Rieter kauft Oerlikon Chemiefaser-Geschäft ab
Der Textilmaschinenkonzern Rieter wird von der Firma OC Oerlikon das Geschäft mit Anlagen zur Herstellung von Chemiefasern kaufen.

Rieter wird mit der Übernahme seinen Umsatz fast verdoppeln. Die Rieter-Aktionäre Peter Spuhler und Martin Haefner beteiligen sich an der Finanzierung des 700-Millionen-Deals.
Rieter unterzeichnete eine definitive Vereinbarung zur Übernahme der Oerlikon-Tochter Barmag, wie die beiden Unternehmen am Dienstag mitteilten. Mit der Transaktion, für die Rieter 713 Millionen Franken auf den Tisch legen muss, will der Winterthurer Textilmaschinenhersteller seine Wachstumsstrategie beschleunigen und sich als weltweit führendes Unternehmen für Natur- und Chemiefasern positionieren.
Barmag mit Sitz im deutschen Remscheid bei Düsseldorf gilt als einer der globalen Marktführer bei Anlagen zur Herstellung von Chemiefasern. Das Unternehmen erzielte 2024 einen Umsatz von 734 Millionen Franken und beschäftigt rund 2600 Mitarbeitende. Es umfasst die Marken Oerlikon Barmag, Oerlikon Neumag und Oerlikon Nonwoven mit Entwicklungsstandorten in Deutschland und China. Hauptmärkte sind China, Indien, die Türkei und die USA.
Rieter setzte im vergangenen Jahr 859 Millionen Franken um. Durch die Übernahme ergänzt Rieter sein Baumwolle-Kurzstapelfasergeschäft um Technologien für synthetische Fasern. Damit reagiert das Unternehmen den Angaben zufolge auf den weltweit steigenden Bedarf an Textilien: Der grösste Teil des erwarteten Wachstums entfällt auf Chemiefasern, da das Angebot an Naturfasern begrenzt ist. Die kombinierte Plattform soll zudem die Abhängigkeit von zyklischen Marktschwankungen verringern.
Finanziert wird die Akquisition über einen Überbrückungskredit, eine garantierte Kapitalerhöhung von 400 Millioinen Franken sowie eine Privatplatzierung über 77 Millionen Franken. Die beiden grössten Rieter-Aktionäre – Peter Spuhlers PCS Holding (rund 33 Prozent Beteiligung) und Martin Haefner (rund 10 Prozent) – unterstützen die Transaktion und beteiligen sich an der Finanzierung.
Übernahme steht unter Vorbehalt behördlicher Genehmigungen
Der Gesamtwert der Übernahme liegt bei 850 Millionen Franken. Sollte Barmag bis 2028 bestimmte finanzielle Ziele erreichen, könnte ein zusätzlicher Erfolgsbonus fällig werden.
Insgesamt erwartet Rieter, dass sich die Übernahme positiv auf die eigene finanzielle Stärke auswirkt – unter anderem, weil Barmag langfristig höhere Gewinne erziele und in wirtschaftlich schwierigen Zeiten stabilere Ergebnisse liefere.
Rieter plant im dritten oder vierten Quartal 2025 eine ausserordentliche Generalversammlung, um die Zustimmung der Aktionärinnen und Aktionäre zur geplanten Kapitalerhöhung einzuholen. Die genauen Bedingungen sollen rund um dieses Datum bekannt gegeben werden.
Die Übernahme steht unter dem Vorbehalt behördlicher Genehmigungen. Der Vollzug ist für das vierte Quartal 2025 geplant. Rieter rechnet damit, dass das übernommene Geschäft dank höherer Profitabilität und Cashflows auch zur finanziellen Stärke des Konzerns beiträgt.
Oerlikon hatte einen Verkauf des Chemiefaser-Geschäfts bereits im vergangenen Jahr angekündigt. Der Konzern hatte sich im Februar 2024 für die Trennung einen Zeitrahmen von 12 bis 36 Monaten gesetzt. Oerlikon will sich künftig nur noch auf das Geschäft mit Oberflächentechnologie konzentrieren.