Schweizer Firmen befassen sich wegen US-Zöllen mit Wegzug
Die drohenden US-Zölle auf Schweizer Exporte stellen Schweizer Unternehmen vor Herausforderungen. Man überlegt sich eine Verschiebung des Standorts.

Das Wichtigste in Kürze
- Der Kaffeemaschinenhersteller Thermoplan denkt über einen Umzug nach.
- Mit den 39 Prozent US-Zöllen für die Schweiz sei man nicht mehr wettbewerbsfähig.
- Die Swatch will derweil Schnellschüsse vermeiden.
Der Schweiz droht ein veritabler Zollhammer: Sollte es zu keiner Einigung mit den USA um Präsident Donald Trump kommen, gilt ab Donnerstag ein Satz von 39 Prozent.

Klar ist: Das hätte Folgen für die hiesige Wirtschaft. Insbesondere für Unternehmen, für die Exporte nach Amerika ein wichtiger Teil des Geschäfts sind. Betroffen ist beispielsweise die Schokoladenbranche.
Thermoplan denkt über Wegzug nach
Doch auch andere Bereiche könnten die Folgen der Zölle zu spüren bekommen. So hält Adrian Steiner, Geschäftsführer des Kaffeemaschinenherstellers Thermoplan, in der SRF-Sendung «10 vor 10» fest: «Mit 39 Prozent Zoll sind wir als Thermoplan in der Schweiz nicht mehr wettbewerbsfähig.»
Thermoplan beliefert etwa die US-Kette Starbucks seit 1999 mit Kaffeemaschinen. Deshalb denkt man nun offen über einen Umzug nach. Steiner sagt: «Wir befassen uns intensiv mit dem Szenario, den Produktionsstandort in den EU-Raum oder nach Amerika zu verlegen.»
Realistisch könnte ein Wechsel ins benachbarte Deutschland sein. Allerdings dürfte der Prozess mindestens ein Jahr dauern, heisst es.
Das sei eine grosse Entscheidung – man verkaufe so schliesslich die Swissmade-Qualität. Da man 30 Prozent des Umsatzes in Nordamerika macht, müssen sich die Verantwortlichen solche Gedanken aber machen.
Nick Hayek, Geschäftsführer des Uhrenherstellers Swatch, will hingegen erst einmal abwarten. «Keine Schnellschüsse an Negativismus und Spekulationen. Und vor allem kein Hyperventilieren», sagt er gegenüber SRF.
Unternehmen nicht auf Zoll-Themen vorbereitet
Eine Schwierigkeit im Umgang mit dem Zollstreit ist, wie schnell sich die Lage ändert. Kaum jemand hatte im Vorfeld mit den 39 Prozent gerechnet. Die Schweiz schien lange auf gutem Weg, was eine Einigung mit den USA betrifft.

Simeon Probst, Leiter internationaler Handel und Zoll beim Beratungsunternehmen PWC Schweiz, sagt: «Viele Unternehmen sind gar nicht darauf vorbereitet, sich jetzt plötzlich mit Themen wie Tarif, Zollwert oder der Nationalität von Waren auseinanderzusetzen.»
Die grosse Herausforderung sei, dass die Zölle jetzt relativ schnell und in dieser Höhe gekommen seien.
Wirtschaftsverbände fordern Massnahmen
Bereits direkt nach der Zollankündigung von Donald Trump am 1. August zeigte sich die Schweizer Wirtschaft besorgt.

Der Tech-Industrie-Verband Swissmem sprach von einem «Zollschock», der Gewerbeverband von einem «Zollhammer». Economiesuisse sieht derweil eine «sehr ernsthafte Belastung für die Schweizer Wirtschaft».
Für die Verbände ist deshalb klar, dass es sowohl innen- als auch aussenpolitische Massnahmen braucht. So soll der Wirtschaftsstandort Schweiz attraktiv bleiben.