Stefan Walter, der neue Finma-Chef, spricht sich für eine verschärfte Regulierung von Schattenbanken aus und fordert eine Ausweitung der Aufsichtskompetenzen.
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Die Finanzmarktaufsicht hat mit Stefan Walter einen neuen Chef. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/PETER KLAUNZER

Der neue Finma-Chef Stefan Walter plädiert für eine strengere Regulierung der sogenannten Schattenbanken und fordert erweiterte Aufsichtskompetenzen. «Wir müssen unter anderem dafür sorgen, dass die Regulierung auch bankartige Kreditintermediation ausserhalb des Bankensektors erfasst», sagte Walter am Mittwoch am Bundesbank-Symposium in Frankfurt (D) laut Redetext. Als Schattenbanken werden Finanzfirmen bezeichnet, die ähnliche Geschäfte wie Banken betreiben, allerdings nicht so strikt reguliert werden.

Letztlich seien es die Banken gewesen, die das sogenannte Schattenbankensystem aufgebaut und finanziert hätten, sagte Walter. Und viele Krisen der Vergangenheit seien vom Bankensektor entweder direkt finanziert oder verstärkt worden, betonte er.

Walter schlägt daher vor, dass die Bank für International Zahlungsausgleich (BIZ) die Kreditintermediation bei den sogenannten «Non-Bank Financial Institutions» global statistisch erfassen soll. Diese Daten sind im Moment der «grosse Blind-Spot» im Bestreben der Behörden, Finanzkrisen vorzubeugen.

Schaffung eines besseren regulatorischen Rahmens

«Darauf abgestützt können die Regulatoren dann besser den Perimeter der Regulierung bei sich wandelnder Kreditintermediation anpassen», sagte Walter. «Wenn wir bankartige Kreditvergabe mit Fristentransformation und Hebel ausserhalb des Bankensektors sehen, muss die Regulierung angepasst werden, um zukünftigen Krisen vorbeugen zu können», sagte er.

Dabei denkt Walter vor allem an direktere regulatorische Ansätze. Nach der LTCM-Krise im Jahr 1998 habe man es mit einer indirekten Regulierung versucht. «Dann kam aber zum Beispiel Archegos», sagte er.

«Heute sehen wir wachsende Verflechtungen von Banken mit Private-Equity-Gesellschaften und Credit-Funds», sagte der Finma-Chef weiter. In Zukunft müssten die Behörden vermutlich auch Verflechtungen zwischen Banken und Krypto-Unternehmen vermehrt auf dem Radar haben.

Vorantreiben qualitativer Aufsicht

Ferner bekräftigte Walter seine Forderung nach der Möglichkeit für die Finma, frühzeitig eingreifen und Missstände beheben zu können. «Auf Basis einer starken Regulierung müssen wir qualitative Aufsicht und Frühintervention vorantreiben.»

Das gelte besonders dort, wo Probleme bei Banken in der Regel beginnen: nämlich bei Schwächen in Risikokultur, Governance und Geschäftsmodellen. Eine «volle Palette» von Instrumenten und Kompetenzen sei nötig, um beim ersten Auftreten von Problemen effektiv sein zu können.

«Es ist nicht die Rolle der Aufsicht, eine Bank zu führen oder das Geschäftsmodell zu bestimmen», sagte Walter weiter. Aber die Aufsicht müsse erkennen können, wenn eine schlechte Risikokultur oder Governance oder ein schlechtes Geschäftsmodell die Sicherheit des Instituts immer mehr gefährdeten.

Erkennung von «Red Flags»

Dem Finma-Chef schwebt eine Reihe von sogenannten «Red Flags» vor. Häufen sich diese, sei das ein Hinweis darauf, dass die Risikokultur, die Governance oder das Geschäftsmodell nicht richtig funktionierten.

«Red Flags» könnten laut Walter etwa ein Verwaltungsrat ohne nötige Kompetenzen im Verhältnis zum Geschäftsmodell sein oder eine dominierende CEO-Person ohne genügende Checks und Balances. Auch mangelnder Respekt vor der Regulierung und der Aufsicht sind für Walter ein «rotes Tuch».

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