Lebensmittel ausserhalb der Norm waren während des Lockdowns äusserst beliebt. Trotzdem verschwinden die Produkte wieder zunehmend.
Gemüse Coop
Wegen der Inflation kosten auch Lebensmittel mehr. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Detailhändler boten während des Lockdowns vermehrt «unnormale» Lebensmittel an.
  • Inzwischen aber sucht man wieder vergebens nach krummem Gemüse und fleckigen Früchten.
  • Konsumentenschützer fordern umgehend die Wiederaufnahme des Angebots.

Unförmigen Kartoffeln, krummen Rüebli und Früchten mit Flecken bleibt der Weg in die Läden oftmals verschlossen. Grund dafür sind die optischen Ansprüche und Vorschriften.

Einzig in der Gastronomie finden solche Produkte Verwendung. Als diese wegen der Corona-Pandemie aber geschlossen waren, boten Coop und Migros vermehrt Obst und Gemüse ausserhalb der Norm an.

Migros
Schweizer Detailhändler bieten mehrheitlich nur normgerechtes Gemüse und Obst an (Archivbild). - Keystone

Der Absatz: überraschend gross. Mehr als die Hälfte der Konsumentinnen und Konsumenten machten während des Lockdowns von dem Angebot Gebrauch. Das zeigt eine aktuelle Umfrage vom Konsumentenschutz, FRC und ACSI. Zwei Drittel seien sogar bereit, auch in Zukunft vermehrt solche Produkte zu kaufen.

Angebot nimmt wieder ab

Inzwischen aber sucht man wieder vergebens nach krummem Gemüse und fleckigen Früchten. Stichproben der Konsumentenschützer zeigen: In kleineren und mittleren Läden ist das Angebot gleich null, einzig in grossen Filialen findet man verteilt solche Produkte. Auch in den Onlineshops ist das Angebot inexistent.

Kaufen Sie schon jetzt bewusst krummes Gemüse oder fleckige Früchte?

Tatsächlich: «Während des Lockdowns haben wir zusätzlich den Produzenten, die extra übergrosses Gemüse für die Gastronomie herstellen, Hand geboten, da die Restauranttüren in einer Ausnahmesituation geschlossen bleiben mussten», erklärt Coop-Mediensprecher Patrick Häfliger.

Ünique
Unter dem Label «Ünique» bietet Coop Gemüse und Früchte ausserhalb der Norm an. - Keystone

Aber auch in Zeiten ohne Corona biete der Detailriese nicht konforme Produkte an. «Wir verkaufen mit unserer Eigenmarke Ünique bereits seit 2013 Früchte und Gemüse, die aus der Norm fallen», erklärt Mediensprecher Patrick Häfliger. Ebenso unter Prix Garantie gäbe es solche Produkte.

Ähnlich sieht die Situation bei der Konkurrentin Migros aus. «Wir haben während des Lockdowns hauptsächlich genau diese Produkte in das Sortiment genommen, die in der Gastronomie grosser Verwendung fanden», sagt Mediensprecher Patrick Stöpper und betont: Auch sonst seien «non-konforme» Produkte unter der M-Budget-Linie erhältlich.

Bauernverband fordert dringendes Umdenken

Der Konsumentenschutz fordert die Detailhändler aber auf, das breitere Angebot auch in Zeiten ohne Corona beizubehalten. «Konsumentinnen und Konsumenten können diese Produkte nur dann berücksichtigen und kaufen, wenn sie in den Läden auch erhältlich sind», heisst es in einer Mitteilung.

Spargeln
Vom Feld bis zum Teller geht in der Schweiz ein Drittel aller Lebensmittel verloren. - Keystone

Dieser Ansicht ist auch der Schweizer Bauernverband. Generell stelle man fest, dass die Grossverteiler die Normen unnötig verschärfen. «Weil die Sortiermöglichkeiten dank neuer Technik zusätzlich stetig feiner und besser werden, gibt es immer mehr Naturprodukte, die als nicht handelsfähig aussortiert werden», erklärt Mediensprecherin Sandra Helfenstein.

Aktuell geht in der Schweiz ein Drittel aller Lebensmittel verloren. Mit der erwähnten Entwicklung dürfte die Zahl steigen. Helfenstein fordert deshalb ein Umdenken – und zwar dringend.

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