Am kommenden Donnerstag wird die Credit Suisse ihren Verlust im 2022 publizieren. Diese könnte sich auf über sieben Milliarden Franken belaufen.
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Das Wichtigste in Kürze

  • Das Jahr 2022 war für die Credit Suisse ein «Schreckensjahr».
  • Am Donnerstag werden die Zahlen zum Milliardenverlust publiziert.
  • Bereits im Jahr 2021 schrieb die Grossbank einen hohen Jahresverlust.

Die Credit Suisse wird am kommenden Donnerstag für ihr «Schreckensjahr» 2022 einen hohen Milliardenverlust publizieren, der an die Zeiten der Finanzkrise erinnert. Gleichzeitig muss die Grossbank nach den massiven Geldabflüssen vom Herbst eine Stabilisierung aufzeigen sowie Fortschritte in ihrem tiefgreifenden Umbau präsentieren. Auf mehr als 7 Milliarden Franken dürfte sich der Jahresverlust 2022 laut Schätzungen von Analysten belaufen.

Die zweitgrösste Schweizer Bank schliesst damit ein Jahr ab, das von Restrukturierungen und Führungswechseln wie auch von stark schrumpfenden Erträgen in einem schwachen Marktumfeld geprägt war. Bereits 2021 hatte die Credit Suisse nach den Debakeln um den Zusammenbruch des Hedgefonds Archegos und die Liquidierung der Greensill-Fonds einen Jahresverlust von 1,6 Milliarden Franken geschrieben.

Auch Liquiditätssituation wird im Fokus stehen

Die nicht abreissende Unruhe um die Grossbank resultierte im vergangenen Herbst in massiven Geldabflüssen, nachdem zuvor in sozialen Medien Gerüchte um eine Schieflage der CS herumgeboten worden waren. In den ersten beiden Oktoberwochen wurden laut CS-Angaben rund 6 Prozent der Kundenvermögen abgezogen, was rund 84 Milliarden Franken entspricht. Stark betroffen war das Vermögensverwaltungsgeschäft.

Die CS-Verantwortlichen beteuerten in der Folge zwar mehrfach, dass die Vermögensabzüge eingedämmt seither eingedämmt worden seien, ohne aber konkrete Zahlen zu nennen. Bei der Präsentation der Jahreszahlen von kommender Woche werden nun die Netto-Geldabflüsse im Schlussquartal und die Entwicklung seit Jahresbeginn ebenso wie die Liquiditätssituation der Bank stark im Fokus stehen.

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Dass auch im Schlussquartal 2022 tiefrote Zahlen resultieren werden, hatte die Credit Suisse bereits vorangekündigt: Sie prognostizierte im November einen weiteren Vorsteuerverlust von bis zu 1,5 Milliarden Franken. In den ersten neun Monaten 2022 hat die Grossbank bereits einen kumulierten Reinverlust von 5,9 Milliarden Franken angehäuft – der Jahresverlust 2022 dürfte damit klar über 7 Milliarden zu liegen kommen.

Einen Verlust in einer solchen Grössenordnung hatte die CS bereits in der Finanzkrise erlebt: Sie hatte damals das Jahr 2008 mit einem Fehlbetrag von 8,2 Milliarden Franken abgeschlossen. Viel schlimmer hatte es damals allerdings die Konkurrentin UBS getroffen, die 2008 gar einen Jahresverlust von über 20 Milliarden Franken schrieb und in der Folge vom Staat gerettet werden musste.

Hohe Kosten und massive Wertberichtigungen

Ein grosser Teil des Jahresverlusts 2022 ist auf hohe Kosten und massive Wertberichtigungen wegen des tiefgreifenden Strategieumbaus zurückzuführen. Diesen hatte die neu formierte Führung um Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann und CEO Ulrich Körner der taumelnden Grossbank im Herbst verschrieben. Zur Finanzierung des Umbaus stockte die Bank ihr Kapital auf, wobei sie mit der Saudi National Bank einen neuen Grossaktionär aus dem Mittleren Osten an Bord holte.

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Zusammen mit der Zahlenvorlage erwarten die Investoren am Donnerstag nun auch erste Angaben der CS-Führung über die Fortschritte bei der Restrukturierung. So hatte die Bank angekündigt, bereits 2022 insgesamt 2700 Stellen oder 5 Prozent der Beschäftigten abzubauen. Bis ins Jahr 2025 will die Grossbank ihre Kostenbasis um rund 15 Prozent oder etwa 2,5 Milliarden Franken verringern und dabei rund 9000 Stellen zu streichen.

Auch bezüglich der Redimensionierung der verlustträchtigen Investment Bank erhoffen sich die Beobachter deutlich mehr Einzelheiten als bisher. In den vergangenen Wochen war vor allem die Herauslösung und ein geplantes «Spin-off» des Kapitalmarkt- und Beratungsgeschäfts in ein US-basiertes Investmenthaus unter dem Namen «CS First Boston» (CSFB) in den Fokus gerückt.

Erwartungen mittlerweile sehr gedämpft

Laut Medienberichten will die Credit Suisse im Rahmen der CSFB-Auslagerung die bestehende Firma des ehemaligen CS-Verwaltungsrats Michael Klein für «mehrere hundert Millionen Dollar» kaufen und diese mit der künftigen Investment-Boutique zusammenführen. Die hohen Summen und mögliche Interessenkonflikte hatten für Kritik in den Medien gesorgt. CEO Körner verteidigte das Vorgehen am Rand des Weltwirtschaftsforums WEF dagegen: Die Bank könne mit diesem Kauf «professionell umgehen».

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Mit jahrelangem Missmanagement und Risikogeschäften hat sich Credit Suisse selbst ins Abseits manövriert. - Keystone

Immerhin sind die Erwartungen an die Grossbank nach zwei tief enttäuschenden Geschäftsjahren und einem alleine im letzten Jahr 2022 um 70 Prozent gesunkenen CS-Aktienkurs mittlerweile sehr gedämpft. Diverse Analysten prognostizieren mittlerweile, dass die CS wohl auch noch 2023 und möglicherweise auch 2024 in den roten Zahlen bleiben wird.

Anleger in CS-Aktien bräuchten wohl viel Geduld, heisst es etwa auch beim UBS-Aktienresearch: Auf «attraktive Dividenden» sollten sie erst wieder für die Zeit nach 2025 zählen.

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