Die Corona-Krise hat die deutsche Volkswirtschaft bereits zu Jahresbeginn massiv getroffen und in eine Rezession gestürzt.
Leerer Parkplatz vor einem Kino in Bochum
Leerer Parkplatz vor einem Kino in Bochum - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • BIP bricht im ersten Quartal um 2,2 Prozent ein.

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) brach von Januar bis März um 2,2 Prozent im Vergleich zum letzten Quartal 2019 ein, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Der Absturz erfolgte vor allem ab den Corona-Einschränkungen Mitte März. Es handelt sich um den heftigsten Rückgang der Wirtschaftsleistung in Deutschland seit der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise. Laut ersten Daten für April dürfte sich der Sinkflug fortsetzen.

Noch im Januar und Februar sei die deutsche Wirtschaft von der ungebremsten Ausbreitung des Coronavirus weltweit und in ersten Staaten der Eurozone «nicht wesentlich beeinträchtigt» worden, sagte Albert Braakmann, Leiter der Abteilung Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen und Preise des Bundesamtes, am Freitag bei der Vorstellung der Ergebnisse in Berlin. Erst der Lockdown habe die Wirtschaft seit Mitte März «in grossen Teilen zum Erliegen gebracht». Dies habe zu den «gravierenden» Auswirkungen im gesamten ersten Quartal geführt.

Nur auf dem Höhepunkt der Finanz- und Wirtschaftskrise war das BIP in Deutschland noch stärker geschrumpft. Damals brach die Wirtschaftsleistung im ersten Quartal 2009 um 4,7 Prozent zum Vorquartal ein.

Einen Rückgang der Wirtschaftsleistung gab es nach neuen Berechnungen des Bundesamtes mit einem Minus von 0,1 Prozent bereits im letzten Quartal des vergangenen Jahres. Bislang hatten die Statistiker angeben, dass das BIP Ende 2019 mit einer Veränderung von 0,0 Prozent stagnierte. Wenn die Wirtschaft in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen schrumpft, gilt dies nach gängiger Definition als Rezession.

«Stark rückläufig» im ersten Quartal waren laut Bundesamt die privaten Konsumausgaben. Auch die Investitionen in Ausrüstungen - also vor allem in Maschinen, Geräte und Fahrzeuge - nahmen demnach deutlich ab. Die Konsumausgaben des Staates und die Investitionen in Bauten hätten dagegen stabilisierend gewirkt und einen noch stärkeren Rückgang des BIP verhindert, erklärten die Statistiker. Im Aussenhandel gingen sowohl die Exporte als auch die Importe gegenüber dem vierten Quartal des Vorjahres deutlich zurück.

Kaum Veränderungen gab es im ersten Quartal 2020 indes bei der Zahl der Erwerbstätigen: Die Wirtschaftsleistung wurde dem Bundesamt zufolge von rund 45 Millionen Erwerbstätigen mit Arbeitsort in Deutschland erbracht - 0,3 Prozent mehr als noch ein Jahr zuvor. Die Corona-Pandemie habe sich somit von Januar bis März «nur verhalten in der Zahl der Erwerbstätigen niedergeschlagen, auch weil Kurzarbeitende als Erwerbstätige zählen».

Allerdings fiel der Zuwachs der Beschäftigten laut Braakmann so niedrig aus wie zuletzt vor zehn Jahren. Der Anstieg der Kurzarbeit in der zweiten März-Hälfte habe sich zudem bereits «senkend auf Arbeitszeiten und Arbeitnehmerverdienste» ausgewirkt.

Hoffnung auf eine baldige Trendwende machten die Ökonomen nicht - im Gegenteil. Zwar lägen die wichtigsten Konjunkturindikatoren für April noch nicht vor, allerdings gebe es bereits erste Hinweise, führte Peter Schmidt, Leiter der Abteilung Unternehmen, Verdienste und Verkehr beim Bundesamt aus. So sei der Auftragseingang im verarbeitenden Gewerbe so stark zurückgegangen wie nie seit der Wiedervereinigung.

Der sogenannte Lkw-Maut-Index erlebte demnach im April zum zweiten Mal in Folge historische Rückgänge. Die Lkw-Fahrleistungen stehen laut Schmidt im engen Zusammenhang mit der Industrieproduktion und lieferten deshalb frühe Hinweise auf die weitere Konjunkturentwicklung.

Allerdings fiel der Rückgang der Wirtschaftsleistung in Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Staaten noch moderat aus. In Portugal meldete die Statistikbehörde am Freitag eine Rückgang des BIP im ersten Quartal um 3,9 Prozent zum Vormonat. Bereits zuvor hatte Frankreich einen Rückgang um 5,8 Prozent gemeldet. Besser lief es zunächst in den Niederlanden, wo das BIP laut Statistikbehörde um 1,7 Prozent schrumpfte.

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