Tui Suisse-Chef rechnet mit «tiefrotem» Geschäftsjahr
Die Corona-Krise trifft die Reisebranche hart. Der Tui Suisse-Chef rechnet deshalb mit einem «tiefrotem» Geschäftsjahr. Auch 2021 dürfte schwierig werden.

Das Wichtigste in Kürze
- Der Tui Suisse-Chef rechnet mit «tiefrotem» Geschäftsjahr.
- Um den Verlust zu minimieren, kündigte er eine Redimensionierung an.
Das Coronajahr 2020 ist gemäss dem Chef des Reiseveranstalters Tui Suisse, Philipp von Czapiewski, nicht mehr zu retten. Im Sommer hat die Reisebürokette einen drastischen Umsatzeinbruch hinnehmen müssen. Zu einer Normalisierung komme es frühestens 2022.
Bis die Menschen in der Schweiz wieder so viel Ferienreisen buchen wie vor der Krise, dürfte es gemäss von Czapiewski konkret noch mindestens zwei Jahre dauern, sagte er am Donnerstag gegenüber den Medien. «2020 wird aber ein tiefrotes Geschäftsjahr», betonte er.

Fluggesellschaften wie etwa die Swiss sind gar noch pessimistischer als der Tui-Chef: Sie erwarten eine Rückkehr auf ein Vorkrisen-Niveau erst 2023 bis 2024. Die Reisebürobranche dürfte sich allerdings schneller erholen als das Airlinegeschäft, laute die Erklärung von Czapiewskis für diesen Unterschied.
Reiselust trotz Corona
Während die Airlines auch stark von Geschäftsreisenden abhängig sind, buchen bei Tui nämlich vorwiegend Feriengäste. «Die Reiselust ist da! Darum wird sich das Feriensegment wohl deutlich schneller erholen als der Bereich Geschäftsreisen», sagte er.

Das habe man auch bei den Kunden gemerkt, die eine Reise auf die Balearen gebucht hätten. Nachdem die spanischen Inseln im Mittelmeer Mitte August auf die Quarantäneliste des Bundes aufgenommen wurden, hätten die Kunden meist gratis umgebucht statt ihre Reisen ganz storniert.
Im gesamten Sommer, der Hauptsaison von Tui, seien die Umsätze um 80 Prozent gesunken, so von Czapiewski. Viele Reisen seien ganz ausgefallen oder höchstens eingeschränkt möglich gewesen. Es habe aber auch Lichtblicke gegeben: «Das Segment Eigenanreise, also die Destinationen, die mit dem Auto erreicht werden können, entwickelte sich positiv.» Dieses Geschäft mache aber nur einen kleinen Teil des gesamten Angebots aus und habe deshalb die Einbrüche bei weitem nicht kompensieren können.
Tui plant Redimensionierung
Um die Kosten zu reduzieren, gab das Unternehmen bereits Anfang Juli eine Redimensionierung bekannt. Acht Geschäftsstellen werden geschlossen und im Zuge der Schliessungen auch 70 Stellen gestrichen. «Ende August schliessen wir als erstes unseren Standort in Cham, die anderen sieben Standorte werden dann per Ende September geschlossen», so von Czapiewski.
Zudem sei bereits früh im Betrieb Kurzarbeit eingeführt worden. Auch aktuell leiste noch immer ein grosser Teil der Belegschaft Kurzarbeit.

Längerfristig sieht von Czapiewski für die Branche wieder eine positive Zukunft. Die Menschen wollten reisen, auch wenn das Reisen künftig wohl anders aussehen werde wie bisher – zum Beispiel wegen der Schutzkonzepte.
Bei Tui habe man ausserdem diverse Lehren aus der Krise gezogen. «Die Krise hilft uns auch, uns als Unternehmen weiterzuentwickeln», so von Czapiewski. Tui Suisse werde nun vor allem die Digitalisierung vorantreiben. Drei Geschäftsstellen wurden bereits umgebaut und als Concept Stores mit digitalen Beratungsangeboten ergänzt.