Vor einem Jahr kam es in Genua zu einem grossen Unglück: Eine Brücke stürzte ein und riss 43 Menschen mit sich. Urteile dazu fallen wohl erst in drei Jahren.
Genua Brücke
Blick auf die restlichen Pfeiler der Morandi-Brücke in Genua, bevor sie in einer geplanten Explosion gesprengt werden. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Vor einem Jahr stürzte eine Brücke in Genua ein – 43 Menschen starben.
  • Ermittelt wird nun wegen grober Fahrlässigkeit und vielfachen Totschlags.
  • Die Urteile dazu fallen wohl erst in drei Jahren.

Nach dem Brückeneinsturz von Genua mit 43 Toten im vorigen Jahr dürften bis zur Verurteilung der Verantwortlichen nach Einschätzung der Staatsanwälte noch drei Jahre vergehen. «Es ist eine Mammutaufgabe», sagte Chefermittler Francesco Cozzi vor Journalisten in Genua. Auf die Frage, wann das erste Urteil gesprochen werden könnte, sagte Cozzi: «2022, wenn es zu einem Verfahren kommt.»

In einer gigantischen Staubwolke sacken die restlichen Pfeiler der Morandi-Brücke in Genua bei einer geplanten Explosion in sich zusammen. Foto: Luca Zennaro/ANSA
In einer gigantischen Staubwolke sacken die restlichen Pfeiler der Morandi-Brücke in Genua bei einer geplanten Explosion in sich zusammen. Foto: Luca Zennaro/ANSA - dpa-infocom GmbH

Das Polcevera-Viadukt, bekannt auch als Morandi-Brücke, war am 14. August 2018 während eines Unwetters eingestürzt. Noch immer ist nicht geklärt, wie es zu dieser Katastrophe kam. Ermittelt wird gegen mehr als 70 Menschen sowie gegen den Autobahnbetreiber Autostrade per l'Italia und dessen Tochterfirma Spea. Der Wiederaufbau der Brücke soll 2020 abgeschlossen werden. Am Dienstag wurde der erste neue Streckenabschnitt installiert.

Grobe Fahrlässigkeit und vielfachen Totschlag

Ermittelt werde wegen grober Fahrlässigkeit und vielfachen Totschlags, sagte Cozzi. Darauf stünden bis zu 5 beziehungsweise 18 Jahre Haft. Die Ermittler müssen herausfinden, ob der Einsturz durch Wartungsmängel oder unvorhersehbare Umstände verursacht wurde. «Wir haben recht klare Vorstellungen, aber wir brauchen Beweise», sagte Cozzi.

Er bezog sich auf einen Expertenbericht, wonach in einigen Haltekabeln der Brücke «60 bis 70 Prozent Korrosion» festgestellt wurden. Cozzi sagte weiter, dass Italien strengere Regeln für die Sicherheitsüberprüfungen der Strassen brauche.

Brücke Morandi Genua
Die Brücke in Genua stürzte im August 2018 ein. Die Benetton-Familie hat Anteile am Autobahnbetreiber, zu dessen Strassennetz die Brücke gehört. - Keystone

Autostrade per l'Italia wird über die Holding Atlantia von der Familie Benetton kontrolliert. Atlantia-Chef Giovanni Castellucci trat am 17. September zurück, seine Millionen-Abfindung empörte die Hinterbliebenen des Unglücks. Am 13. September waren zwei Führungskräfte von Autostrade und einer von Spea wegen geschönter Berichte zu anderen Autobahnbrücken unter Hausarrest gestellt worden.

Die Sprengung der Brücke in Genua (I). - YouTube/Local Team
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