Dass der Chef der SBB Andreas Meyer Interesse an einem Kauf der BLS signalisiert haben soll, hat im Westen Berns aufhorchen lassen.
Die Gegner der neuen BLS-Werkstätte im Chlyforst bei Bern hoffen auf eine engere Zusammenarbeit von SBB und BLS. Denn so, hoffen die Gegner, würde der Bau der BLS-Werkstätte «auf der grünen Wiese» nicht nötig sein.
Die Gegner der neuen BLS-Werkstätte im Chlyforst bei Bern hoffen auf eine engere Zusammenarbeit von SBB und BLS. Denn so, hoffen die Gegner, würde der Bau der BLS-Werkstätte «auf der grünen Wiese» nicht nötig sein. - sda - KEYSTONE/ALESSANDRO DELLA VALLE
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Das Wichtigste in Kürze

  • SBB-Chef Andreas Meyer soll Interesse an einem BLS-Kauf signalisiert haben.
  • Verkehrsdirektor Neuhaus sagt, dass ein Verkauf nicht in Frage komme.

Eine engere Zusammenarbeit der beiden Bahngesellschaften würde die neue Werkstätte «auf der Grünen Wiese» überflüssig machen, so die Hoffnung der Gegner. Die Interessengemeinschaft (IG) Riedbach, in der sich Gegner zusammengeschlossen haben, bekräftigte ihre Haltung, wonach eine Kooperation zwischen SBB und BLS «dringend notwendig und schon seit Jahren fällig» sei.

Dass sich die beiden Bahnen im Kampf um lukrative Fernverkehrslinien in den Haaren lägen und einen regelrechten «Krieg der Bahnen» führten, sei ökonomischer Widersinn, schreibt die IG in einer Mitteilung vom Montag. Die Planung der Werkstätte müsse gestoppt werden.

SBB-Chef Andreas Meyer soll dem Berner Verkehrsdirektor Christoph Neuhaus (SVP) an einem informellen Treffen ein Kaufangebot für die BLS in der Höhe von 60 Mio. Franken unterbreitet haben, wie die «SonntagsZeitung» berichtete.

Neuhaus: «Verkauf kommt nicht in Frage»

Gemäss dem Artikel soll Meyer wenig später auch die BLS-Führungscrew um Bernard Guillelmon angesprochen haben. Diesmal aber, so die «SonntagsZeitung», habe Meyer nicht von einem Kaufangebot gesprochen, sondern davon, dass ihm der Kanton Bern die BLS zum Kauf angeboten habe.

Damit war für Irritationen auf allen Seiten gesorgt. Verkehrsdirektor Christoph Neuhaus versuchte am Montag die Wogen in einem Interview mit der «Berner Zeitung» zu glätten: «Ich betone klipp und klar: Die BLS steht nicht zur Disposition. Für uns kommt ein Verkauf nach heutiger Sicht nicht in Frage.» Auch eine substanzielle Beteiligung der SBB an der BLS steht laut Neuhaus aktuell nicht zur Debatte.

Neuhaus selber hatte den Dialog zwischen SBB und BLS wieder verbessern wollen. Dazu schlug er der SBB vor, ihre Lücken an Zugskompositionen mit BLS-Zügen zu schliessen.

«Durch den Streit um die Fernverkehrslinien wurde zwischen den beiden Bahnen viel Geschirr zerschlagen.» Die Schweiz sei als Markt schlicht zu klein für einen zermürbenden Kampf zwischen ihren Staatsbahnen.

SBB habe kein Kaufangebot unterbreitet

Neuhaus räumte im Interview ein, dass der Kanton regelmässig eine Standortbestimmung vornehmen müsse, um zu sehen, ob seine aktuelle Beteiligungsstrategie noch die richtige sei. «Wir dürfen im Kanton Bern nicht einfach automatisch so weiterfahren wie bisher, sondern müssen Anpassungen vornehmen, wo diese angebracht sind», gab der SVP-Regierungsrat zu bedenken.

Die SBB betonten bereits am Sonntag gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-sda, dass sie dem Berner Verkehrsdirektor kein Kaufangebot unterbreitet habe. Es bestünden auch keine Pläne, sich an der BLS zu beteiligen. Eine Beteiligung würde die SBB nur in Betracht ziehen, wenn der Eigentümer dies möchte. Doch derzeit gebe es dafür keine Anzeichen.

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