Das Trauerspiel um die italienische Traditionslinie Alitalia nimmt immer absurdere Züge an. Ein Unglücks-Konzern soll bei der Sanierung helfen.
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Ein Flugzeug der italienischen Airline Alitalia. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Atlantia als neuer Gesellschafter bei der Fluggesellschaft Alitalia sorgt für Probleme.
  • Ihr gehört Autostrade per l'Italia, die wegen dem Genua-Brücken-Einsturz unter Druck ist.
  • Experten haben auch abgesehen davon Zweifel an dem Sanierungsplan von Alitalia.

Was haben Flugzeuge und Autobahnen miteinander zu tun? Ziemlich viel, wenn es in Italien um die Sanierung der Alitalia geht. In wenigen Tagen soll die krisengeplagte Fluggesellschaft neue Eigentümer bekommen. Und mehr als zwei Jahre nach ihrer Insolvenz im Mai 2017 wieder auf eigenen Beinen stehen.

Einer der neuen Gesellschafter soll der Infrastukturkonzern Atlantia werden. Dieser betreibt über seine Tochter Autostrade per l'Italia rund die Hälfte des Autobahnnetzes des Landes. Darum gab es nun wieder Streit in Italien.

Aber das ist nicht das einzige Problem rund um die Alitalia-Pläne. Experten sehen das ganze Konzept, bei dem der italienische Staat sozusagen mit im Cockpit bleibt, kritisch.

12'400 Beschäftigte bei Alitalia

Seit der Insolvenz steht Alitalia mir ihren derzeit rund 12'400 Beschäftigten unter der Aufsicht staatlicher Konkursverwalter. Nun sollen die staatliche Eisenbahngesellschaft Ferrovie dello Stato (FS) und Atlantia als grosse Miteigner einsteigen. Die US-Fluggesellschaft Delta Air Lines und das italienische Finanzministerium sollen als kleinere neue Gesellschafter dabei sein.

Die Partner müssen bis zum 15. Oktober ein verbindliches Angebot auf den Tisch legen. Kurz vor der Deadline nun brachte Atlantia die italienische Politik mächtig in Aufruhr.

Atlantia, von der Benetton-Familie kontrolliert, ist ein weltweit tätiger Konzern mit mehr als 11 Milliarden Euro Umsatz. Er betreibt Flughäfen und Autobahnen in vielen Ländern und ist auch an der Hochtief AG beteiligt.

genua autobahn
Mitte August 2018: Blick auf die eingestürzte Autobahnbrücke Morandi. - dpa

Doch seit dem 14. August 2018 hat Atlantia ein Problem: In Genua stürzte eine Autobahnbrücke ein, 43 Menschen starben. Die Fünf-Sterne-Bewegung, stärkste Partei in Italiens Regierung, will Autostrade per l'Italia die Konzession entziehen. Die mitregierenden Sozialdemokraten wollen diese zumindest überprüfen.

Zweifel an Sanierungskonzept

Nach Ansicht des italienischen Luftfahrtexperten Andrea Giuricin ist Atlantia allerdings ohnehin kein geeigneter Partner zur Führung einer Fluggesellschaft. Er sieht das ganze Sanierungskonzept skeptisch und bezeichnet es als «eine Stand-alone-Strategie».

Alitalia mit einem Marktanteil von nur rund 1,8 Prozent in Europa müsse sich mit einer grossen europäischen Fluggesellschaft zusammenschliessen. Das sei die einzige Alternative.

Lufthansa
Die Lufthansa zeigt Interesse an Alitalia. (Archivbild) - dpa

Die Lufthansa hatte nach der Insolvenz schon einmal Interesse an einer neu strukturierten Alitalia bekundet. Allerdings kamen sich Deutsche und Italiener nicht näher. In Rom fürchtete man unter anderem zu hohe Jobverluste bei einer Übernahme durch die Lufthansa. Ein Lufthansa-Sprecher bekräftigte nun das grosse Interesse von Europas grösster Fluggesellschaft am italienischen Markt.

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