Schweizer Bankkunden wechseln selten ihre Bank, obwohl es Unterschiede bei den Sparzinsen gibt.
Niedrige Zinsen könnten für Bankkunden höhere Kontogebühren zur Folge haben. Foto: Oliver Berg
In den vergangenen Monaten haben sich deutliche Unterschiede bei der Verzinsung von Sparkonten gezeigt. (Symbolbild) Foto: Oliver Berg - dpa-infocom GmbH

Unterschiede bei den Sparzinsen einzelner Finanzinstitute bewegen die Bankkundinnen und Bankkunden nur selten zu einem Wechsel ihrer Bankbeziehung. Ein Grund dafür ist, dass nur ein kleiner Teil der Kundschaft die aktuell geltenden Zinssätze ihres Instituts überhaupt kennt, wie eine Umfrage der Hochschule Luzern (HSLU) zeigt.

Das Zinsniveau in der Schweiz hat sich seit Mitte 2022 mit den deutlichen Leitzinserhöhungen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) stark verändert, wie die am Donnerstag veröffentlichte «IFZ Retail Banking Studie 2023» der HSLU erinnert.

Dabei hätten sich in den vergangenen Monaten deutliche Unterschiede bei der Verzinsung von Sparkonten gezeigt, aber auch bei der Gebührenhöhe etwa bei den Basispaketen mit Konto und Karten.

In einer repräsentativen Befragung der HSLU hätten zwar die meisten Personen angegeben, dass sie ihr Geld bei einem Zinsunterschied von 0,5 Prozentpunkten zu einer anderen Bankbeziehung transferieren würden. Allerdings kennen nur gerade sieben Prozent die Höhe des Sparzinses bei ihrer Hauptbank. Entsprechend sei es bislang nicht zu signifikanten Verlagerungen von Kundengeldern gekommen.

Zusätzliche Faktoren beeinflussen Wahl

Oft würden nicht einmal die mittlerweile deutlichen Zinsunterschiede zwischen Privat- und Sparkonten ausgeschöpft. Zudem seien Preise und Zinsen auch weiterhin nicht die alleinigen Kriterien für die Wahl der Hausbank.

So spielten auch weiterhin Produktleistungen und Services eine wichtige Rolle bei der Bankwahl – entsprechend könnten Banken mit einseitiger Fokussierung auf den Preis oder den Zinssatz nur eine begrenzte Anzahl der Kundschaft anziehen.

Gemäss der HSLU-Studie lassen sich bei der Wahl der Hauptbank gewisse Muster feststellen. So zögen die Raiffeisen-Banken etwa vermehrt Personen an, die der Marke eine hohe Bedeutung geben und persönliche Beratungsmöglichkeiten schätzten.

Dagegen spreche Postfinance überproportional preissensitive Personen an, die Grossbanken dagegen Menschen, die auf die Höhe der Zinssätze achteten. Weniger eindeutig ist die Kundenbasis der Kantonalbanken – was es für diese nicht einfach mache, die Kundengruppen zufriedenzustellen.

Steigende Margen im Jahr 2023

Das gestiegene Zinsniveau hat im laufenden Jahr auch das Zinsengeschäft der Banken beflügelt, wie die HSLU unter Berufung auf eine Untersuchung von Bilanz und Erfolgsrechnungen von 90 Banken schreibt.

2023 dürften die durchschnittlichen Zinsmargen demnach wieder die Marke von 1,3 Prozent übersteigen. Letztmals lagen die Zinsmargen der Schweizer Banken im Jahr 2016 auf dieser Höhe, in der Folge sanken sie bis auf ein Niveau von 1,1 Prozent ab.

Die stärksten Kennzahlen unter den Retailbanken weisen in der Untersuchung verschiedene Kleinbanken mit Bilanzsummen von weniger als 700 Millionen Franken aus wie die Caisse d'Epargne d' Aubonne, die Ersparniskasse Affoltern i. E. oder die Clientis Spar- und Leihkasse Thayngen. Diese brillieren etwa mit einem niedrigen Kosten-ertrags-Verhältnis oder einer hohen Zinsmarge, aber auch mit einer überdurchschnittlichen Kapitalisierung.

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