Könnte die Schweiz nicht zusammen mit Finnland neue Kampfjets evaluieren und allenfalls auch das gleiche Modell mit Mengenrabatt beschaffen? Nau hat mit dem finnischen Projektverantwortlichen geredet.
Was hält Finnland von einer Zusammenarbeit?
Was hält Finnland von einer Zusammenarbeit? - Keystone

«Ja, wir haben Armasuisse gebrieft», sagt Generalmajor a.D. Lauri Puranen auf Anfrage von Nau. Der für Rüstungsbeschaffungen zuständigen Bundesstelle habe man Erkenntnisse aus dem eigenen Kampfjet-Programm mitgeteilt

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Das Wichtigste in Kürze

  • Nau hat mit Finnland über eine mögliche Zusammenarbeit gesprochen.
  • Finnlands Generalmajor a. D. Lauri Puranen sieht auch kritische Punkte.
  • Finnland braucht unbedingt eine schlagkräftige Luftwaffe und könnte sich keine Verzögerung durch eine Schweizer Abstimmung erlauben.

Sicherheitspolitiker von Mitte-Links wollen, dass die Schweiz bei der Kampfjet-Beschaffung eine Zusammenarbeit mit Finnland prüft (Nau berichtete). Denn: dort werden die gleichen Flugzeuge im gleichen Zeitrahmen ersetzt. Und die Auswahl der neuen Kampfjet-Typen ist ebenfalls die gleiche.

Finnland hat Interesse – und Vorbehalte

Praktisch deckungsgleiches Kampfjet-Projekt

Wie die Schweiz will auch Finnland seine F/A-18-Flotte ersetzen. Es sind ein bisschen mehr Jets und es darf ein bisschen mehr kosten, aber schliesslich ist Finnland flächenmässig auch grösser. Sonst aber stimmt alles überein: Die Offerten sollen demnächst eingehen, der Typen-Entscheid und die Einführung der neuen Flieger erfolgt zeitlich parallel (s. Tabelle unten).

Die Kampfjet-Typen, die in Frage kommen, sind bei beiden Ländern ebenfalls die gleichen: die französische Rafale, der Eurofighter, der neue Gripen, das F/A-18-Nachfolgemodell «Super Hornet» sowie der Tarnkappen-Mehrzweck-Jet F-35.

Was spricht dagegen? Die Politik.

Die Aufforderung der Schweizer Mitte-Links-Politiker, Kooperations-Möglichkeiten zumindest zu prüfen, stösst in Finnland auf Wohlwollen. Generalmajor a.D. Lauri Puranen streicht aber einige kritische Punkte heraus.

«Finnlands geopolitsche Lage», sagt Puranen unter anderem, «und unser Zeitplan ist kritisch.» Puranen sagt hier zwischen den Zeilen: Finnland braucht unbedingt eine Luftwaffe, die auch Russland abschrecken kann – und zwar schnell. Wenn politische Entscheide eine Kooperation Schweiz-Finnland aus dem Takt brächten, wäre das denkbar schlecht. Und die Schweiz sei ja dazu prädestiniert: Auch in Finnland hat man schon von unseren Volksabstimmungen gehört.

Türe für die Schweiz bleibt offen

«Auch mit jeder anderen Nation wäre ein gemeinsamer Beschaffungsprozess schwierig. Darum wird Finnland einen eigenen, unabhängigen Prozess haben», sagt Generalmajor a.D. Lauri Puranen. «Natürlich sind wir immer bereit, sollten sich die Informationen aus der Schweiz ändern.»

Eine Anfrage von Nau bei Armasuisse blieb bis jetzt unbeantwortet.

Frappante Übereinstimmung: Finnland und die Schweiz wollen den gleichen Flieger gleichzeitig ersetzen.
Frappante Übereinstimmung: Finnland und die Schweiz wollen den gleichen Flieger gleichzeitig ersetzen. - Nau
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