Deutsche Milchbauern warnen vor Höfesterben in Corona-Krise

AFP
AFP

Deutschland,

Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) hat angesichts eingebrochener Absatzmärkte und sinkender Milchpreise in der Corona-Krise vor einem beschleunigten Höfesterben gewarnt.

Laktoseintoleranz
Milchkühe auf einer Wiese. Seit 10'000 Jahren konsumieren Menschen Milch – und konnten sie lange nicht verdauen. (Symbolbild) - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Klöckner wendet sich in Brief an EU-Kommissar .

Derzeit liege die Milchproduktion zwischen drei und fünf Prozent über der Nachfrage auf den Märkten, und der Milchpreis sei im Bundesdurchschnitt auf bis zu 31 Cent pro Kilogramm gefallen, sagte BDM-Sprecher Hans Foldenauer am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP. In der vergangenen Milchpreis-Krise im Jahr 2015 hatte der Produktionsüberschuss demnach bei gut zwei Prozent gelegen.

Seither hätten die Landwirte wegen der weiterhin «zu niedrigen Preise» zwar ihre laufende Kosten decken, aber keine Kredite begleichen oder Rücklagen bilden können, sagte Foldenauer. «Wenn wir jetzt in die nächste Krise reinrutschen, wird die Situation schlimmer als 2015. Dann werden viele Bauern sagen: Ich kann nicht mehr, ich steige aus.» Bereits im vergangenen Jahr hätten fünf Prozent der Höfe aufgegeben.

Als Gegenmittel rief Foldenauer dazu auf, die Milcherzeugung vorübergehend zu drosseln. Wenn die Landwirte ihre Tiere mit im Schnitt ein Kilogramm Kraftfutter weniger fütterten, bewirke dies eine Senkung der Milchmenge um rund sechs Prozent. Zudem befürwortete der BDM-Sprecher den Einstieg in die Lagerhaltung für Milchprodukte.

Die Molkereien beobachten indessen bereits einen Rückgang der Produktion. «Die produzierte Milchmenge lag Anfang dieses Jahres über der Menge von vor einem Jahr. Seit ein, zwei Wochen ist die Produktion wieder auf dem Vorjahresniveau», erklärte Björn Börgermann, Referent beim Milchindustrie-Verband, gegenüber AFP. Erste Molkereien hätten zudem damit begonnen, weniger Milch anzunehmen. «Daraus aber eine branchenweite Forderung zu machen, sehe ich derzeit nicht.»

Zugleich machte Börgermann Hoffnung mit Blick auf die weitere Entwicklung der Märkte. «Insbesondere in China ist der Absatzmarkt für Milch eingebrochen. Aber wir sehen derzeit, dass es in einigen asiatischen Ländern zu einer Belebung kommt und rechnen mit einer Stabilisierung.»

Zugleich begrüsste er den Vorschlag von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner für einen Einstieg in eine von Brüssel geförderte Lagerhaltung. «Grundsätzlich ist das der richtige Weg. Wir fordern, dass sich die Ministerin dafür einsetzt, dass die EU den Weg für private Lagerhaltung freimacht.»

Klöckner hatte sich vergangene Woche mit einem Brief an den für Landwirtschaft zuständige EU-Kommissar Janusz Wojciechowski gewandt. Darin rief sie ihn auf, die private Lagerhaltung für Magermilchpulver durch die EU finanziell zu unterstützen. Je nach Entwicklung müssten zudem weitere Schritte zur Stützung der Milchpreise folgen.

Wegen der Corona-Pandemie ist die weltweite Nachfrage nach Milch stark eingebrochen. Insbesondere auf dem wichtigen chinesischen Absatzmarkt wird derzeit weniger verkauft. Der Milchpreis sank. Zugleich allerdings zog die Nachfrage nach Milch und Milchprodukten in deutschen Supermärkten zeitweilig massiv an.

Mehr zum Thema:

Kommentare

Weiterlesen

Gurten Canva
103 Interaktionen
Gurtenfestival
Obdachlosigkeit
246 Interaktionen
«Neustart»

MEHR IN NEWS

sudan
Bürgerkrieg
selenskyj
5 Interaktionen
Wechsel
Guterres
8 Interaktionen
«Beispiellos»
Trump
16 Interaktionen
Friedensdeal

MEHR AUS DEUTSCHLAND

Jimi Blue Ochsenknecht
5 Interaktionen
Betrugs-Tour
Rave The Planet Berlin
3 Interaktionen
Lebensgefährlich
Alexander Zverev Rafael Nadal
1 Interaktionen
Bericht