Das Schicksal der ABLV Bank scheint besiegelt: Die EZB erklärt das wegen Geldwäschevorwürfen in Verruf geratene Geldinstitut für gescheitert. Die lettische Bank dagegen sieht sich als Opfer politischer Entscheidungen.
Steht Lettlands drittgrösste Bank ABLV wirklich vor dem Aus?
Steht Lettlands drittgrösste Bank ABLV wirklich vor dem Aus? - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die lettische Bank ABLV soll pleite sein – zumindest nach Einschätzung der Europäischen Zentralbank.
  • Grund dafür sei eine «signifikante Verschlechterung ihrer Liquidität».
  • Die Bank weist die Vorwürfe jedoch zurück.

Lettlands drittgrösste Bank ABLV ist nach Einschätzung der Europäischen Zentralbank (EZB) nicht mehr zu retten. Die Bank sei wahrscheinlich nicht mehr in der Lage, ihre Schulden und andere Verpflichtungen zu bedienen, wenn sie fällig werden, erklärte die EZB am Samstag. Grund dafür sei eine «signifikante Verschlechterung ihrer Liquidität». Eine Rettung sei nicht im öffentlichen Interesse, hiess es in der Mitteilung.

ABLV war wegen des Verdachts auf unlautere Geschäfte ins Visier von US-Finanzbehörden und der EZB geraten. Nach einem Bericht der für Finanzkriminalität zuständige Abteilung des US-Finanzministeriums gebe es berechtigten Grund zur Annahme, dass die Bank Geldwäsche zu einem Pfeiler ihres Geschäftsmodells gemacht habe. Auch wurde ABLV vorgeworfen, sie habe Kunden ermöglicht, die UN-Sanktionen gegen Nordkorea zu umgehen.

ABLV wies die Vorwürfe zurück. Dennoch spitzte sich die Finanzlage der Bank daraufhin erheblich zu – binnen weniger Tage zogen Anleger rund 600 Millionen Euro (rund 691 Millionen Franken) ab. Auf Ersuchen der EZB legte die lettische Finanzaufsicht zu Wochenbeginn die Geschäfte des Instituts auf Eis. Zuvor war ihr auch der Zugang zum US-Finanzsystem abgeschnitten worden.

Bank weist Vorwürfe zurück

Mit der Entscheidung der EZB hat die lettische Finanzaufsicht am Samstag die Vermögenswerte der ABLV eingefroren. Die Bank soll einer Mitteilung zufolge nun nach lettischem Recht abgewickelt werden. Gesetzlich geschützt sind demnach Einlagen von bis zu 100'000 Euro (rund 115'000 Franken). Dies gilt auch für die Luxemburger Tochtergesellschaft von ABLV.

ABLV kritisierte die Entscheidung, die faktisch die Liquidierung der Bank eingeleitet habe und aus «politischen Erwägungen» getroffen worden sei. Nach eigener Ansicht habe sie alle Anforderungen der Aufsichtsbehörden erfüllt, um den Geschäftsbetrieb wieder aufzunehmen, teilte die Bank mit.

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