Der Preis des Industriemetalls Kupfer hat sich von seinem Corona-Einbruch Anfang 2020 stark erholt. Fiskalpakete in der westlichen Welt, eine Knappheit in der Produktion und vor allem eine steigende Nachfrage aus China könnten den Preis 2021 nun gemäss Experten auf neue Rekordmarken hochschnellen lassen.
Aurubis AG
Roland Harings trat 2019 in den Vorstand des Multimetall-Unternehmens ein und ist seit 2019 dessen Vorsitzender. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Zu Beginn der ersten Corona-Welle 2020 sackte Kupfer im Tief auf 4'617 US-Dollar je Tonne ab und damit auf den niedrigsten Stand seit Oktober 2016.

Innert Jahresfrist hat sich dieser Preis aber wieder verdoppelt. Bereits Anfang Februar wurde die Marke von 9'500 Dollar erreicht, was dem höchsten Preis seit 10 Jahren entsprach.

Kupfer, oder auch gerne «Dr. Copper» genannt, wird dabei oft als Frühindikator für die weitere Wirtschaftsentwicklung angesehen. Denn es wird in vielen Branchen wie der Elektroindustrie, der Baubranche oder für Computerplatinen verwendet. Stimmt hier die Nachfrage, geht es der Weltwirtschaft gut.

Der Ruf als «Konjunkturmetall», respektive als Indikator für die wirtschaftliche Entwicklung wird von gewissen Experten inzwischen allerdings auch kritisiert. Einerseits nennen sie die teils schwindende Bedeutung von «Dr. Copper» für die Industrie. Andererseits weisen sie darauf hin, dass die Industrie im Vergleich zum Dienstleistungssektor einen immer kleineren Teil zur Gesamtleistung der Wirtschaft beiträgt.

ZKB-Experte Simon Lustenberger etwa erklärt gegenüber der Nachrichtenagentur AWP, dass auch für den Kupferpreis die fundamentalen Daten entscheidend sind. Es geht also klassisch um Angebot und Nachfrage. Und gerade die Nachfrage hat in jüngster Zeit etwa in China im Zuge der Konjunkturerholung stark angezogen, wie er ausführt.

Dabei wirkte sich im «Reich der Mitte» eine ganze Kombination von Faktoren positiv auf den Kupferpreis aus, wie UBS-Rohstoffexperte Giovanni Staunovo ergänzt. «Da China sich als eines der ersten Länder vom Pandemie-Wirtschaftsrückgang im ersten Quartal 2020 solide erholt hat und gleichzeitig die Kupferpreise zu Beginn der Pandemie stark fielen, stieg die Kupfer-Nachfrage aus China von Juni bis November 2020 massiv an», führt er aus.

Doch gebe es auch andere Faktoren, die den Preis derzeit tendenziell nach oben trieben. So sei eine Nachfrage von Finanzanlegern zu beobachten, die das Metall als Absicherung gegen Inflation nutzen würden. Ausserdem könnten die aktuellen Stimulus-Massnahmen westlicher Staaten den Preis auch künftig positiv beeinflussen, so Staunovo.

Sein Kollege Lustenberger verweist diesbezüglich auf das unlängst geschnürte Konjunkturpaket von US-Präsident Joe Biden. «Dieser politische Schritt führt zu Investitionen in die amerikanische Infrastruktur und entsprechend zu einer höheren Nachfrage nach Kupfer in Nordamerika», führt der ZKB-Experte aus.

Betrachtet man statt der Nachfrage- die Angebotsseite, so kam es in Lateinamerika zu pandemiebedingten Produktionsunterbrechungen, die sich ebenfalls positiv auf den Preis auswirkten. Wie Commerzbank-Analyst Daniel Briesemann in einem Kommentar ausführt, spielen hier die Corona-Schutzmassnahmen im wichtigen Produzentenland Chile eine Rolle.

Der stellvertretende Bergbauminister hatte kürzlich die Minenindustrie dazu aufgerufen, ihre Massnahmen zu verstärken, um die Arbeiter vor der Pandemie zu schützen. «Entgegen den offiziellen Aussagen denken wir nicht, dass dies spurlos an der Produktion vorbeigeht», schreibt Briesemann.

Daher könne auch die Knappheit am globalen Markt noch länger anhalten. Immerhin seien Streiks in den Minen abgewendet worden. Nach der «Los Pelambres»-Mine letzten Monat sei nun auch eine Einigung in der «Radomiro Tomic»-Mine erzielt worden. Allerdings stünden in den nächsten Monaten in weiteren Minen Verhandlungen an, darunter in grossen Minen wie «Escondida», «Spence», «Andina» und «El Teniente».

Mit Blick nach vorne heisst die Kombination dieser Faktoren laut der Experten, dass für den Kupferpreis weiteres Aufwärtspotenzial besteht. Staunovo von der UBS etwa sagt gegenüber AWP, dass der Preis gar über die Rekordmarke von 10'180 US-Dollar pro Tonne aus dem Jahr 2011 steigen könnte.

Dabei könnte sich auch der Dekarbonisierungs-Trend positiv auf Kupfer auswirken, da das Metall ein guter Leiter von Wärme und Elektrizität sei, so der UBS-Mann. Dieser spielt auch gemäss Lustenberger eine wichtige Rolle. Er sagt: «Kupfer ist und bleibt ein wichtiger Bestandteil bei der Erreichung der CO2-Neutralität.»

Seine Prognose ist daher ebenfalls optimistisch, wenn auch etwas weniger als die der UBS. So rechnet Lustenberger mit Preisen von 9'500 bis maximal 10'000 US-Dollar pro Tonne im Jahresverlauf.

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