Weil in Brasilien ein Damm brach, mussten 110 Menschen sterben. Verantwortlich ist auch eine Firma aus der Schweiz. Die Tragödie ist kein Einzelfall.
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Der Dammbruch in Brasilien forderte 110 Menschenleben, über 200 sind vermisst. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Damm, der vergangene Woche brach und 110 Tote forderte, gehört der Firma Vale SA.
  • Diese hat ein Tochterunternehmen in der Schweiz.
  • Die Firma hatte nach einer ähnlichen Katastrophe versprochen, Verantwortung zu übernehmen.

Am Freitag sind beim Dammbruch in Brumadinho im Bundesstaat Minas Gerais in Brasilien mindestens 110 Menschen gestorben, 238 werden vermisst. Tochterfirma der Betreiberin der Bergbau-Mine Córrego do Feijão, bei welcher der Damm brach, ist die Schweizer Firma Vale International S.A. Ihr Hauptsitz liegt in Saint-Prex im Kanton Waadt. Am Mittwoch wurde vor dem Hauptsitz demonstriert, zuvor schon in Brasilien am Hauptsitz von Vale SA.

«Uns überrascht der Vorfall nicht wirklich»

Oliver Classen kennt das Unternehmen nur zu gut. «Vale hat bereits 2012 unseren Publikumsschmähpreis in Davos gewonnen», erklärt der Mediensprecher der Nichtregierungsorganisation Public Eye. «Von daher, aber auch als Branchenbeobachter überrascht uns dieser Vorfall nicht wirklich.»

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Oliver Classen von der unabhängigen Nichtregierungsorganisation Public Eye. - public eye

Wer muss Verantwortung übernehmen?

Denn Brumadinho ist kein Einzelfall, weder für Brasilien noch für den Bergbaukonzern Vale, erklärt Classen von Public Eye. «Die am Tag vor dem Unglück aktualisierte Regierungsstatistik listet fast 200 Dämme in derselben zweithöchsten Risikostufe auf. Vale allein betreibt einen Viertel davon. Viele sind wohl tickende Zeitbomben.»

Auch der vor dem Zustand des Damms in Brumadinho hatte ein Bericht gewarnt. «Trotz der Warnungen kam es erneut zur Katastrophe. Man muss deshalb davon ausgehen, dass zu wenig in die Risikoüberwachung investiert wurde.»

Menschen protestieren nach dem Dammbruch in Brasilien. - Keystone

Fabio Schvartsman, der CEO von Vale, wollte eine Katastrophe, wie jene von Mariana im Jahr 2015 für immer verhindern. Damals kamen auch bei einem Dammbruch von Vale 19 Menschen ums Leben. Schvartsman setzte für Vale zum Ziel, dass es nie wieder zu einer solchen Tragödie kommen soll. Gebracht hat es offenbar nichts.

Forderung nach staatlichen Kontrollen

Für Classen ist deshalb klar: «Das zeigt, dass wir uns nicht auf Versprechen von Unternehmen verlassen dürfen. Es braucht solide Gesetze und unabhängige, staatliche Kontrollen». Weil Vale International SA in Saint-Prex Rohstoffe der Mutterfirma Vale SA handelt, wäre sie von der Konzernverantwortungsinitiative betroffen, erklärt Classen. «Mit der Konzernverantwortungsinitiative wäre sie gesetzlich verpflichtet, Risiken für Mensch und Umwelt der verkauften Rohstoffe (z.B. brasilianisches Eisenerz) abzuklären und allenfalls Massnahmen zu ergreifen und darüber zu berichten.»

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Angehörige und Freunde trauern um die Toten in Brumadinho. - Keystone

Konzernverantwortungsinitiative wird im Parlament durchgespült

Die Konzernverantwortungsinitiative befindet sich derzeit im Parlament. Wie sich der Ständerat bezüglich der Initiative oder dem nationalrätlichem Gegenvorschlag entscheidet, ist offen. Die Rechtskommission des Ständerats will sich am 19. Februar entscheiden. «Wir sind nicht glücklich, dass das Parlament den Prozess so in die Länge zieht», sagt Classen. «Doch dass Freiwilligkeit allein definitiv nicht ausreicht, zeigt sich angesichts von Vale, Glencore oder Baumwollhändlern zurzeit fast täglich.»

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