Die Einschätzung von Analysten mit Blick auf den Schweizer Konjunkturverlauf in den kommenden sechs Monaten hat sich im Juni nochmals deutlich verschlechtert. Die Talsohle sei offenbar noch nicht erreicht.
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Mit der Verrechnungssteuer-Reform sollen Bund, Kantone und Unternehmen Zinskosten einsparen. (Symbolbild) - Keystone

Der am Mittwoch veröffentlichte CS-CFA-Society-Switzerland-Indikator, der die Erwartungen von Analysten misst, ist im Berichtsmonat um deutliche 20,1 Punkte auf mittlerweile -72,7 Punkte gesunken.

Bereits im Vormonat war der Index auf -52,6 gefallen. Das letzte Mal, dass sich so viele Analysten Sorgen um einen wirtschaftlichen Abschwung in der Schweiz machten, war nach dem Frankenschock 2015.

Aber auch für die Eurozone oder die USA erwarten mittlerweile drei von vier befragten Analysten einen wirtschaftlichen Abschwung in den kommenden sechs Monaten. Nach dem starken Aufschwung der vergangenen 18 Monate sowie angesichts zahlreicher Risiken wie Inflation, geldpolitische Straffungen und geopolitische Unsicherheit sei dies allerdings wenig überraschend. Das Ausmass des Pessimismus sei dennoch bemerkenswert, so die Experten.

Für die Schweizer Finanzanalysten bleibt nach wie vor die Inflation das grosse Fragezeichen. Dabei rechnen die Befragten seit Anfang des Jahres mit einer Entspannung des Ölpreises als grossem Treiber der Teuerung. Trotz der Sanktionen gegen Russland nimmt die Zahl der Analysten, die in sechs Monaten mit einem niedrigeren Ölpreis rechnen, von Monat zu Monat zu. Die kurzfristigen Inflationserwartungen bleiben volatil, sie sind in letzter Zeit wieder leicht angestiegen. Noch sei kein eindeutiger Höhepunkt zu erkennen.

Für den Aktienmarkt bleiben die Experten pessimistisch. Entsprechend erwartet die Mehrheit der Experten für die zweite Jahreshälfte weitere Verluste sowohl für den SMI als auch für den Euro Stoxx 50 und den S&P 500. Nach der überraschenden Zinserhöhung durch die SNB erwarten zudem 60 Prozent der Analysten eine weitere Erstarkung des Franken gegenüber dem Euro.

Bei den Zinsen werden sowohl von der SNB als auch von der EZB und der US-Notenbank Fed weitere Zinsschritte bis zum Jahresende erwartet. Ende nächsten Jahres geht rund ein Drittel von Leitzinsen in der Schweiz im Bereich von 0 bis 0,5 Prozent aus, ein weiteres Drittel sieht den Leitzins dann zwischen 0,5 und 1,0 Prozent. Die Streuung und damit die Unsicherheit sei recht hoch.

Auch die langfristigen Zinserwartungen steigen. In fünf Jahren erwartet knapp die Hälfte der Experten Renditen der zehnjährigen Eidgenossen in einer Spanne von 0 bis 2 Prozent, 45 Prozent gehen von Renditen zwischen 2 und 4 Prozent aus und 10 Prozent der Befragten sieht sogar Renditen oberhalb dieses Niveaus.

An der jüngsten monatlichen Umfrage der CFA Society Switzerland und der Credit Suisse, die zwischen dem 16. und 23. Juni durchgeführt wurde, nahmen 33 Experten aus der Schweizer Finanzbranche teil.

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