In der Energiebranche sind langfristige Stromabnahmeverträge weltweit ein Trend. Sie dienen der Finanzierung von Strom aus erneuerbaren Quellen. Auch die Schweizer Energieversorger sehen darin ein grosses wachsendes Geschäft.
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Eine Hochspannungsleitung. (Symbolbild) - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • So genannte Power Purchase Agreements (PPAs) hätten sich zu einem Megatrend entwickelt, heisst es vom Energiekonzern Axpo.

Auch bedingt durch weniger oder eine wegfallende Förderung. Dem grössten hiesigen Stromproduzenten zufolge wird die Nachfrage - schon allein wegen der ambitionierten Ausbauziele weltweit - weiter zunehmen.

Bei den PPAs liefert das Energieunternehmen nicht den Strom, sondern es geht darum, dass Strom von anderen Produzenten (garantiert) abgenommen und für diese vermarktet wird. Es handelt sich um bilaterale Verträge, bei denen es oft um erst geplante Projekte geht - wie ein neuer Windpark oder eine neue Solaranlage, die noch gebaut werden sollen.

Um den Strom zu vermarkten, können wiederum PPAs mit Kunden aus der Industrie abgeschlossen werden. Diese verpflichten sich für mehrere Jahre, den Strom aus erneuerbaren Quellen zu beziehen.

Dadurch dass diese Verträge mehrere Jahre laufen, decken sie einen grossen Teil der Laufzeit eines Projekts zu einem garantiertem Preis ab. Die Wind- und Solaranlagenbetreiber haben so weniger Risiken und eine sichere und planbare Einnahmequelle - unabhängig vom Wetter und vom Marktumfeld. Ohne die Verträge wären manche Projekte im Bereich erneuerbare Energien laut den Anbietern gar nicht möglich.

Den Stromabnehmern aus der Wirtschaft geht es wiederum darum, sich eine nachhaltige Energieversorgung zu sichern, um den ökologischen Fussabdruck zu verkleinern und «grüner» zu werden. «Wir sehen in vielen Ländern Europas, in denen wir tätig sind, eine steigende Nachfrage von Industrieunternehmen, ihren Stromverbrauch aus erneuerbaren Energiequellen zu decken», sagt Domenico De Luca, Vertriebs- und Handelschef bei der Axpo, laut einer Mitteilung vom Mittwoch.

Die Verträge werden bezüglich Preis und Volumen individuell ausgehandelt. Und das Geschäft lohnt sich für ein Energieunternehmen, wenn es sich auskennt: Gewinne werden durch Preisgestaltung, Hedging und Risikomanagement sowie mit einem diversifizierten PPA-Portfolio in Bezug auf Laufzeit, Struktur, Umfang, Regionen und Technologien (Wind, Solar, Biomasse usw.) erzielt. Ausserdem wird die Volatilität der globalen Märkte ausgenutzt. Das Geschäft birgt dementsprechend aber auch die Gefahr von Verlusten.

Die Laufzeit eines PPA hängt laut der Axpo stark von der Region ab. In reiferen Märkten wie den nordeuropäischen Ländern liege die durchschnittliche Laufzeit bei circa zehn Jahren und mehr, in Frankreich aktuell bei circa vier Jahren. «Grundsätzlich lässt sich sagen: Je weiter die Märkte entwickelt sind und je mehr Marktteilnehmer in einem Markt aktiv sind, desto länger werden die PPA-Laufzeiten», sagt Axpo-Sprecher Tobias Kistner auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP.

Hierzulande ist der PPA-Markt noch vergleichbar jung: «Diese Art von Stromlieferverträgen sind in der Schweiz noch relativ unbekannt», sagt Axpo-Handelschef De Luca. Erst am Morgen wurde ein Auftrag von Nestlé bekannt, wonach die Axpo dem Lebensmittelkonzern fünf Jahre lang Strom aus dem Schweizer Wasserkraftwerk Mauvoisin liefert. Das Besondere an diesem PPA ist, dass es um Wasserkraft geht - und nicht wie meistens um Solar- oder Windkraft - und um eine bereits bestehende Anlage und kein noch entstehendes Projekt.

Die Axpo hat das auf Kunden zugeschnittene Beschaffungs- und Handelsgeschäft in den vergangenen Jahren stark ausgebaut. Es liefere einen substanziellen Beitrag zum Ergebnis, heisst es. Per Ende des Geschäftsjahres 2020/21 (Ende September) hatte die Gruppe PPA-Verträge mit mehreren hundert Gegenparteien, wobei die Anzahl der Verträge mehr als doppelt so hoch war. Und bis 2030 will die Axpo die Zahl der abgeschlossenen PPAs vervierfachen.

Auch Alpiq hat erst diese Woche einen Stromabnahmevertrag in Finnland unterzeichnet. Der Energiekonzern vermarktet den Strom aus einem Windpark namens Merkkikallio - 15 Windturbinen mit einer Leistung von 82,5 Megawatt. Alpiq hält sich aber bedeckt, welche Laufzeit der Vertrag hat. Auch verrät der Konzern nicht, wieviel das Geschäft mit den langfristigen Verträgen insgesamt zum Umsatz und Ergebnis beiträgt.

PPAs hätten einen hohen Stellenwert für die Gesellschaft mit Blick auf den Klimaschutz, aber auch auf die Versorgungssicherheit, sagt Alpiq-Sprecher Guido Lichtensteiger auf Anfrage.

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