Klöckners Ministerium startet Verbraucherbefragung zur Nährwertkennzeichnung

AFP
AFP

Deutschland,

Das Landwirtschaftsministerium hat eine Verbraucherbefragung zu verschiedenen Systemen der Nährwertkennzeichnung gestartet.

Verbraucherbefragung zu Nährwertkennzeichnung gestartet
Verbraucherbefragung zu Nährwertkennzeichnung gestartet - dpa/dpa/picture-alliance/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Grüne werfen Landwirtschaftsministerin Verschleppungsstrategie vor.

Im Juli und August würden insgesamt 1600 Teilnehmer zur Wahrnehmung und Verständlichkeit verschiedener Modelle befragt, darunter auch zum sogenannten Nutri-Score, teilte das Ministerium am Montag mit. Das Ergebnis werde für sie «massgeblich» sein, erklärte Ministerin Julia Klöckner (CDU). Die Grünen warfen ihr indes vor, die Lebensmittelkennzeichnung zu verschleppen.

Klöckner erklärte zu der geplanten Kennzeichnung, am besten wäre ein «europaweit einheitliches Kennzeichnungssystem», doch das sei weit entfernt. In anderen Ländern gibt es etwa mit dem Nutri-Score-System bereits eigene Ansätze. Um zu testen, welches System Verbrauchern die meiste Orientierung im Alltag bietet, sollen diese nun befragt werden. Ergebnisse werden für Ende September erwartet, dann werde sie einen entsprechenden Verordnungsentwurf vorlegen, kündigte Klöckner an.

Den Teilnehmern der von dem Meinungsforschungsunternehmen INFO organisierten Umfrage werden neben dem Ampelsystem Nutri-Score drei weitere Systeme vorgestellt: das in skandinavischen Ländern eingesetzte Schlüssellochzeichen, das einer reinen Positivkennzeichnung entspricht, ein Entwurf der Lebensmittelwirtschaft mit farblich hervorgehobenen Kreisdiagrammen für die einzelnen Nährwerte sowie ein Entwurf des Max-Rubner-Instituts des Landwirtschaftsministeriums. Dieses sieht eine Bewertung mit Sternen und farbige Felder vor.

Die Grünen lobten unterdessen grosse Lebensmittelkonzerne, die das System Nutri-Score bereits einsetzen. «Die Unternehmen haben begriffen, dass sie sich verändern müssen und befürchten andernfalls einen Wettbewerbsnachteil», sagte die frühere Landwirtschaftsministerin Renate Künast den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) vom Montag. Dies sei «eine ähnliche Entwicklung wie bei Bioprodukten».

Zumindest Teile der Industrie und des Handels hätten deutlich schneller als Klöckner erkannt, dass die Verbraucher endlich wissen wollten, was sie da essen, und ob sie sich gesund ernährten, sagte Künast mit Blick etwa auf die Haltung von Danone, Bofrost und Nestlé zu der Lebensmittelampel. Sie warf Klöckner eine Verschleppungsstrategie vor. «Es ist doch grotesk, dass die Industrie beim Thema Nährwert-Logo bei Klöckner Druck machen muss.»

Klöckners Ministerium wies die Kritik zurück. Die EU-Kommission fordere im Vorfeld der Einführung eines Nährwertkennzeichens Verbraucherforschung. «Es ist verwunderlich, dass die Grünen in dieser Frage die Verbraucher offenbar nicht beteiligen wollen», erklärte ein Sprecher.

Kritik an dem Kennzeichnungssystem Nutri-Score äusserte der Präsident des Lebensmittelverbands Deutschland, Philipp Hengstenberg. Dieses teile Lebensmittel «in gesund und ungesund ein ? eine wissenschaftlich höchst umstrittene Bewertung», sagte er der Zeitung «Die Welt». Aus seiner Sicht bringe das System nur eine Scheinaufklärung.

Hengstenberg verwies als Beispiel auf Angaben zu Fisch und Süssigkeiten. Dass ein Brownie schlecht abschneide, sei erwartbar, aber auch geräucherter Lachs und Olivenöl seien laut Nutri-Score «derzeit fragwürdig, obwohl sie wertvolle Fettsäuren enthalten», sagte der Unternehmer. Die von dem System angewandte Aufrechnung vermeintlich positiver und negativer Inhaltsstoffe greife zu kurz. Hengstenberg hält das System wegen seiner Gesundheitsbewertungen auch für «juristisch angreifbar».

Kommentare

Weiterlesen

Mikrowohnung Opfikon-Glattbrugg
30 Interaktionen
50m2
Badi
264 Interaktionen
Zoff in Badi

MEHR IN NEWS

Thomas Rabe
3 Interaktionen
TV
Grosseinsatz!
Kaspar Villiger
2 Interaktionen
Kritik
Maienfeld GR
Maienfeld GR

MEHR AUS DEUTSCHLAND

anna heiser
3 Interaktionen
Anna Heiser
Dürren
8 Interaktionen
Klimawandel
Rechtsschutz
9 Interaktionen
Studie
Jürgen Klopp
3 Interaktionen
«Penner»-Sprüche