Die hohe Inflation stürzt den Euro auf den tiefsten Stand seit 20 Jahren, im Vergleich dazu steigt der Franken von einem Hoch aufs andere.
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Der Euro fällt auf ein Rekordtief zum Franken. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Euro schwächelt und fällt am Donnerstag auf 0,95305 Franken.
  • Seit Jahresanfang hat die Gemeinschaftswährung neun Prozent eingebüsst.
  • Grund dafür ist die Inflation und die drohende Rezession.

Der Franken steigt zum Euro von einem Rekordhoch zum nächsten. Am frühen Donnerstagnachmittag sinkt die Gemeinschaftswährung mit 0,95305 Franken den tiefsten Wert in ihrer gut 20-jährigen Geschichte. Auslöser für die Euro-Schwäche ist vor allem die hohe Inflation und die drohende Rezession im gemeinsamen Wirtschaftsraum.

Seit Jahresanfang hat der Euro, der anfangs Jahr noch knapp 1,04 Franken kostete, bis heute gut neun Prozent eingebüsst. Dabei erfolgte der grösste Rutsch seit Mitte Juni. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hob damals ihren Leitzins nicht nur unerwartet, sondern auch gleich unerwartet stark: um 50 Basispunkte (BP) auf noch -0,25 Prozent erhöht hatte. Damit hatte die SNB die Märkte auf dem falschen Fuss erwischt.

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Die SNB. (Archiv) - sda - KEYSTONE/ANTHONY ANEX

Sie SNB begründete ihr entschlossenes Vorgehen vor allem mit dem Kampf gegen Inflation. Diese stieg mit 3,5 Prozent auch in der Schweiz inzwischen auf ein ungewohnt hohes Niveau. Es sei ihre Aufgabe, für Preisstabilität zu sorgen und dieses Ziel werde sich auch erreichen.

Damit sorgten die Währungshüter für das notwendige Vertrauen bei den Marktteilnehmern. Damit werde der Franken seinem Ruf als sicherer Hort in schwierigen Zeiten wieder einmal mehr gerecht, heisst es im Handel.

EZB stellt weitere Zinserhöhungen in Aussicht

Zwar erhöhte auch die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen anfangs Monat ebenfalls unerwartet stark um 75 BP. Sie stellte auch weitere Zinserhöhungen in Aussicht. Doch ist die Inflation in der Eurozone mit zuletzt 9,1 Prozent ungleich höher.

Und dort droht wegen der gestiegenen Preise auch eine Lohnpreisspirale. Zudem wirken sich in der Eurozone die stark gestiegenen Energiepreise und der Ukrainekrieg stärker aus als in der Schweiz.

Auch die in gut zehn Tagen bevorstehenden Wahlen in Italien verunsichern die Anleger. Ein weiterer Regierungswechsel steht bevor. Die erhofften Reformen in dem Land könnten damit einmal mehr auf die lange Bank geschoben werden, befürchten Marktteilnehmer.

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Die Europäische Zentralbank in Frankfurt. - AFP/Archiv

Zudem wird der Euro von der schwächer werdenden Konjunktur belastet. Immer mehr Indikatoren deuten auf eine Rezession hin und zahlreiche Auguren haben ihre Wachstumsprognosen für den Währungsraum nach unten revidiert. Kein Wunder kommen vor diesem Hintergrund auch wieder Zweifel an der Entschlossenheit der EZB auf, die rekordhohe Inflation mit weiteren Zinserhöhungen zu bekämpfen, wenn eine Rezession droht.

Da die SNB betrachtet den starken Franken auch als gutes Mittel bei der Inflationsbekämpfung. Deshalb dürfte sie am kommenden Donnerstag ihren Leitzins erneut anheben. Viele Experten gehen von einem Schritt um 75 BP aus, nicht wenige schliessen gar einen vollen Prozentpunkt nicht aus.

Denn die SNB berate sich danach erst im Dezember das nächste Mal, während die EZB noch mehr Termine dafür habe. «Daher würde es mich nicht überraschen, wenn die SNB am Donnerstag mit einem vollen Punkt nachdoppelt und den Franken damit weiter stärkt.» Das sagte ein Händler.

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