Mit Polypeptide kommt wieder ein Neuling an die Börse
Erstmals seit dem Herbst 2019 gibt es in der Schweiz wieder einen klassischen Börsengang. Der Pharmazulieferer Polypeptide kommt neu an die Schweizer Börse.

Das Wichtigste in Kürze
- Der erste klassische Börsengang an der SIX seit SoftwareOne (im September 2019) steht an.
- Polypeptide bietet mittels IPO ein Angebotsvolumen von über 800 Millionen Franken an.
Am neuen Firmensitz von Polypeptide in Zug dürfte bald der eine oder andere Korken knallen. Denn heute erfolgt das Debüt der Aktien der Firma mit schwedischen Wurzeln an der Schweizer Börse. Es ist der erste «richtige» Börsengang hierzulande seit Herbst 2019.
Börsengang wurde erst vor gut zwei Wochen angekündigt
Der schwedische Pharmazulieferer Polypeptide hat den Börsengang an der SIX über ein IPO erst vor gut zwei Wochen angekündigt. Der Börsengang wurde als «natürlichen nächsten Schritt zur Stärkung des globalen Profils und der finanziellen Flexibilität» bezeichnet.
Polypeptide entwickelt und produziert als Auftragshersteller mit über 900 Mitarbeitern Peptide für Pharma-, Biotechnologie-, Diagnostik- und Kosmetikfirmen. Das Unternehmen hatte 2017 das Peptid-Geschäft von Lonza übernommen.

Bei Peptiden handelt es sich um Wirkstoffe, die etwa in Krebsmedikamenten, Antibiotika, Impfstoffen oder Anti-Faltenmitteln zum Einsatz kommen. Deren Bedeutung hat laut Polypeptide in den letzten Jahren zugenommen.
Umsatz von 223 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2020
Im Geschäftsjahr 2020 erzielte Polypeptide bei einem Umsatz von 223 Millionen Euro ein bereinigtes Betriebsergebnis (EBITDA) von 62 Millionen. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben einen globalen Marktanteil bei der ausgelagerten Fertigung von Peptidwirkstoffen von bis 25 Prozent erreicht. Es verfügt über sechs zertifizierte und von der FDA zugelassene Produktionsanlagen in Europa, den USA und Indien.
Die Preisspanne für den Börsengang wurde ursprünglich auf 57,00 bis 68,00 Franken je Aktie angesetzt. Später wurde die Preisspanne aufgrund der hohen Nachfrage auf 62,50 bis 65,00 Franken eingegrenzt und schliesslich auf 64 Franken festgelegt.
Angebotsvolumen von über 800 Millionen Franken
Im Zuge der Transaktion stösst der Milliardär Frederik Paulsen einen Teil seiner Aktien ab. Insgesamt wurden rund 3,13 Millionen neue und rund 8,40 Millionen bestehende Aktien platziert.

Einschliesslich einer Mehrzuteilungsoption beläuft sich das implizierte Angebotsvolumen damit auf 848 Millionen Franken. Die implizite Marktkapitalisierung der Gruppe kommt damit auf 2,12 Milliarden Franken, wie Polypeptide noch am heutigen Donnerstag mitteilte.
Paulsens Draupnir bleibt Hauptaktionär
Nach dem Börsengang wird der gegenwärtige Alleinaktionär, Paulsens Draupnir Holding, 60 Prozent an Polypeptide halten. Den Nettoerlös aus dem Börsengang will Polypeptide verwenden, um die laufenden Investitionsausgaben zu beschleunigen.
Auch die Expansion in verwandte Geschäftsbereiche soll vorangetrieben werden. Ausserdem soll Kapital gebraucht werden, um weitere organische oder nicht-organische Wachstumsmöglichkeiten wahrzunehmen.
Mehr Sichtbarkeit durch den Börsengang?
CEO Jane Salik stellte in einem Interview mit der Wirtschaftspresse die Pipeline in den Mittelpunkt: Diese sowie die finanziell solide Lage machten das Unternehmen für Investoren attraktiv und seien die Basis für überdurchschnittliches Wachstum. Neben den finanziellen Vorteilen eines IPO erhofft sich Salik auch mehr Sichtbarkeit des Unternehmens.

Der Zugang von Polypeptide an der SIX ist der erste klassische Börsengang hierzulande seit Oktober 2019. Damals kotierte der IT-Konzern SoftwareOne seine Aktien an der Schweizer Börse. 2020 verzeichnete die SIX lediglich zwei Neuzugänge.
Der Baukonzern Implenia brachte einen Teil seines Entwicklungsportfolios als Ina Invest. Der Mischkonzern Metall Zug den Hausgerätehersteller V-Zug an die Börse.