Die EU-Kommission will «sehr schnell» Vorschläge unterbreiten, um Fluggesellschaften in der Corona-Krise den Erhalt von Start- und Landerechten trotz sinkender Passagierzahlen zu ermöglichen.
Lufthansa-Maschinen in München
Lufthansa-Maschinen in München - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Von der Leyen: Keine «Geister-Flüge» ohne Passagiere nur wegen Startrechten.

«Wir wollen es für Airlines einfacher machen, ihre Flughafen-Slots zu behalten», sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Dienstag in Brüssel. Der Koordinator der Bundesregierung für die Luft- und Raumfahrt, Thomas Jarzombek, begrüsste die Ankündigung von der Leyens.

Von der Leyen sagte weiter, Airlines sollten als «vorübergehende Massnahme» nicht ihre Start- und Landerechte abgeben müssen, wenn es wegen sinkender Passagierzahlen keine Flüge gebe. «Der Coronavirus-Ausbruch hat grosse Auswirkungen auf die europäische und internationale Luftverkehrsindustrie.» Die EU-Kommissionspräsidentin fügte hinzu: «Wir sehen, dass sich die Lage täglich verschlimmert, und es wird erwartet, dass der Verkehr weiter sinkt.»

Die Änderung der Slot-Regelung sei gleichzeitig wichtig für die Umwelt. Denn sonst seien die Gesellschaften gezwungen, «Geister-Flüge» ohne Passagiere zu machen, nur um die Slots zu behalten, sagte von der Leyen.

Bei den Slot-Regelungen der EU geht es um Start- und Landerechte. Fluggesellschaften müssen diese an grossen Verkehrsflughäfen während eines Flugplans zu 80 Prozent tatsächlich nutzen, um die Slots nicht zu verlieren. Für eine Änderung müssen nach einem Vorschlag der Kommission auch die Mitgliedstaaten und das Europaparlament zustimmen.

Der Luftfahrt-Beauftragte der Bundesregierung erklärte, eine Aussetzung der Slot-Regeln sei «wichtig, da Airlines aktuell Gefahr laufen, ihre Start- und Landerechte zu verlieren, wenn sie zu viele Flüge wegen der Corona-Krise ausfallen lassen». «Die einzige Alternative ist bisher, mit fast leeren Flugzeugen zu fliegen - ein wirtschaftlicher und klimapolitischer Irrsinn», kritisierte Jarzombek. Die Slot-Regel auszusetzen sei daher eine «richtige und pragmatische Lösung».

Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) teilte laut der «Bild»-Zeitung mit, die Folgen der Ausbreitung des Coronavirus für die weltweite Flugindustrie seien schlimmer als die der Terroranschläge auf New York und Washington vor 19 Jahren. «Die Flugbuchungen gehen aufgrund der Corona-Krise massiv zurück», zitierte die «Bild» BDL-Sprecher Ivo Rzegotta. «Viele Passagiere treten ihren gebuchten Flug nicht an.»

Zahlreiche Airlines reduzieren wegen des Coronavirus derzeit ihre Flugpläne deutlich. Am Dienstag kündigte Air France-KLM an, tausende Flüge zu streichen. Zuvor hatte bereits die Lufthansa den Wegfall von bis zu 50 Prozent ihrer Flüge angekündigt. Die irische Billigfluggesellschaft Ryanair strich wegen der Corona-Krise bis zum 8. April sämtliche Italien-Flüge. Die ungarische Lowcost-Airline Wizz Air annullierte ihre Italien-Flüge bis zum 3. April, ihre Israel-Flüge bis zum 23. März.

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