Bundespräsident Ueli Maurer hatte im CNN-Interview seine liebe Mühe. Kommunikationsexperte Stefan Herrmann erklärt, wie es besser hätte laufen können.
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Bundespräsident Ueli Maurer bei seiner privaten Audienz mit Donald Trump. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Ueli Maurer war am Donnerstag zu Besuch im Weissen Haus und traf dort auf Donald Trump.
  • Im CNN-Interview danach hatte Ueli Maurer Schwierigkeiten, sich auf Englisch auszudrücken.
  • Kommunikationsexperte Stefan Herrmann erklärt, wie es Maurer hätte besser machen können.

Was für eine aufregende Woche für unseren Bundespräsidenten. Kurzfristig erhielt Ueli Maurer beim US-Präsidenten Donald Trump eine private Audienz. Anschliessend wurde er live auf dem US-Sender «CNN» interviewt.

Bundespräsident Ueli Maurer stellte sich den englischen Fragen der CNN-Journalistin Zain Asher. Die Fragen schien er nicht immer ganz genau zu verstehen. - CNN

Im Interview hatte der SVP-Bundesrat seine liebe Mühe mit der englischen Sprache und hat – naja, sagen wir nicht gerade eine gute Falle gemacht. Am Freitag verteidigte sich Maurer und sein Kommunikationsteam.

Sie seien von CNN überrumpelt worden, sagte Kommunikationschef Peter Minder. «Rückblickend hätte ich das Interview verhindern sollen.» CNN wirft Minder vor: «Hier wurde journalistisch schludrig und kommunikativ schlecht gearbeitet.»

Der Kommunikationsexperte Stefan Herrmann erklärt im Interview gegenüber Nau.ch, wie es Bundespräsident Maurer künftig besser machen könnte.

Stefan Herrmann
Stefan Herrmann von der Kommunikationsagentur Infel AG. - Infel AG

Nau.ch: Herr Herrmann, was ging Ihnen als Kommunikationsexperte durch den Kopf, als Sie das CNN-Interview mit Bundespräsident Ueli Maurer gesehen haben?

Stefan Herrmann: Ich musste beim Betrachten des Interviews schmunzeln. Allerdings nicht wegen des Bundespräsidenten selber. Sondern wegen der Reaktionen, die das Interview absehbar auslösen würde.

Nau.ch: Tatsächlich liessen diese nicht lange auf sich warten. In den Kommentarspalten der Onlineportale gehen die Leute mit Ueli Maurer hart ins Gericht: «Was für ein Schämer für die Schweiz!» Was sagen Sie, ist das tatsächlich so peinlich oder übertreiben es die Schweizer mit dem Perfektionismus?

Stefan Herrmann: Es ist nicht das erste und wird auch nicht das letzte Mal sein, dass ein hoher Politiker mit mangelnder Sprachkompetenz auffällt. Aber: Sie ist kein Anforderungskriterium für eine politische Karriere!

Offensichtlich wählen wir Schweizer unsere politische Führung nach anderen Kriterien. Also sollten wir uns nicht aufregen, wenn die sprachlichen Kenntnisse im einen oder anderen Fall nicht sonderlich hoch ausfallen.

Nau.ch: Aber müsste sich ein Bundespräsident in der bedeutendsten Weltsprache nicht etwas besser ausdrücken können?

Stefan Herrmann: Es wäre fraglos vorteilhaft und würde nicht nur die Interviews sondern auch die diplomatischen Verhandlungen erleichtern. Aber noch einmal: Ein Qualifikationskriterium «Sprachkompetenz» gibt es weder für einen Stadtrat noch für einen Bundesrat.

Nau.ch: Mit welchen Massnahmen hätte Ueli Maurer denn (trotz mangelnder Englisch Kenntnissen) einen besseren Eindruck machen können?

Stefan Herrmann: CNN arbeitet mit der Form des Duplex (statt des direkten Interviews). Für den Interviewten ist das ausserordentlich schwierig. Die offensichtliche Unsicherheit des Bundespräsidenten wurde massgeblich verstärkt, indem er wiederholt zu seinem Kommunikationschef schielen musste. Dieser hätte entweder ganz ins oder weit aus dem Bild gehört.

Weiter wäre ein Headset für die Übersetzung sicher vorteilhaft gewesen. Ueli Maurer hätte zuhören und nach vorne blicken können. Dem Zuschauer wäre klar gewesen, dass der Mann im Bild auf eine Übersetzung wartet. Kenntnis betreffend der Fragen und ein Teleprompter hätten mehr Sicherheit schaffen können.

Die fehlende Technik und der schlechte Bildausschnitt sind aber auch den Journalisten geschuldet!

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Ueli Maurer informiert im Anschluss an das Treffen mit US-Präsident Donald Trump. - Screenshot SRF

Nau.ch: Weiter ist zu beachten, dass der US-Besuch recht kurzfristig stattgefunden hat. Somit blieb für die Vorbereitung des Interviews nicht viel Zeit. Hätten Sie Ueli Maurer in dieser etwas überstürzten Situation von einem Interview abgeraten?

Stefan Herrmann: Ich hätte mir die Fragen vorlegen lassen und ihm dann wahrscheinlich von einem Interview abgeraten. Die Begründung ist aber eine andere: Es gibt tatsächlich Fragen, die man im Zuge von diplomatischen Verhandlungen nicht beantworten kann. Wenn jemand in ein Interview geht, in welchem er nur damit antworten kann, dass er nicht antworten kann, dann geht er besser nicht.

Nau.ch: Hat der volksnahe Ueli Mauerer durch diesen Auftritt nun Sympathiepunkte gewonnen oder eher verloren?

Stefan Herrmann: Ich denke nicht, dass Ueli Maurer Sympathiepunkte verloren hat. Nach derartigen vermeintlichen Aufregern sind wir jeweils schnell wieder bei der Tagesordnung. Es ist auch kein zitierfähiger Versprecher gefallen, wie wir ihn mit «Rire c’est bon pour la santé» von Johann Schneider-Ammann kennen. So einer geht ins kollektive Gedächtnis ein und kann so – später – für zusätzliche Sympathie sorgen.

Ueli Maurer
US-Präsident Donald Trump begrüsst Ueli Maurer vor dem Weissen Haus. - Keystone

Nau.ch: Haben Sie noch einen Tipp, den Sie Ueli Mauerer für sein nächste Interview in englischer Sprache mit auf den Weg geben möchten?

Stefan Herrmann: Ueli Maurer könnte einen Simultanübersetzer nehmen und die Antworten in deutscher Sprache geben. Das wird er aber nicht tun, weil er selbstsicher und erfahren genug ist, um zu wissen, dass er eine authentische Wirkung erzielen will.

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