Für die Wintersportler greifen Bergbahnen in die Trickkisten. Ganz so schnell wie die Ösis sind die Schweizer Skiorte nicht. Dennoch gibt es Kritik.
Weisse Schneespuren im Skisportort Kitzbüehl.
Weisse Schneespuren im Skisportort Kitzbüehl. - Twitter: @michaelmingler
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • In Kitzbühel ist bereits eine Skipiste geöffnet. Dank Schnee von letzter Saison.
  • Auch Schweizer Skigebiete verlassen sich nicht mehr nur auf die Natur. Das geht ins Geld.
  • Der WWF kritisiert, dass künstliche Beschneiung negative Folgen für die Umwelt hat.

Ein Foto aus Österreich sorgt für Kopfschütteln. Grüne Wiese mit einem weissen Streifen. In Kitzbühel startet die Skisaison mit einer Piste bereits, trotz fast sommerlichen Temperaturen. Wie das geht? Die Österreicher haben Schnee von der letzten Saison gelagert. Kühlregale hätte man keine Einsetzten müssen, versprechen die Betreiber.

Auch in der Schweiz hilft man der Natur gerne auf die Sprünge, auch wenn Schnee von gestern kaum Thema ist. Doch Kunstschnee gehört für die Bergbahnbetreiber heute dazu, wie eine Umfrage von Nau zeigt. Unabhängig davon, wie hoch das Skigebiet liegt. «Sobald die Temperaturen tief genug sind, werden die Pisten künstlich beschneit», sagt Mathias Imoberdorf von Zermatt Bergbahnen. Warum? «Wenn der erste Schnee fällt, ist bereits eine gute Unterlage da.» Falls es zu wenig Schnee habe, würde man nur die höher gelegenen Pisten öffnen.

«Ohne geht es heute nicht»

Auch in Arosa ist die technische Beschneiung mit der Schneekanone wichtig. «Total können wir rund 65 Prozent des gesamten Skigebietes technisch beschneien», sagt Sprecher Stefan Reichmuth. Denn: «Ohne geht es heute nicht mehr.»

Zwei Faktoren spielen für die künstliche Beschneiung eine Rolle: Luftfeuchtigkeit und Temperatur. Liegt die Luftfeuchtigkeit tief, also bei rund 30 Prozent, kann schon bei einem Grad beschneit werden. Bei höherer Luftfeuchtigkeit sind Minustemperaturen nötig.

Ab einer Höhe von 2200 Meter warnt das SFL vor erheblicher Lawinengefahr.
Ab einer Höhe von 2200 Meter warnt das SFL vor erheblicher Lawinengefahr. - Keystone

Eine Beschneiungsanlage geht ins Geld. Ein Kilometer Kunstschnee-Piste kostet zwischen 30'000 und 50'000 Franken. «Eine komplette künstliche Beschneiung rentiert nicht», erklärt Yvonne Ziegler-Keller, Geschäftsleiterin der Bergbahn Hoch-Ybrig. Im Gegensatz zu höheren gelegenen Skigebieten, die den Saisonstart fix definiert haben, sind die Schwyzer flexibler. Sie passen sich der Schneelage an. Letztes Jahr öffneten die Pisten Mitte November, im Jahr zuvor erst Ende Dezember.

Kritik vom WWF

Unter dem Strich nimmt der Trend zu Kunstschnee zu. Was kommt beim WWF gar nicht gut an. Dort wird künstliche Beschneiung «grundsätzlich» abgelehnt. «Der Wintersport in den Alpen sollte sich den Gegebenheiten von Klima und Standort anpassen respektive unterordnen – nicht umgekehrt», sagt Sprecherin Corina Gyssler. Sie kritisiert den hohen Ressourcenverbrauch und den Einsatz von Zusatzstoffen, deren langfristigen Auswirkungen ein Gefahrenpotential darstellen.

«Für die Natur bedeutet diese Übernutzung eine grosse Belastung» sagt Gyssler. Doch selbst für den Tourismus habe die Beschneiung negative Folgen. «Durch die Beschneiung und der damit verbundenen Übernutzung entstehen sichtbare Schäden an der Natur, welche primär während den schneefreien Jahreszeiten ihre negativen Auswirkungen zeigen.»

Ad
Ad