Im Gastbeitrag kritisieren der Klimastreik Schweiz, «Resist Glencore» und andere Aktivisten den Rohstoffhändler Glencore für Umweltzerstörungen in Kolumbien.
SDS Klimastreik Glencore
Mehrere Personen demonstrieren gegen die praktiken des Rohstoffhändlers Glencore vor dem Casino Zug anlässlich der Generalversammlung von Glencore. Aufgenommen am Freitag, 26. Mai 2023. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Glencore zerstöre die Umwelt und vertreibe indigene Gemeinschaften in Kolumbien.
  • Kohleabbau führe zu massiver Umweltverschmutzung und bedrohe die Biodiversität.
  • Aktivistinnen diverser Organisationen kritisieren den Konzern im Gastbeitrag.

Im Norden Kolumbiens – dem Land mit der weltweit zweitgrössten Biodiversität – zieht der internationale Bergbaugigant Glencore eine Spur der Zerstörung nach sich. Insbesondere die indigene Gemeinschaft der Yukpa ist von den Auswirkungen der umwelt- und klimaschädlichen Geschäfte betroffen, doch Glencore will keine Verantwortung übernehmen. Neben dem Konzern selber machen sich Investor*innen und die Schweiz zu Kompliz*innen, wenn sie weiterhin nichts tun.

Resist Glencore
Rede der Yukpa Delegation an der Demo fürs Klimaschutzgesetz in Bern am 27.5.23. - Lotte Jäger von Resist Glencore

Zusammen mit drei Menschenrechtsaktivist*innen und Delegierten der Yukpa und mit dem Kollektiv «Resist Glencore» hat der Klimastreik vergangene Woche hier in der Schweiz, wo die Profite schlussendlich landen, auf die Ungerechtigkeiten aufmerksam gemacht und Forderungen gestellt.

Zerstörung auf mehreren Ebenen

Glencores Kohleminen führen zu massiven Umweltverschmutzungen. Giftige Abwässer, die bei der Kohleaufbereitung freigesetzt werden, gelangen in nahegelegene Flüsse und verseuchen die Gewässer, die für die Yukpa von zentraler Bedeutung sind. Neben dem Trinkwasser leiden auch die Nahrungsquellen, denn der Kohlestaub schadet den Pflanzen auf den Äckern, was zu knapperen Ernten führt.

Die negativen Auswirkungen werden wir früher oder später alle direkt zu spüren bekommen, auch hier im globalen Norden. Der immense Verlust von Biodiversität und das Vorantreiben der CO2-Emissionen durch das Verbrennen von Kohle befeuert die Klimakrise.

Yukpa-Familie
Yukpa-Familie. - Juan Pablo Gutiérrez

Für die Yukpa ist der Überlebenskampf bereits Realität: Durch den Verlust des Landes ihrer Vorfahr*innen, der Umlenkung von essenziellen Wasserleitungen und der Umweltverschmutzung sind die Yukpa laut dem kolumbianischen Verfassungsgericht unmittelbar vom Aussterben bedroht.

Bereits seit Jahren wehrt sich die Yukpa-Gemeinschaft vor Ort. Die Reaktion von Regierung und Konzernen: Gewalt durch Paramilitärs, um jeglichen Widerstand im Keim zu ersticken.

Geballte Kritik an der Glencore-GV

Juan Pablo Gutiérrez, Menschenrechtsaktivist und Yukpa-Delegierter, hat selbst zwei Mordanschläge durch paramilitärische Gruppen überlebt und lebt nun im Exil in Frankreich. In Anwesenheit der Glencore-Investor*innen trugen er und zahlreiche andere Menschenrechtler*innen die Realitäten der von den Geschäften betroffenen Gemeinschaften in das Theater Casino Zug, wo letzten Freitag die Glencore-Hauptversammlung stattfand.

Glencore SDS Klimastreik
«Euer Geld tötet»: Der Klimastreik zeigte sich mit dem Kollektiv «Resist Glencore» und weiteren Aktivisten solidarisch mit einer Kundgebung vor den Türen des Theater Casinos in Zug. - keystone

«Wir sind hier, um darüber zu sprechen, was diese Zahlen, die Sie hier erörtern, in unserer sozialen Realität als indigene Gemeinschaften in Kolumbien bedeuten», so der Beginn seiner Ansprache. (Mit den Zahlen sind übrigens beispielsweise die 17,3 Milliarden US-Dollar Gewinn, die Glencore 2022 verzeichnet hat, gemeint). Der Druck «von innen» soll erhöht werden.

An der Versammlung hagelte es Kritik und zahlreiche Forderungen nach Wiedergutmachung und Gesprächen auf Augenhöhe wurden geäussert – ein kleiner Erfolg! Ein Antrag für mehr Transparenz bei Glencores Geschäften wurde von den Entscheidungsträger*innen dennoch mit 70,8 Prozent abgelehnt.

Yukpa Glencore
Kohlemine im Norden Kolumbiens auf ehemaligem Yukpa-Gebiet. - Juan Pablo Gutiérrez

Der Klimastreik zeigte sich mit dem Kollektiv «Resist Glencore» und weiteren Aktivist*innen solidarisch mit einer Kundgebung vor den Türen des Theater Casinos. Die Forderungen sind klar: Es braucht Wiedergutmachungen, Glencore muss die Finanzierung entzogen werden und die Schweiz muss aufhören, den Konzern weiter fernab von der Zerstörung mit der Zuger Tiefsteuerpolitik zu verwöhnen. Der Schutz von Profiten darf nicht über Menschenrechten stehen.

Die Rolle der Schweiz

Der Kanton Zug, wo auch Glencore ihren Hauptsitz hat, ist als Steuerparadies bekannt. Dass mit dieser Tiefsteuerstrategie gezielt Konzerne wie Glencore angezogen werden, die ihre Gewinne aus dem globalen Süden nach Zug abziehen, ohne Verantwortung für Menschenrechtsverletzungen übernehmen zu müssen, ist ein Symptom neokolonialer Strukturen.

Es wird von den natürlichen Reichtümern Kolumbiens und anderer Länder profitiert, ohne Rücksicht auf die indigenen Gemeinschaften und die Umwelt zu nehmen. Es ist hier in der politischen Verantwortung der Schweiz, griffige Massnahmen in Kraft zu setzen, um dem entgegenzuwirken.

Begrüssen Sie die Tatsache, dass Konzerne wie Glencore ihren Hauptsitz in der Schweiz haben?

Die Yukpa-Delegation zeigt unermüdlich Widerstand an politischen Treffen und klärt in Reden und Workshops über die vorherrschenden Ungerechtigkeiten auf. Ihre unmissverständliche Botschaft an die Glencore-Vorsitzenden und Investor*innen: «Von nun an, mit den Informationen, die wir euch übermitteln, werdet ihr euch mitschuldig machen an dem Genozid, das uns widerfährt, wenn ihr euch entschliesst, im Namen dieses ‹Fortschritts› nichts zu tun.»

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