Die Pauschalbesteuerung in der Schweiz ist bei den sehr Reichen schon lange beliebt und bekannt. Die Corona-Pandemie erhöht das Interesse nur.
Sehr wohlhabende Personen können in der Schweiz ansässig werden, ohne den Pass zu besitzen. Das ist mit der Pauschalbesteuerung möglich. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Mit der Pauschalbesteuerung können Millionäre ihren Wohnsitz in die Schweiz verlegen.
  • Damit sparen sie Steuern, profitieren aber auch vom Gesundheitssystem und der Stabilität.
  • Die Corona-Krise hat das Interesse an diesem Angebot gesteigert.

Ohne Schweizer Pass alle Vorzüge von einem Wohnsitz in der Schweiz geniessen: Etwas, was sich nur ausländische Superreiche leisten können. Ermöglicht wird dies durch die Pauschalbesteuerung.

So können wohlhabende Menschen ihren Wohnsitz in die Schweiz verlegen, ohne Schweizer Staatsbürger sein zu müssen. Dafür ist arbeiten in der Schweiz untersagt, und sie müssen sich mindestens 182 Tage im Jahr in ihrem Wohnsitz aufhalten.

Le Rosey Privatschule
Ein Gebäude des Internats Le Rosey in Rolle, Waadt. Der zweite Standort der Privatschule ist in Gstaad. Le Rosey ist das teuerste Internat auf der Welt. - Keystone

Die Vorteile: Ihre Kinder können Schweizer Schulen besuchen, sie profitieren von einem der weltweit besten Gesundheitssysteme. Doch das wohl Wichtigste sind die Steuervorteile.

Die kantonalen Steuerbehörden erheben nämlich als steuerbares Vermögen «nur» das Siebenfache des Mietzinses oder des Eigenmietwerts des Aufenthaltsorts. Kurz gesagt: Man wird aufgrund seiner Lebenskosten besteuert.

In der Schweiz Steuern sparen

Zudem erhebt die direkte Bundessteuer jeweils mindestens 400'000 Franken im Jahr. Doch für Superreiche ist das nichts, wenn man dem Zürcher Anwalt Enzo Caputo glaubt. Auf seiner Webseite schreibt er, mit der Pauschalbesteuerung könne man – je nach Lebensstil – zwischen 100'000 bis 100 Millionen Euro pro Jahr einsparen.

«Generell verlangen die Kantone, dass eine Steuerrechnung von mindestens CHF 500'000 bis zu CHF 1 Mio. an die Kantone bezahlt wird», so der Anwalt.

Enzo Caputo
Enzo Caputo erklärt in einem Video auf seinem Youtube-Kanal die Pauschalsteuer. - Screenshot Youtube/Caputo & Partners AG

Caputo hat sich auf die Beratung für die Pauschalbesteuerung spezialisiert. Laut ihm müsse man ihm ein Vermögen von minimum 10 Millionen aufzeigen können, damit sich die Besteuerung lohne. Er selber verlangt 60'000 bis 80'000 Franken, um das Gesuch bei den Behörden einzureichen, wie er der «RTS» erzählte.

Der Anwalt empfiehlt seinen Nicht-EU-Kunden zudem, sich zuerst einen Zyprischen Pass zu besorgen. EU-Bürger zahlen nämlich weniger Steuern; und um den Pass des Inselstaats zu bekommen, reichen Investitionen in zyprische Immobilien in Höhe von 2,5 Millionen Euro.

Dank Corona mehr Interesse

Aber Caputo ist bei Weitem nicht der Einzige, der sehr wohlhabende Kunden in Sachen Pauschalbesteuerung berät. Fabian Teichmann von Teichmann International ist ebenfalls im Geschäft.

Auf Anfrage bestätigt der Rechtsanwalt, dass das Interesse seit Beginn der Pandemie zugenommen habe: «In Zeiten einer globalen Pandemie ist es unseren Klienten ein besonderes Anliegen, ihre Familien in Ländern mit einer sehr guten medizinischen Infrastruktur anzusiedeln.»

Schweiz Gesundheitssystem
Das schweizerische Gesundheitssystem geniesst auf der Welt ein hohes Ansehen. - Keystone

Auch die Erhöhung der Steuern, die ab 2021 für alle Pauschalbesteuerte gelten werden, würden Interessierte nicht abschrecken. «Unsere Klienten erfreuen sich an der besonderen Stabilität und der Rechtssicherheit, welche ihnen die Schweiz bieten kann.» Doch die Zahlen sagen etwas anderes.

Grösste Profiteure: Waadt, Wallis, Genf

Seit ein paar Jahren nimmt die Anzahl der Pauschalbesteuerten kontinuierlich ab. Dies auch, weil sie die Kantone Zürich, beide Basel und beide Appenzell sowie Schaffhausen abgeschafft haben. Laut Daten des Eidgenössischen Finanzdepartement waren Ende 2018 knapp 4560 Personen dank der Pauschalsteuer in der Schweiz ansässig. Ende 2016 waren es noch über 5040.

Pauschalbesteuerung Genfersee
Besonders beliebt bei Pauschalbesteuerten ist die Region rund um den Genfersee. - Keystone

Von einer Zunahme dank Corona könnten die Kantone stark profitieren. Besonders das Wallis und Genf bekommen jährlich etwa 100 Millionen Franken, die Waadt sogar über 190 Millionen.

Das Walliser Finanzdepartement schreibt auf Anfrage, dass in der Steuerperiode 2019 936 Ansässige pauschal besteuert wurden. Die Waadt verzeichnete über 1000, Genf rund 560. Franzosen und Engländer machen die Mehrheit aus, bei den Nicht-Europäern sind es Russen.

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