SNB-Präsident Jordan ruft Kunden zum Wechsel zu Banken mit attraktiveren Zinssätzen auf. Denn die bisherige Bank müsse dann darauf reagieren.
«Wenn sie zu einer anderen Bank wechseln, die mehr Zins bezahlt, dann zwingt das ihre bisherige Bank, darauf zu reagieren»: Nationalbank-Präsident Thomas Jordan. (Archivbild)
«Wenn sie zu einer anderen Bank wechseln, die mehr Zins bezahlt, dann zwingt das ihre bisherige Bank, darauf zu reagieren»: Nationalbank-Präsident Thomas Jordan. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/MICHAEL BUHOLZER

Nationalbank-Präsident Thomas Jordan hat im Wettbewerb für attraktivere Zinssätze gewisse Sparer zum Bankenwechsel aufgerufen. «Wenn sie zu einer anderen Bank wechseln, die mehr Zins bezahlt, dann zwingt das ihre bisherige Bank, darauf zu reagieren.»

In einem Interview mit der «NZZ am Sonntag» appellierte Jordan an die Verantwortung der Kunden. Diese könnten mit ihrem Verhalten zu einem funktionierenden Wettbewerb beitragen.

Während viele Banken grosse Gewinne erzielten, stiegen die Zinssätze für die Sparer zuletzt nur zögerlich. Der Leitzins liegt bei 1,75 Prozent, ein üblicher Sparzins aber weit darunter.

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Die SNB. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/ANTHONY ANEX

Jordan zeigte dabei auch Verständnis für die Banken, die nach der Phase mit Negativzinsen zunächst ihre Marge normalisieren müssten. «Ich erinnere daran, dass zuvor die Zinsen für Sparer trotz negativem Leitzins mehrheitlich bei null lagen.» Wenn die Normalisierung der Marge abgeschlossen sei, sollte der Wettbewerb zwischen den Banken dafür sorgen, dass auch die Zinssätze auf den Kundeneinlagen wieder ansteigen würden. «Dieser Prozess hat bereits begonnen.»

In Bezug auf die Gewinnausschüttungen der SNB an die öffentliche Hand ist es laut Jordan durchaus möglich, dass Bund und Kantone für längere Zeit auf diese verzichten müssen. «Bund und Kantone erhalten erst wieder Geld, wenn das Eigenkapital das von uns angestrebte Niveau erreicht.» Damit demnach Gewinnausschüttungen wieder möglich werden, muss die Ausschüttungsreserve von zurzeit minus 39 Milliarden deutlich über null steigen.

Viele Zentralbanken in ähnlicher Situation

Die SNB habe in der Phase vor 2022 einige Jahre sehr hohe Gewinne erwirtschaftet, und sie habe auch die Ausschüttungen deutlich erhöhen können, sage Jordan. «Es kann aber durchaus sein, dass jetzt eine Periode kommt, in welcher Ausschüttungen nicht möglich sind.» International seien viele Zentralbanken in einer ähnlichen Situation, manche hätten sogar ein negatives Eigenkapital.

Jordan bekräftigte, dass die Glaubwürdigkeit und Reputation der SNB davon abhängig sei, ob es ihr gelinge, die Preisstabilität aufrechtzuerhalten. «Im internationalen Vergleich stehen wir hier sehr gut da, der Franken ist die stabilste Währung der Welt.» Preisstabilität sie der wesentliche Beitrag der Nationalbank zum Wohlstand der Schweiz. «Die Gewinnausschüttung ist ein Nebenprodukt.»

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