeber arbeitet derzeit an einer Neuregelung.
Thomas Cook hatte einen Vertrag mit dem Schweizer Versicherer Zurich. Tui und DER Touristik waren als einzige Veranstalter noch über den DRS abgesichert. Dessen Kapitalbasis wurde vielfach als viel zu gering kritisiert, um die mögliche Insolvenz eines der versicherten Veranstalter schultern zu können.