Schweizer Franken nach Zinsentscheid unter Druck
Der Schweizer Franken hat nach dem Zinsentscheid der Schweizerischen Nationalbank (SNB) gegenüber dem Euro und dem Dollar deutlich nachgegeben.

Gegenüber dem Euro und dem Dollar hat der Schweizer Franken deutlich nachgegeben. Die SNB belässt den Leitzins vorerst bei 1,75 Prozent – entgegen der Erwartung einer Mehrheit von Marktteilnehmern, die darauf gesetzt hatten, dass die SNB der Europäischen Zentralbank (EZB) folgen und ebenfalls die Leitzinsen anheben würde.
Dass der Leitzins in der Schweiz nun auf dem bisherigen Niveau stehen bleibt, während andere Notenbanken die Zinsen hochgeschraubt haben, sorgt für eine grössere Zinsdifferenz zwischen der Schweiz und anderen Währungszonen.

Da nun andere Währungen höher verzinst werden als der Franken, verliert die hiesige Währung an Wert. «Mit dem Verzicht auf eine Zinsanhebung hat die SNB die Konjunktursorgen stärker gewichtet als die Inflationsrisiken», kommentierte der Ökonom Alessandro Bee von der UBS den Zinsentscheid der SNB.
Der US-Dollar kostet nun gegenüber dem Franken mit 0,9049 wieder deutlich mehr als 90 Rappen. Der Euro hat sich mit zuletzt 0,9631 wieder über die Marke von 96 Rappen gehievt. Damit notiert der Franken gegenüber den wichtigen Währungen Dollar und Euro aber nach wie vor nahe dem Jahreshoch.
Den Schweizer Franken stärken
SNB-Chef Thomas Jordan betonte am Dienstag, dass die SNB falls notwendig mittels Devisenkäufen den Schweizer Franken stärken und damit allenfalls die importierte Inflation bekämpfen könne.
Der Euro hat sich am Donnerstag seinerseits von anfänglichen Verlusten gegenüber dem Dollar erholt und kostete am Mittag 1,0650 Dollar, nachdem er in der Nacht zuvor bis auf 1,0617 gefallen war – und damit auf den tiefsten Stand seit März.
Der Dollar profitiert von der Aussicht, dass die amerikanische Zentralbank Federal Reserve noch nicht am Ende ihres Straffungskurses angelangt sein könnte. Zwar beliessen die Währungshüter ihre Leitzinsen am Mittwochabend wie erwartet stabil, erhöhten also wie auch hierzulande die Zinsen nicht. Doch neue Zinsprognosen lassen eine weitere Erhöhung in diesem Jahr möglich erscheinen. Zudem könnten die für nächstes Jahr erwarteten Zinssenkungen geringer ausfallen als bisher gedacht.
Bank of England verzichtet auf Zinserhöhung
Am Berichtstag stand eine ganze Reihe von Notenbankentscheidungen auf dem Plan. Nebst der SNB haben am Vormittag die Notenbanken Norwegens und Schwedens ihre Leitzinsentscheidung bekanntgegeben. Beide heben die Zinsen weiter an.
Zudem hat am frühen Nachmittag die Bank of England überraschend auf eine weitere Zinserhöhung verzichtet. Dagegen hat die türkische Notenbank ihren Leitzins wie erwartet um ganze fünf Prozentpunkte auf neu 30 Prozent angehoben. Grund ist die hohe Inflation in der Türkei, die zuletzt bei fast sechzig Prozent gelegen hat.