Bafin erstattet in Wirecard-Affäre Anzeige wegen Marktmanipulation
Die deutsche Finanzaufsicht Bafin hat im Fall der Kursschwankungen um den Finanzdienstleister Wirecard Anzeige erstattet.

Das Wichtigste in Kürze
- «Spiegel»: Bafin verdächtigt «FT»-Journalisten.
Die Behörde erklärte am Dienstag: «Wir haben Anzeige an die Staatsanwaltschaft München I wegen des Verdachts der Marktmanipulation in Form einer Short Attacke in Aktien der Wirecard AG erstattet.» Bei einer solchen Attacke wetten Spekulanten auf fallende Kurse. Wie die Bafin betonte, dauern ihre Ermittlungen aber weiter an.
Wie eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft München erklärte, liegt die Zahl der von der Bafin namentlich benannten Beschuldigten im «einstelligen Bereich». Sie erklärte weiter: «Zu der Stellung der einzelnen Beschuldigten können wir derzeit aus ermittlungstaktischen Gründen keine Angaben machen».
Zuvor hatte der «Spiegel» von Anzeigen gegen «rund ein Dutzend» Personen berichtet. Laut dem Bericht verdächtigt die Bafin Journalisten der britischen Wirtschaftszeitung «Financial Times», «mit mehreren Fonds beziehungsweise einzelnen Investoren gemeinsame Sache gemacht zu haben». Eine Sprecherin der Bafin wollte den Bericht nicht kommentieren.
Der Münchner Dax-Neuling Wirecard befindet sich seit Ende Januar im Zentrum von Betrugsvorwürfen. Die britische «Financial Times» hatte wiederholt über vorgetäuschte Umsätze und gefälschte Verträge bei Wirecard in Singapur berichtet. Wirecard weist die Anschuldigungen als verleumderisch zurück. Nach den Berichten ging die Aktie auf Achterbahnfahrt.
Mitte Februar verbot die Bafin weitere Spekulationen auf fallende Kurse, «weil sie das Marktvertrauen in Deutschland ernsthaft bedrohen». Die Staatsanwaltschaft München nahm nach der Anzeige eines Anlegers sowie der Aussage eines Aktienkaufinteressenten Ermittlungen wegen Marktmanipulation gegen Journalisten der «FT» auf. Die britische Wirtschaftszeitung verteidigte ihre Berichterstattung hingegen.
Die Finanzaufsicht leitet den Verdacht der Manipulation laut dem «Spiegel» aus dem Zusammenwirken der «FT»-Artikel und Handelsaktivitäten an der Börse ab. So sollen Spekulanten jeweils bereits vor dem Erscheinen von «FT»-Artikeln sogenannte Leerverkaufspositionen aufgebaut haben.
Für den Vorwurf der Marktmanipulation kommt es laut «Spiegel» es nicht darauf an, ob die Vorwürfe der «Financial Times» sich als wahr herausgestellt haben oder nicht. Vielmehr gehe es um die Frage, ob die Autoren der Wirecard-Artikel wussten, dass bestimmte Akteure zuvor Aktien leer verkauft hatten, um von der Wirkung der Artikel finanziell zu profitieren, und ob die Autoren diesen Interessenskonflikt unterschlagen haben. Die «Financial Times» weist diese Vorwürfe laut «Spiegel» zurück.