Chinesische Autobauer haben Deutschland im Visier
Die chinesische Autoindustrie wächst in Deutschland und zeigt auf der IAA ihre ambitionierten Pläne.

Die chinesische Autoindustrie drängt nach Deutschland. Noch ist ihr Marktanteil klein, doch er steigt – und soll noch weiter gewaltig zulegen. Auf der Mobilitätsmesse IAA in München sind so viele chinesische Unternehmen wie noch nie – und sie haben ambitionierte Pläne.
116 Aussteller aus China zählt die IAA, die am Dienstag für das breite Publikum öffnet, wie der Verband der Automobilindustrie (VDA) auf Basis vorläufiger Zahlen meldet. Abgesehen von Deutschland kommen aus keinem anderen Land auch nur annähernd so viele Unternehmen zu der weltweit beachteten Mobilitätsmesse.
In China haben die dortigen Hersteller den deutschen inzwischen den Rang abgelaufen, nun greifen sie nach dem deutschen Markt. Noch dominieren hierzulande zwar die heimischen Platzhirsche, doch es gibt Bewegung, wie ein Blick in die Neuzulassungsstatistik des Kraftfahrt-Bundesamtes zeigt: Mehr als 35'000 chinesische Autos im engeren Sinne weist sie von Januar bis August aus. Das mag im Vergleich zum Gesamtmarkt von 1,87 Millionen Autos wenig sein – gerade einmal 1,9 Prozent – doch der Anteil hat sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum etwa verdoppelt.
Und zählt man auch die zum chinesischen Konzern Geely gehörenden Marken Volvo und Polestar mit, sind es sogar über 4 Prozent – mehr als etwa die bekannten Fabrikate Toyota und Tesla zusammen.
BYD steigert Neuzulassungen in Deutschland stark
Bisher war es vor allem MG Roewe, das die Zahlen der chinesischen Hersteller im engeren Sinne trieb – möglicherweise auch dank des aus Grossbritannien übernommenen Namens MG, der Kunden kaum an China denken lässt. Mit mehr als 15'600 Neuzulassungen in den ersten acht Monaten ist es auch weiter die Nummer eins bei den chinesischen Marken in Deutschland. Doch inzwischen spielt auch Elektroschwergewicht BYD eine zunehmende Rolle und hat seine Neuzulassungen gegenüber dem Vergleichszeitraum 2024 mehr als verfünffacht – auf gut 8500.
Und es sollen noch viel mehr werden: 50'000 verkündet Deutschlandchef Lars Bialkowski am Montag beim selbstbewussten Auftritt von BYD als Ziel für den Jahresabsatz in Deutschland, das er als Schlüssel in Europa sieht. Bis wann diese Zahl erreicht werden soll, sagt er allerdings nicht. Doch die Marke will ihr Händlernetz rasch ausbauen, um das Ziel zu erreichen.
Auf Wachstum in Europa setzt auch der E-Auto-Bauer Xpeng, der in China Technologiepartner von VW ist: «Einer der wichtigsten Katalysatoren für unsere Dynamik ist die globale Expansion», sagt der fürs Auslandsgeschäft zuständige Vizechef Brian Gu in München. Und nirgendwo sieht er hierfür bessere Chancen als in Europa. Auf der IAA feiert Xpeng den Europastart seines neuen Elektro-Modells P7 – und hat seinen Stand direkt gegenüber von VW aufgebaut.
Chinesische Automarken in Deutschland
Ein Mangel an Händlern zählt hierzulande – neben Zöllen und Vorbehalten der eher konservativen Kunden – zu den Aspekten, der die chinesischen Marken bremst. Das gilt nicht nur für BYD, wie Stefan Reindl, Direktor des Instituts für Automobilwirtschaft, sagt.
MG Roewe hat ihm zufolge nur rund 150 Vertriebsstandorte, Xpeng um die 35. Bei BYD waren es im Frühjahr noch keine 30, inzwischen sind es laut Bialkowksi 50 und weitere 50 hat man unter Vertrag. Bis Ende 2026 sollen es sogar 300 werden.
Damit würde sich die Marke den Dimensionen der deutschen Hersteller zumindest annähern: 700 sind es bei VW, um die 400 bei BMW, etwa 300 bei Audi und knapp 400 bei Mercedes. Ob es am Ende aber ebenso grosse Standorte sind wie die Glaspaläste der etablierten Hersteller, ist eine andere Frage.