Gestern ging der erste Schweizer «Singles' Day» über die Bühne. Weltweit sprudelten gigantische Umsätze, auch in der Schweiz wurden Händler überrascht.
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Am Schweizer Singles' Day nahmen verschiedene Händler teil. - Nau
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Singles' Day sorgt in China alljährlich für gigantische Umsatzwerte.
  • Am Sonntag fand der Event in der Schweiz erstmals statt: mit mässigem Erfolg.
  • Experten erwarten jedoch, dass sich der Schnäppchentag nächstes Jahr etablieren wird.

Eine Milliarde Franken nach einer Minute, 10 Milliarden nach einer Stunde, 30 Milliarden nach einem Tag – am Singles’ Day ist der chinesische Onlinegigant Alibaba jeweils weltweit Umsatzkönig. Der Tag, von Studenten in China zur Feier von und für Alleinstehende gegründet, mutierte zum umsatzstärksten Tag für Händler auf der ganzen Welt.

Alibaba erreicht am diesjährigen Singles' Day die 30-Milliarden-Grenze.
Alibaba erreicht am diesjährigen Singles' Day die 30-Milliarden-Grenze. - Nau

Schweizer Kunden sind noch zögerlich

In der Schweiz erzielten die Händler an diesem Sonntag im Schnitt das Zweieinhalbfache eines normalen Sonntags-Umsatzes. Das Interesse sei enorm gewesen, schreibt das Übersichtsportal Blackfridaydeals.ch. Retail-Experte Julian Zrotz ist sich deshalb sicher: «Der Singles' Day wird sich in der Schweiz im nächsten Jahr etablieren.»

Die Kundinnen und Kunden kauften mehr ein als sonst, doch im Vergleich zu anderen Rabatt-Tagen waren die Bestellungen noch bescheiden.
Die Kundinnen und Kunden kauften mehr ein als sonst, doch im Vergleich zu anderen Rabatt-Tagen waren die Bestellungen noch bescheiden. - Nau

Die Angebote der Händler seien in diesem Jahr zurückhaltend gewesen: Orangensaft-Presser, Massagestab oder Staubsauger liessen die Schnäppchenjäger nicht ausflippen. «Highlights wie ein Halbtax zum halben Preis, wie letztes Jahr von Interdiscount zum Black Friday, suchte man vergeblich. Oftmals gab es nur 11 Prozent Rabatt. Mutigere Händler profitierten hingegen überdurchschnittlich», so Zrotz weiter.

Die Kunden kauften im Vergleich zu anderen Rabatt-Tagen zurückhaltender ein. Retail-Experte Zrotz: «Seitens der Kundinnen und Kunden war eine gewisse Verunsicherung zu spüren, ob am Black Friday noch bessere Angebote folgen werden. Das dürfte dazu geführt haben, dass mit dem Kauf teurerer Artikel noch zugewartet wurde.»

«Wir waren positiv überrascht von der hohen Nachfrage»

Media Markt ist zufrieden, im Onlineshop verzeichnete man etwas mehr Besucher als erwartet. Der Tag lohne sich, weil durch die Werbung im Vorfeld spezielle Aufmerksamkeit entstehe, so der Elektronikhändler zu Nau. Ähnlich tönt es von Amorana.

«Ich denke, es ist eine Art selbsterfüllende Prophezeiung. Dadurch, dass die Medien darüber berichten, werden die Kunden aufmerksam. Sie schieben deshalb wohl ihren Einkauf auf und kaufen am Singles’ Day ein», sagt Co-Gründer Alan Frei. Amorana hat am diesjährigen Singles’ Day rund doppelt so viel umgesetzt wie im letzten Jahr, zweieinhalb Mal so viel wie an einem durchschnittlichen Novembertag.

Auch Vögele Shoes ist grundsätzlich zufrieden. Der Schuhhändler wollte den Anschluss an diesen digitalen Verkaufstrend nicht verpassen. Man überlege sich, den Schnäppchentag auch 2019 durchzuführen. Möglich ist dies auch bei digitec, es sei jedoch noch nichts in Stein gemeisselt.

Tag für die Alleinstehenden

Der Singles’ Day entstand 1993 als Junggesellentag an der Universität von Nanjing. Die Studierenden wollten das Single-Sein feiern und schufen so diesen Gegenevent zum Valentinstag. Beziehung und Heirat sind in der chinesischen Gesellschaft sehr wichtig – Single zu sein gilt hingegen als nicht erstrebenswert.

Die Studenten machten deshalb am 11.11. – die vielen Einsen stehen für die Singles – jeweils Party, um neue Freunde oder potenzielle Freundinnen kennenzulernen. Waren es zuerst primär Männer, machten bald auch Frauen mit. Und dank Alibaba heute die halbe Welt.

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