Für Billig-Preise: So setzt Temu Schweizer Händler unter Druck

Antun Boskovic
Antun Boskovic

Zürich,

Seit Mitte September können Schweizer Händler ihre Waren auf der chinesischen Billig-Plattform Temu verkaufen. Ein Händler spricht über den Billig-Preis-Druck.

Temu
Eine Person shoppt mit ihrem Laptop auf der Temu-Homepage. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Zürcher Elektronikhändler, der auf Temu aktiv ist, spricht über die Billig-Plattform.
  • Die chinesische Plattform empfehle extrem niedrige Preise, «um konkurrenzfähig zu sein».
  • Wer das ignoriere, verschwindet «praktisch komplett aus den Suchergebnissen».

Die Billig-Plattform Temu kann seit Mitte September auch von Schweizer Händlern für den Verkauf ihrer Produkte benutzt werden. Die chinesische Firma wirbt dabei mit einem «kosteneffizienten und reichweitenstarken Verkaufskanal».

Ein Zürcher Elektronikhändler, der anonym bleiben möchte, ist auf Temu aktiv. Gegenüber den Zeitungen von «CH Media» zieht er Bilanz und spricht über den Billig-Preis-Druck des chinesischen Unternehmens.

«Die Anforderungen an Preis, Sichtbarkeit und Marge sind kaum mit den realen Kosten eines Schweizer Betriebs vereinbar», erklärt er. «Insbesondere wegen höherer Löhne, Versandkosten und Mehrwertsteuer

Preis-«Empfehlungen» liegen «teilweise unter dem eigenen Einkaufspreis»

Der Händler erklärt, dass ihm bisher über Temu kein Verkauf gelungen sei. Dies, obwohl er ein Produkt sogar bewusst sehr günstig anpreise.

«Das Ziel scheint zu sein, in jeder Produktkategorie den niedrigsten Preis am Markt zu haben.» Dabei spiele es keine Rolle, wo der Händler sitze oder welche Qualität er anbiete.

Hast du schon einmal bei Temu bestellt?

Die chinesische Plattform gebe offiziell keinen festen Verkaufspreis vor. Aber: In der Realität sehe man, «dass das System laufend mit anderen Plattformen wie Amazon vergleicht». Darauf basierend erhalte man «Empfehlungen», welchen Preis man setzen solle, «um konkurrenzfähig zu sein».

«Diese Preise liegen teilweise unter dem eigenen Einkaufspreis, was natürlich nicht wirtschaftlich ist», sagt der Schweizer Elektronikhändler. Anbieter könnten diese Empfehlungen kaum ignorieren.

«Faktisch eine starke Beeinflussung»

Denn: «Wenn man die Empfehlungen ignoriert, verschwindet das Produkt praktisch komplett aus den Suchergebnissen. Das ist ein indirekter Druckmechanismus – keine Vorschrift, aber faktisch eine starke Beeinflussung.»

In Deutschland hat das Bundeskartellamt deswegen sogar schon ein Verfahren eingeleitet. Dies wegen «möglicher Einflussnahme auf die Preisgestaltung der Händler durch eine mögliche Bestimmung der Endverkaufspreise durch Temu selbst».

Soweit ist es in der Schweiz noch nicht. Noch, denn das könnte sich laut der Direktorin des Verbands Swiss Retail Federation, Dagmar Jenni, bald ändern.

«Wenn wir konkrete Hinweise in der Hand haben, werden wir auf jeden Fall eine Anzeige bei der Wettbewerbskommission prüfen.» Das erklärt sie den «CH Media»-Zeitungen.

Für den auf Temu aktiven Zürcher Elektronikhändler ist die chinesische Billig-Plattform «keine ernsthafte Vertriebsplattform».

Schweizer Händler fordern: Temu soll sich an Regeln und Gesetze halten

Schweizer Onlinehändlern und ihren Verbänden ist die Konkurrenz aus China ein Dorn im Auge. Sie fordern, dass sich Temu an dieselben Regeln halten muss wie Schweizer Firmen.

Zumindest bei der Mehrwertsteuer ist dies seit Anfang Jahr der Fall. Dort hatte Temu bis vor kurzem ein Schlupfloch genutzt. Doch das geht Schweizer Händlern zu wenig weit.

Was hältst du von chinesischen Billig-Plattformen wie Temu?

Denn Temu halte sich weder an die Schweizer Produktsicherheitsstandards noch an Haftungsvorgaben oder an Recycling-Regeln. Der Schweizer Handelsverband fordert deshalb von Parlament und Bundesrat rasch Nachbesserung.

Dass Temu diese Regeln ignoriere, sei das grössere Problem «als mutmasslich unzulässige Preisvorgaben im Geschäft mit lokalen Schweizer Händlern». Dass das chinesische Unternehmen massiven Einfluss auf die Preisgestaltung nehme, sei zudem kein Geheimnis.

Die Firma selbst hält fest: Man halte sich an die geltenden Gesetze und Vorschriften der Länder, in denen man tätig sei.

Kommentare

User #2536 (nicht angemeldet)

Viele vergessen auch, sozialabgaben und Solidarität Beiträge sind freiwillig. Die SP will es einfach so...

User #2527 (nicht angemeldet)

Wenn man über 7 zwischen Händler einkauft, liegt die Empfehlung über den Einkaufspreis. Ganz normal im abzockerland CH.

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