Ryanair hat seinem Personal erste Zugeständnisse zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen gemacht. Doch der Sparwille der irischen Firma verhindert vieles.
Ein Pilot von Ryanair mit einem T-Shirt, dass zum Streik aufruft.
Die Angestellen bei Ryanair fordern weiterhin bessere Anstellungsbedingungen. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Ryanair hat versucht, seinen Mitarbeitern entgegen zu kommen.
  • So hat die Billigairline unter anderem bis zum Jahresende acht Gewerkschaften anerkannt.
  • Trotzdem sträubt sich der Konzern vor weiteren Zugeständnissen.

«Ryanair must change – Ryanair muss sich ändern» – mit diesem Schlachtruf auf den Lippen haben im fast abgelaufenen Jahr Gewerkschaften europaweit mobil gemacht und den grössten Billigflieger des Kontinents zu Zugeständnissen gebracht. Niedriglöhne, Leiharbeit, willkürliche Versetzungen, hartes Personalregiment und eine anti-gewerkschaftliche Grundhaltung gehörten lange zur DNA der 1985 im irischen Dublin gegründeten Airline.

Nach teils abgestimmten Streiks der Piloten und Flugbegleiter in acht europäischen Märkten hat Ryanair bis zum Jahresende etliche Gewerkschaften anerkannt, Tarifverträge oder zumindest Eckpunkte vereinbart und sich bereitgefunden, Arbeitsverträge nach dem jeweils nationalen Recht abzuschliessen. In vielen Fragen sind die neuen Bestimmungen für die Beschäftigten vorteilhafter als das bislang angewandte irische Recht.

Gewerkschaften verzeichnen Erfolge

In Deutschland, dem wichtigsten Wachstumsmarkt der Ryanair, haben sowohl Verdi für die Flugbegleiter als auch die Pilotengewerkschaft Cockpit (VC) Grundsatzvereinbarungen erreicht, die neben deutlichen Gehaltszuwächsen auch mehr Schutz bei Versetzungen oder Stationsschliessungen versprechen.

Wird Ryanair also zu einer ganz normalen Airline? Fast hat es den Anschein, doch in zahlreichen Details zeigt sich noch immer der eisenharte Sparwille, der die Airline gross gemacht hat. Das Vertrauen der Börse schwindet allerdings: Der Aktienkurs hat seit dem Höchststand im August 2017 ein gutes Drittel nachgegeben.

Mehrkosten von über 200 Millionen Franken

Ein Grund dafür sind die höheren Personalkosten, die laut Ryanair schon im laufenden Geschäftsjahr um mehr als 200 Millionen Franken steigen dürften. «Aber es wird noch einiges hinzukommen, wenn in den kommenden Monaten weitere Tarifverträge mit Gewerkschaften abgeschlossen werden und Arbeitsverträge auf das jeweilige nationale Arbeitsrecht umgestellt werden», warnt der Branchenexperte Daniel Roeska vom Analysehaus Bernstein. Den Nettogewinn von 1,63 Milliarden Franken aus dem abgelaufenen Jahr dürfte Europas grösster Billigflieger nach seiner Einschätzung so schnell nicht mehr wiederholen können.

Auch in vermeintlichen Kleinigkeiten zeigt sich das Kostenbewusstsein bei Ryanair weiterhin. Nach eigenen Angaben hat sich das Unternehmen umfassend gegen steigende Ölpreise abgesichert und streitet mit der britischen Luftverkehrsaufsicht erbittert über die Frage, ob die von den Streiks betroffenen Passagiere Entschädigungen erhalten sollen oder nicht.

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