Greta Thunberg hat den WEF-Eliten ins Gewissen geredet. Ihr Vorwurf: Seit ihrem letzten Besuch 2019 sei nichts passiert. Ein Klima-Experte sieht es ähnlich.
Greta Thunberg
Greta Thunberg, Umweltaktivistin und Schülerin aus Schweden, spricht beim Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Klimaaktivistin Greta Thunberg hielt gestern am Weltwirtschaftsforum eine Rede.
  • Sie kritisierte, dass es keine Fortschritte gebe.
  • Der Experte bestätigt: Die Fortschritte sind bescheiden.

Greta Thunberg ist nicht mit guten Nachrichten nach Davos gekommen. «Unser Haus brennt immer noch», sagte die schwedische Klimaaktivistin gestern während ihrer Rede am WEF.

Nach ihrer letzten Rede am vorjährigen Wirtschaftsforum habe man sie gewarnt, sie dürfe die Menschen nicht verängstigen. Sarkastisch merkte die 17-Jährige an: «Ich kann euch beruhigen. Es ist rein gar nichts passiert.»

Greta Thunberg spricht den WEF-Teilnehmern ins Gewissen.

Klare Worte, welche auch für Kritik sorgten. «Greta hat in Davos übertrieben», kommentierte gestern der «Tages-Anzeiger». Fortschritte gäbe es sehr wohl, argumentierte die Zeitung.

Schweiz mit E-Auto-Rekord

Das stimmt auf den ersten Blick. Manches hat sich verändert. In der Schweiz wurden so viele Elektroautos verkauft, wie noch nie. Die EU hat einen Green Deal aufgegleist und die Credit Suisse angekündigt, keine neuen Kohlekraftwerke finanzieren zu wollen.

«Das Thema Klima ist überall präsent und es gibt auch Fortschritte», kommentiert Reto Knutti, Klimaforscher an der ETH Zürich. «Aber angesichts der Dringlichkeit sind die Fortschritte immer noch bescheiden.»

Tesla
Immer mehr Schweizer kaufen E-Autos - Keystone

Es stimmt, dass mehr E-Autos verkauft werden denn je. Trotzdem ist der Absatz noch überschaubar. In der finanzstarken Schweiz machten Stromer gerade mal vier Prozent aller verkauften Neuwagen aus. Global sieht das Bild nicht besser aus.

Wie sollen Ziele erreicht werden?

«Die politischen Ankündigungen sind vielversprechend, auch der Bundesrat will die Schweiz bis 2050 treibhausgasneutral machen», sagt Knutti. «Aber wie das erreicht werden soll, und ob das mehrheitsfähig ist, das ist noch unklar.»

Der Klimaforscher stimmt der Aktivistin zu, dass bisher getroffene Massnahme viel zu wenig weit gehen. Diese seien völlig ungenügend, um die Klimaziele zu erreichen. «Die CO2-Emissionen müssen in wenigen Jahrzehnten auf null, aber sie steigen jedes Jahr.»

Klimawandel
Der renommierte ETH-Professor Reto Knutti. - ETHZ

Während ihrer Rede sagte die Schwedin, man solle nicht auf neue Technologien warten, sondern müsse jetzt handeln. «Es braucht beides», findet Knutti. «Wir müssen heute einsetzen was wir haben.» Etwa bei Gebäuden, wo umweltfreundliche Technologien schon lange existieren.

Forschung und Innovation nötig

Aber auch bei Verkehr, auf der Strasse und in der Luft. «Gleichzeitig braucht es Forschung und Innovation, um neue Technologien und Lösungen zu entwickeln.»

197 Länder haben 2015 das Klimaabkommen in Paris unterzeichnet. Die Aktivistin sagte während ihrer Rede, sämtliche Staaten seien daran, diese Ziele zu verletzen. Das bestätigt auch Knutti: «Nur eine Handvoll der fast 200 Staaten haben bisher Massnahmen getroffen, die kompatibel sind mit den Zielen des Pariser Klimaabkommens.»

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