Wirtschaftshistoriker Niall Ferguson eröffnet das Swiss Economic Forum. Das Treffen findet am 1. und 2. September in Interlaken statt.
Niall Ferguson
Niall Ferguson hält Eröffnungsrede zum SEF 2021. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Niall Ferguson eröffnet das SEF 2021.
  • Er kritisiert das Katastrophenmanagement der Behörden.
  • Die westlichen Gesundheitssysteme seien ungenügend auf die Pandemie vorbereitet gewesen.

Mit einer Rede des britischen Wirtschaftshistorikers Niall Ferguson ist am Mittwoch das Swiss Economic Forum 2021 gestartet. Rund 1300 Personen aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft nehmen an der Wirtschaftskonferenz in Interlaken BE teil.

«Wir befinden uns in einer katastrophalen Lage»

«Und das wird auch noch so weitergehen». Mit diesen Worten eröffnete Ferguson seine Rede in Interlaken. Die Gesundheitssysteme im Westen seien relativ schlecht auf die Corona-Pandemie vorbereitet gewesen.

Die wichtigsten Entscheide im Zusammenhang mit der Pandemie seien von «Gesundheitsverwaltern» getroffen worden – anstelle von Wissenschaftlern.

Katastrophenmanagement gescheitert

Zu spät habe man erkannt, dass eine Pandemie nach einer Welle nicht vorbei sei. Und dass man Ansteckungen wirklich nachverfolgen müsse, wenn man die Ausbreitung der Pandemie bremsen wolle.

Das zweite Problem im Umgang mit der Pandemie sei das schlechte Katastrophenmanagement: «Die Behörden waren auf eine so ansteckende Krankheit nicht vorbereitet.»

«Wir müssen uns mit unserem Katastrophenmanagement auseinandersetzen. Die Corona-Pandemie war nicht die letzte Katastrophe, die wir erleben werden», so Ferguson. Man habe schlussendlich wenig aus der Geschichte für die Gegenwart und die Zukunft gelernt.

Notwendige Analyse der Vergangenheit

Der Blick zurück in die Geschichte zeige, dass es immer wieder Seuchen gegeben habe, wie zum Beispiel die Spanische Grippe. Diese habe viel mehr Opfer gefordert als die Corona-Pandemie jemals fordern werde. Die aktuelle Pandemie werde um weites weniger tödlich sein als die Spanische Grippe. Das habe mit dem wissenschaftlichen Fortschritt und der schnellen Entwicklung eines Impfstoffes zu tun.

Impfstoff
Die Türkei will Afrika unterstützen und gibt einen Teil ihrer Impfdosen ab. - sda - KEYSTONE/AP Pfizer

Dass Pandemien Gesellschaften veränderten, sei unbestritten. «Wenn man sich die Geschichte der Seuchen anschaut, dann sinkt der soziale Zusammenhalt, wenn Seuchen ausbrechen. Seuchen schaffen Misstrauen», erklärte Ferguson. Anders sei dies bei Konflikten, die zu Folge hätten, dass Gesellschaften enger zusammenrückten.

Ferguson gilt als einer der einflussreichsten und bekannteste lebende Historiker der Welt. Er ist Senior Fellow am Zentrum für europäische Studien an der Hoover Institution, die zur Stanford University gehört. Sein jüngstes Buch trägt den Titel «Doom the Politics of Catastrophe».

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