Die warme Progression führt zu einer überproportionalen Steuerlast. Betroffen ist vor allem der hiesige Mittelstand. Avenir Suisse fordert nun eine Korrektur.
Steuern Schweiz
Eine Person beim Ausfüllen der Steuererklärung. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Aufgrund der Progression werden mit höherem Einkommen auch die Steuern höher.
  • Die warme Progression führt allerdings zu einer überproportionalen Steuererhöhung.
  • Avenir Suisse fordert deshalb eine Korrektur des bestehenden Steuersystems.
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Viele Steuern sind hierzulande progressiv ausgestaltet, allen voran die Einkommenssteuer. Sie nimmt mit zunehmender Höhe des Einkommens nicht nur in Franken und Rappen zu, sondern auch prozentual. Mit anderen Worten: Je höher das Einkommen, desto höher auch der Steuersatz.

Problematisch wird dies unter anderem in Zeiten einer florierenden Wirtschaft, also jetzt. Denn mit einer wachsenden Produktivität nimmt auch das reale Wirtschaftswachstum zu, was wiederum zu Reallohnerhöhungen führt.

Wirtschaft
Die Schweizer Produktivität wächst und wächst.
Lohn Franken Patrizia Laeri
Entsprechend nimmt nicht nur das reale Wirtschaftswachstum zu, sondern auch bei den Reallöhnen kommt es zu Erhöhungen.
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Viele Schweizerinnen und Schweizer – insbesondere jene aus dem Mittelstand – rutschen deshalb in eine höhere Steuerklasse.
Schweizer Franken
Bei einem Anstieg der Einkommen steigen die Steuern also nicht immer proportional, sondern oft auch überproportional.
srg
Die liberale Denkfabrik Avenir Suisse fordert deshalb eine Korrektur des Schweizer Steuersystems.

Allein von 2010 bis 2020 erhöhte sich die Kaufkraft der schweizerischen Löhne um durchschnittlich 8,4 Prozent, wie die Denkfabrik Avenir Suisse in einer aktuellen Mitteilung festhält. Eine Person mit durchschnittlichem Lohn konnte sich 2020 also 8,4 Prozent mehr Güter leisten als 2010.

«Naheliegend wäre, dass diese Person (wenn überhaupt) auch 8,4 Prozent mehr Steuern bezahlen muss», schreibt Avenir Suisse. «Damit würde sie weiterhin den gleichen Anteil ihres Einkommens in Form von Steuern dem Kollektiv zur Verfügung stellen.»

Höheres Einkommen, überproportional höhere Steuern

In Wirklichkeit sei es aber deutlich mehr. Denn bei einem Anstieg der Einkommen würden die Steuern nicht proportional, sondern überproportional steigen.

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So hat der Reallohnanstieg der vergangenen zehn Jahre allein über die direkte Bundessteuer zu einer Mehrbelastung der Haushalte von 800 Millionen Franken geführt hat. Auf Kantons- und Gemeindeebene dürfte die jährliche steuerliche Mehrbelastung noch viel höher sein.

«Produktivitätswachstum beziehungsweise das dadurch erzielte Reallohnwachstum führt also über die warme Progression zu einem schleichenden Anstieg der Fiskal- und damit auch der Staatsquote», stellt Avenir Suisse fest.

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Verheiratete Personen berappten 2019 60,6 Prozent des hier anfallenden Steuervolumens, während dieser Anteil zehn Jahre zuvor noch bei 63,3 Prozent lag. - keystone

Problematisch wird dies vor allem für den Mittelstand. Denn: Die warme Progression «reduziert die Umverteilung von Reich zu Arm», so die liberale Denkfabrik weiter. Das liege daran, dass der Grossteil der Progressionswirkung nicht bei den extrem hohen Einkommen stattfindet, sondern bei mittelhohen.

Konkret: Für die Kategorie «verheiratet» hat der allgemeine Reallohnanstieg dazu geführt, dass die einkommensstärksten fünf Prozent der Haushalte 2019 60,6 Prozent des hier anfallenden Steuervolumens berappten, während dieser Anteil zehn Jahre zuvor noch bei 63,3 Prozent lag.

Avenir Suisse fordert Korrektur

«Diese Steuererhöhungen sind schlecht legitimiert», bemängelt Avenir Suisse. «Die meisten Stimmbürgerinnen und Stimmbürger sind sich ihnen nicht einmal bewusst, geschweige denn haben sie jemals darüber abgestimmt.»

Die liberale Denkfabrik fordert deshalb eine Korrektur. «Schon heute werden die Steuertariftabellen an die Inflation angepasst, um das Phänomen der kalten Progression zu verhindern», heisst es. «Um auch die warme Progression zu kompensieren, müssten die Steuertabellen stattdessen neu einfach an den Nominallohnindex angepasst werden.»

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