Die Fluggesellschaft Swiss will im 2022 dank Restrukturierungen aus den roten Zahlen kommen. Die Pandemie hatte der Airline stark zugesetzt.
Fluggesellschaft Swiss
Im April sind 12'321 Flugzeuge für die Fluggesellschaft Swiss abgehoben. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Swiss will dieses Jahr wieder schwarze Zahlen schreiben.
  • Dies soll mithilfe umfangreicher Restrukturierungen gelingen.

Die Fluggesellschaft Swiss ist im vergangenen Jahr erneut tief in der Verlustzone gelandet. Nun strebt das Unternehmen wieder ein profitables Jahr an, auch dank umfangreicher Restrukturierungen. Doch mit dem Ukraine-Krieg kommt bereits ein neuer Unsicherheitsfaktor auf die Airline zu.

2020 hatte die Swiss noch in jedem Quartal tief in den roten Zahlen gelegen. Nun gelang es der Airline im dritten Quartal 2021, wieder einen kleinen Gewinn zu verbuchen.

Im Schlussquartal konnte sie dann aber nicht mehr daran anschliessen. Im Gesamtjahr erlitt sie einen operativen Verlust von knapp 428 Millionen Franken. Doch das ist immerhin ein Drittel weniger Verlust als im Vorjahr.

Kleinere Flotte und weniger Personal

So zeigte sich Finanzchef Martin Binkert für 2022 denn auch positiv. «Wir haben im zweiten Halbjahr 2021 bereits grosse Fortschritte gemacht. Das zeigt, dass unsere Restrukturierungsmassnahmen greifen», sagte er im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP.

Dank des im letzten Jahr lancierten Restrukturierungsplans mit dem Titel «Reach» spart die Swiss jährlich 500 Millionen Franken ein. Zum Programm gehört etwa die Verkleinerung der Flotte um 15 Prozent, aber auch der Personalabbau.

Bislang hat die Airline 1700 Vollzeitstellen abgebaut. Davon zwei Drittel durch natürliche Fluktuation und Frühpensionierungen, ein Drittel durch Entlassungen.

Impfverweigerer nicht mit eingerechnet

Inzwischen muss die Airline aber sogar wieder neue Leute einstellen. Das Angebot der Frühpensionierungen sei besser angenommen worden als vermutet. Dies sagte Firmenchef Dieter Vranckx am Hauptsitz der Swiss in Kloten.

Dieter Vranckx
Swiss-CEO Dieter Vranckx will die Airline wieder auf Kurs bringen. - Keystone

Und später kamen noch die zusätzlichen Entlassungen von etwa 100 bis 150 Impfverweigerern hinzu. Diese hatte man anfangs nicht eingerechnet.

Im Rahmen der Restrukturierung überprüfte die Swiss aber auch ihr Netzwerk. Sie leitete zahlreiche weitere Massnahmen ein, etwa zur Digitalisierung oder zur Effizienzsteigerung mittels künstlicher Intelligenz.

Zusätzlich zum Sparprogramm sorgte auch das weiterhin sehr starke Frachtgeschäft für das geringere Defizit im Gesamtjahr. «Wenn es so weiter geht, sollten wir im Laufe des Jahres 2022 Verluste vermeiden können», sagte Finanzchef Binkert.

Swiss beschäftigt Personal in Russland und Ukraine

Doch ob es so weitergeht, bleibt aufgrund der jüngsten Ereignisse fraglich. Denn kaum ist ein Ende der Coronakrise in Sicht, ist in der Ukraine Krieg ausgebrochen. Das war denn auch eines der vorherrschenden Themen an der Medienkonferenz der Fluggesellschaft.

«Ich wäre gerne mit Worten der Zuversicht in diese Präsentation gestartet», sagte Vranckx. «Doch die aktuelle Situation beunruhigt und schockiert uns sehr.»

Die Swiss beschäftigt in der Ukraine und in Russland eigene Mitarbeitende. Das Unternehmen sei mit ihnen in ständigem Kontakt, betonte Vranckx. «Und wir unterstützen sie, wo immer wir können», sagte er.

Hilfsgüter habe die Airline bisher noch keine in das Kriegsgebiet geflogen, sagte Vranckx. Man sei derzeit aber daran, Hilfsaktionen innerhalb der Lufthansa-Gruppe abzustimmen.

Doch der Krieg trifft die Airline auch wirtschaftlich. Am Montag beschloss die Swiss, die Ukraine und Russland nicht mehr anzufliegen. Das heisst, dass etwa 4500 Passagiere wöchentlich wegfallen. So viele Fluggäste hatte die Swiss vor dem Krieg jede Woche von und nach Russland oder in die Ukraine transportiert.

Umwege führen zu Mehrkosten

Der russische Präsident Wladimir Putin hat als Reaktion auf die Sanktionen den Luftraum gesperrt. Dies führt zudem zu massiv längeren Langstreckenflügen nach Asien. Dafür muss die Swiss, genauso wie die Airlines der Konzernmutter Lufthansa, nun die südliche Route nehmen. Diese dauert länger und verbraucht mehr Treibstoff.

Swiss Künstliche Intelligenz
Piloten müssen Umwege fliegen, was die Kosten in die Höhe treibt. - Swiss International Airlines

Zu berechnen, was das für Zusatzkosten mit sich bringe, sei allerdings schwierig. Man müsse Faktoren wie neue Überflugsrechte, zusätzliche Treibstoffe, tiefere Frachtkapazität wegen höherer Treibstoffvorräte an Bord und weitere Faktoren beachten. Die Swiss-Teams seien derzeit mit Hochdruck daran, gute Lösungen zu finden.

Der Kriegsausbruch hat auch den ohnehin schon hohen Treibstoffkosten noch weiteren Auftrieb gegeben. Darum muss die Swiss künftig ihre Tickets teurer verkaufen. «Wir müssen das tun, um unsere finanziellen Ziele zu erreichen», sagte Binkert.

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