Die SBB macht Werbung für ein Schweizer Online-Casino. Dafür gibt es Kritik einer Präventions-Expertin.
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Im Newsletter der SBB macht ein Schweizer Online-Casino Werbung. - Screenshot SBB Newsletter
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Das Wichtigste in Kürze

  • In einem Kunden-Newsletter der SBB findet sich eine Werbung für ein Online-Casino.
  • Seit 2019 sind konzessionierte Online-Casinos in der Schweiz zugelassen.

Ganz unten im Newsletter der SBB ist der Werbebanner versteckt. Sauber gekennzeichnet, wie es sich gehört. Doch der Inhalt des jüngsten Werbemails sorgt bei manchen für Kopfschütteln.

Denn die Bundesbahn wirbt für ein Schweizer Online-Casino. «Entdecken Sie das spannende Spielangebot und sichern Sie sich Ihren Willkommensbonus», steht geschrieben. «Absurd, um nicht zu sagen daneben», findet dies Twitter-Nutzer Andreas Von Gunten.

Pikant: In den AGB auf der Webseite schreibt die SBB, dass sie Werbung weder für Spiele noch für Wetten zulässt. Hält sich die Bundesbahn also nicht an die eigenen Richtlinien?

SBB will AGB aktualisieren

Gegenüber Nau.ch sagt Sprecher Daniele Pallecchi, dass die im Internet veröffentlichten AGB veraltet seien. «Sie sollten bis Ende Woche entsprechend aktualisiert sein.»

Laut Pallechi stammt die Anzeige von einem konzessionierten Online-Casino. Solche Online-Geldspiele sind seit Anfang 2019 erlaubt. Die Grenzen der Werbung würden da liegen, «wo die öffentliche Ordnung gefährdet wird oder Sitte und Anstand verletzt werden», so der SBB-Sprecher.

SBB AGB
In den früheren AGB der SBB war Werbung für Spiele und Wetten nicht erlaubt. - Screenshot AGB SBB

Kritisch beurteilt die Situation Livia Staub, Projektleiterin von Sos-Spielsucht, einem Programm, welches im Auftrag von 16 Kantonen durch die Fachorganisationen «Perspektive Thurgau» und Sucht Schweiz umgesetzt wird. «Die SBB haben als Bundesbetrieb eine grosse Verantwortung gegenüber der Schweizer Bevölkerung. Ob sie diese im vorliegenden Fall wahrnehmen, finde ich fraglich.»

Junge Männer werden angesprochen

Sie glaubt, dass durch das Bild mit der jungen Frau am Handy junge Männer angesprochen werden sollen. Das sei heikel. «Aus Forschungsergebnissen ist bekannt, dass junge Männer zwischen 18 und 45 Jahren am meisten gefährdet sind eine Glücksspielsucht zu entwickeln.»

Weil die Marktöffnung für Online-Geldspiele in der Schweiz noch nicht lange her ist, fehlen Erfahrungen. Staub sieht bei den Online-Casinos mehrere Gefahren.

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Seit Anfang 2019 gibt es konzessionierte Schweizer Online-Casinos. - zvg

So sind die Spielhäuser rund um die Uhr und überall verfügbar – auch via Handy mit einem Griff in die Hosentasche. «Zudem ist das Geld virtuell, somit geht der Bezug zu realem Geld schnell verloren.» Ebenso sei laut Staub die soziale Kontrolle reduziert – niemand wisse, wie lange man spielt.

Die Expertin warnt, dass problematisches Spielverhalten nicht nur finanzielle Auswirkungen habe. «Es kann auch die körperliche und psychische Gesundheit, soziale Beziehungen zu Familie oder das Berufsleben aus dem Gleichgewicht bringen.»

Über die Webseite von Sos-Spielsucht sind bereits Anfragen eingegangen, die Casino-Werbung bei der SBB zu beanstanden. «Wir behalten uns vor, diesbezüglich das Gespräch zu suchen.»

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