Nicht alle Firmen zahlen den Lohnausgleich bei Kurzarbeit, darunter auch die Migros. Nun krebst diese zurück. Die Unia übt Kritik.
Arbeit Maske
Die Einführung von Kurzarbeit soll vorübergehende Beschäftigungseinbrüche ausgleichen und die Arbeitsplätze erhalten. Doch nur 80 Prozent des Einkommens sind dadurch gedeckt. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Migros stoppte in diesem Jahr den vollen Lohnausgleich bei Kurzarbeit.
  • Viele Schweizer Firmen aber zahlen weiterhin 100 Prozent aus.
  • Am Dienstag teilt die Migros mit, nun doch den vollen Ausgleich zu berappen.
  • Die Unia fordert vor allem für Geringverdienende den vollen Lohn.

Kurzarbeit ist das beliebteste Mittel, um Jobs während der Corona-Krise zu schützen. Der Haken: Nur 80 Prozent des Lohnes sind gedeckt – was gerade im Tieflohnbereich schnell ein Problem werden kann. Manche Arbeitgeber kompensieren darum freiwillig die Differenz, damit ihren Angestellten keine Lohneinbussen entstehen.

Bis letztes Jahr gehörte auch die Migros dazu. Doch wie die Gewerkschaft Unia am Sonntag mitteilte, kompensiert der orange Reise den Lohnausfall ab diesem Jahr nicht mehr. Betroffen sind Mitarbeitende der Fitness- und Freizeitanlagen, Hotelplan oder der Klubschule.

Das Personal der Migros bei der Arbeit. - Keystone

Die Meldung sorgte auch in der Sonntagspresse für Schlagzeilen. Nun krebst die Migros zurück. Die grösste Arbeitgeberin der Schweiz teilt heute Dienstag mit, nun doch die Differenz von 20 Prozent zu berappen. Dies aufgrund der «positiven Entwicklung im Genossenschaftlichen Detailhandel».

Viele Schweizer Unternehmen leisten Lohnausgleich

Durchgehend die Differenz bezahlt hat Rivalin Coop. «Als Wertschätzung gegenüber unseren Mitarbeitenden haben wir uns dazu entschlossen, bei Kurzarbeit 100 Prozent des Lohns zu bezahlen», erklärt Mediensprecherin Melanie Grüter. Das werde sich auch im aktuellen Jahr nicht ändern.

Damit steht Coop nicht alleine da. Auch andere Schweizer Unternehmen leisten weiterhin einen Lohnausgleich – so etwa der Flughafen Zürich. «Wir machen den Lohnausgleich aus Solidarität unserer Mitarbeitenden gegenüber und um Existenzsorgen zu verhindern», erklärt Mediensprecherin Bettina Kunz den Entscheid.

SBB
Die Zahl der Reisenden im ÖV ist seit Corona sehr gering. Trotzdem decken die SBB den Lohnausgleich bei Kurzarbeit. - Keystone

Auch SBB Cargo sowie Telekom-Riese Swisscom zahlen bei Kurzarbeit 100 Prozent Lohn an ihre Mitarbeitenden aus.

Einen anderen Weg geht Tui. Zu Krisenbeginn hat der Reisekonzern die Ausfälle komplett kompensiert. «Seit Sommer teilen das Unternehmen und die Mitarbeitenden sich die Lohneinbusse», sagt Milica Vujcic. Heisst: Alle Mitarbeitenden erhalten aktuell 92,5 Prozent des Lohnes. Tui spricht von einem Solidaritätsbeitrag.

Damit will der Reisekonzern sicherstellen, dass alle Mitarbeitenden gleichberechtigt sind. Denn: «Gewisse Abteilungen machen sehr stark Kurzarbeit und hätten entsprechend höhere Lohneinbussen, andere machen weniger Kurzarbeit und hätten weniger Lohneinbusse.»

Zahlt Ihr Arbeitgeber einen Lohnausgleich bei Kurzarbeit?

Bei der Schweizer Fluggesellschaft wiederum erhalten nur «Mitarbeitende, die unter 4000 Franken pro Monat verdienen, einen Ausgleich», sagt Mediensprecher Marco Lipp. Bei einem Teilzeitpensum gelte dies im Verhältnis. Gar keine Entschädigung gibt es beim Warenhaus Manor sowie der Gastrokette Bindella.

Unia fordert vollen Lohn für alle Geringverdienende

Damit steht fest: Ob ein Unternehmen einen Lohnausgleich bei Kurzarbeit zahlt, ist hierzulande sehr individuell. Eine nicht repräsentative Umfrage der Gewerkschaft Unia zeigt aber, dass noch immer mehr als die Hälfte der Schweizer Unternehmen keinen Lohnausgleich leisten.

Für die Unia definitiv zu wenig. Gerade Geringverdienende leiden unter der Kurzarbeit. Im Dezember verbuchte die Gewerkschaft einen Erfolg. Das Parlament hat bei Kurzarbeit den Lohnersatz bei Tieflöhnern erhöht.

«Die Regelung ist ein guter Anfang», sagt Unia-Sprecherin Leena Schmitter. «Die Probleme sind damit aber noch nicht gelöst.» Die Gewerkschaft fordert darum weiterhin 100 Prozent Lohnersatz für Löhne bis 5000 Franken.

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