Laut dem ehemaligen SNB-Chef Hildebrand haben die Schweizer Behörden gut auf die Corona-Krise reagiert. Die Firmenkredite sieht er also nicht gefährdet.
Philipp Hildebrand
Der ehemalige SNB-Chef Philipp Hildebrand soll OECD-Chef werden. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Laut Hildebrand waren die finanziellen Massnahmen während der Corona-Pandemie angemessen.
  • Entsprechend stehe der Schweiz keine Kreditkrise bevor.
  • Das Inflationsrisiko werde hingegen unterschätzt.

Die Reaktion der Schweizer Behörden auf die Coronapandemie waren nach Ansicht von Ex-Nationalbank-Chef Philipp Hildebrand angemessen. Er meint, dass die auf Geldpolitik, Corona-Notkrediten und Kurzarbeit ruhende Strategie «notwendig war und funktionierte». Heute ist Hildebrand Vizechef der weltgrössten Fondsgesellschaft Blackrock.

Trotz der Unsicherheiten wegen der Coronapandemie droht keine Kreditkrise am Horizont. «Ich sehe nicht, inwieweit wir eine riesige Konkurswelle erleben sollten, welche die Stärke der Bankbilanzen gefährden könnte.» So Hildebrand in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AWP.

BIP erholt sich gut

Seine «vorsichtige, aber optimistische Haltung» beruhe auf der wirtschaftlichen Erholung nach dem Ende der Einschränkungsmassnahmen in der Schweiz. «Die Konjunktur hat wieder angezogen. Wir nähern uns dem Niveau des Bruttoinlandprodukts (BIP) von vor der Krise», sagte Hildebrand.

Schweizer Nationalbank
Zwei Männer vor der Schweizer Nationalbank. - Keystone

Der ehemalige Nationalbankchef nannte die geldpolitischen Massnahmen der Zentralbanken zur Bekämpfung der Coronafolgen «historisch». Im April habe die US-Notenbank Fed Massnahmen angekündigt, die doppelt so umfangreich seien wie die 2008 ergriffenen Anti-Krisenmassnahmen.

Globalisierung zeigt Nachteile

Die lockere Geldpolitik der Zentralbanken berge bedeutende Risiken vor allem durch die langfristige Verankerung der Zinsen auf einem tiefen Niveau. Laut Hildebrand haben die Massnahmen auch die Ungleichheit zwischen den Besitzern von Finanzvermögen und den Lohnbezügern grösser werden lassen. «Der Anstieg des Extremismus in gewissen Ländern ist eine Folge dieser Effekte.»

Die Coronakrise hat die Schwachstellen der Globalisierung ans Licht gebracht. Zahlreiche Unternehmen mussten ihre Lehren ziehen in den vergangenen Monaten und die Produktion wieder ins Heimatland zurückverlagern. Ziel war die Verkürzung der Lieferketten, erklärte Hildebrand.

Diese Entwicklung werde zu höheren Produktionskosten und in der Folge zu einem Anstieg der Inflation führen, sagte Hildebrand: «Meiner Meinung nach unterschätzt der Markt das Inflationsrisiko.»

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