Die Schweizer Industriefirmen starten mit konjunkturellen Herausforderungen ins Jahr 2024.
Schweizer Industrie
Die Investoren in Schweizer Industrieaktien brauchen etwas Geduld. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/CHRISTIAN BEUTLER

Die Schweizer Industrie steht zu Beginn des Jahres konjunkturell im Gegenwind. Daher könnten die in den nächsten Tagen und Wochen anstehenden Resultate für das erste Quartal enttäuschen. Besserung zeichnet sich erst für das zweite Halbjahr ab.

Zu Beginn der Woche lieferte das Zuger Unternehmen Bossard einen Vorgeschmack darauf, wie schwierig sich das konjunkturelle Umfeld tatsächlich präsentiert. Bossard gilt als frühzyklisches Unternehmen und bedient eine breite Palette an Kunden aus den verschiedensten Industriebereichen. Das Unternehmen dient deshalb gewissermassen als Gradmesser.

Der Umsatz des Spezialisten für Verbindungstechnik reduzierte sich im ersten Quartal im zweistelligen Prozentbereich und verfehlte dabei die Erwartungen der Analysten klar. Dass die Vergleichsperiode aus dem Vorjahr ein Rekordquartal war, relativiert zwar den Einbruch etwas, aber die Verkäufe waren in allen drei Weltregionen Europa, Amerika und Asien rückläufig.

Die Stärke des Frankens kam bei der Umrechnung der Umsätze in Schweizer Franken noch belastend hinzu, was bei vielen anderen Unternehmen ebenfalls der Fall sein dürfte. «Ein eher schwacher Einstieg in die Zahlensaison zum 1. Quartal», kommentierte Remo Rosenau von der Helvetischen Bank in einer ersten Reaktion die Zahlen von Bossard. Somit zeichne sich für viele Industriefirmen ein harziger Start ins Jahr 2024 ab.

Prognosen: Schwieriges erstes Halbjahr

Völlig aus dem Nichts kam die Enttäuschung bei Bossard indes nicht. So hatte das Management im Februar von einem anspruchsvollen Umfeld gesprochen. Prognosen seien daher schwierig. Zumindest im ersten Halbjahr sei mit einer verhaltenen konjunkturellen Entwicklung zu rechnen, dies in Kombination mit einem weiter steigenden Lohnniveau.

So oder ähnlich tönte es bei einigen Unternehmen in den vergangenen Wochen. Mit einer Verbesserung der Lage ist – wenn – dann erst im zweiten Semester zu rechnen. Vorsichtig geäussert hatte sich etwa Bucher Industries und entsprechend bereits für das Gesamtjahr einen sinkenden Umsatz in Aussicht gestellt.

Dätwyler, der Urner Spezialist für Dichtungslösungen, erwartet ebenso eine tendenzielle Entspannung erst im Verlauf des Jahres wie etwa der Automobilzulieferer Feintool, der Industriekonzern Georg Fischer, die in der elektrischen und optischen Verbindungstechnik aktive Huber+Suhner oder der Textilmaschinen-Hersteller Rieter.

Der Dachverband der Schweizer Tech-Industrie, Swissmem, bestätigte diese Einschätzung Ende Februar ebenfalls. Nach dem rückläufigen Auftragseingang im Jahr 2023 zeichneten sich für die Industrie erste Lichtblicke ab, so der Verband. Einerseits habe sich der Rückgang bei den Auftragseingängen im vierten Quartal klar abgeschwächt, andererseits verzeichneten die globalen Einkaufsmanagerindizes auf tiefem Niveau einen leicht positiven Trend.

Auch die schwierige Währungssituation habe sich jüngst wieder etwas entspannt. Setze sich diese Entwicklung fort, könnte die Talsohle des Abschwungs Mitte 2024 erreicht sein, lautete das Fazit von Swissmem vor wenigen Wochen.

Investoren brauchen Geduld

Die Investoren in Schweizer Industrieaktien brauchen also etwas Geduld. Ein schwieriges Startquartal könnte sich zu einem mageren ersten Semester ausweiten. Rosen darf man sich eher erst ab dem zweiten Semester erhoffen.

Mit Spannung werden nun die nächsten Quartalsberichte erwartet. Bereits am kommenden Montag werden mit Sulzer und Bystronic zwei weitere traditionelle Industriefirmen über das erste Quartal berichten. Bystronic hatte wie viele Ende Februar einen schwachen Jahresbeginn sowie eine Verbesserung im Laufe des Jahres in Aussicht gestellt.

Sulzer zeigte sich hingegen für das Gesamtjahr 2024 insgesamt recht zuversichtlich. Wegen der hohen Vergleichsbasis wird aber auch hier der Bestellungseingang im ersten Quartal gemäss den Prognosen unter demjenigen des Vorjahres liegen.

Im Verlauf der Woche folgen dann mit ABB und Schindler auch zwei Schwergewichte, sowie mit Comet und Cicor zwei weitere Nebenwerte.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

SchindlerFrankenSulzerCometABB