Mehrere hunderttausend Bankkunden haben in der Corona-Krise ihre Kredite nicht bedient: Allein die Sparkassen zählten Anfang Juli gut 189.000 gestundete Verbraucherkredite, wie ein Sprecher der Finanzgruppe am Montag mitteilte.
Bankentürme in Frankfurt am Main
Bankentürme in Frankfurt am Main - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Bundesregierung plant keine Neuauflage von ausgelaufenem Zahlungsaufschub.

Bei der Deutschen Bank und der Postbank hätten insgesamt etwa 70.000 Privatkunden die Aussetzung von Tilgungen und Zinszahlungen beantragt, sagte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Karl von Rohr der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung».

«Das ist ein einstelliger Prozentsatz unseres gesamten Kreditportfolios», sagte von Rohr der Zeitung. Die Zahl der Stundungsanträge steige weiter, jedoch deutlich langsamer als noch im Frühjahr. Konsumentenkredite seien ebenso wie beispielsweise Kontoeröffnungen in der Krise deutlich weniger nachgefragt worden.

«Wir haben in den letzten Wochen erwartungsgemäss vermehrt Anfragen von Privatkunden nach Tilgungspausen und Tilgungsherabsetzungen sowie Anträge auf Ratenstundung erhalten», erklärte auch ein Sprecher der ING. «Gemessen am Gesamtbestand der Verbraucherdarlehen» sei die Zahl der Stundungen aber «relativ gering» gewesen. Auch die Hypovereinsbank sprach von einer «sehr geringen Anzahl» betroffener Privatkunden - Details nannten beide Geldhäuser nicht.

Ein Sprecher der Targobank erklärte, insgesamt habe es rund 47.000 Stundungsanfragen von Privat- und Geschäftskunden gegeben. Die Commerzbank verzeichnete etwa 33.000 Stundungen.

Die Bundesregierung hatte in der Corona-Krise grundsätzlich allen Verbrauchern ermöglicht, laufende Kredite vorübergehend zu stunden, fällige Zahlungen also aufzuschieben. Ende Juni lief dieses gesetzliche Kreditmoratorium für Darlehensverträge aber aus. Wer seine Kreditschulden wegen finanzieller Belastungen in der Krise nicht mehr bedienen kann, muss bis auf weiteres also wieder einen persönlichen Tilgungsstopp mit seiner Bank aushandeln.

Auch die vorübergehende Stundungsmöglichkeit bei Energie- und Telekommunikationsverträgen lief Ende Juni aus, ebenso wie der pauschale Kündigungsschutz für Mieter, die ihre Mietzahlungen corona-bedingt nicht leisten. Wie ein Sprecher des Justiz- und Verbraucherschutzministeriums AFP sagte, plant die Bundesregierung aktuell keine rückwirkende Verlängerung oder Neuauflage der Regelungen für Verbraucher. Die Situation werde aber laufend beobachtet und grundsätzlich sei es weiter möglich, «dass da auch kurzfristig nochmal nachjustiert wird».

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