Die psychische Gesundheit der Bevölkerung leidet, doch die Ressourcen für die Behandlung fehlen. Pro Mente Sana plädiert im Gastbeitrag für zusätzliche Mittel.
Muriel Langenberger
Muriel Langenberger, Geschäftsleiterin Pro Mente Sana. - zVg
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Das Wichtigste in Kürze

  • Psychische Erkrankungen nehmen in Zeiten der Pandemie und des Ukraine-Kriegs zu.
  • Doch es fehlen die nötigen Ressourcen, um den betroffenen Menschen zu helfen.
  • Pro Mente Sana zeigt im Gastbeitrag die Probleme auf.

Unsere Gesellschaft hat ein Problem: Um die psychische Gesundheit der Bevölkerung in der Schweiz steht es nicht gut. Jede zweite Person in der Schweiz erlebt im Laufe des Lebens eine psychische Belastung. 9 von 10 Menschen kennen jemanden, dem es schlecht geht oder dem es schlecht gegangen ist. Die WHO geht davon aus, dass psychische Erkrankung in den kommenden Jahren das grösste gesundheitliche Thema für die Gesellschaft in Westeuropa wird.

Pro Mente Sana
Die Kampagne «Wie geht's dir?» von Pro Mente Sana läuft schon lange. Sie soll Gespräche rund um psychische Gesundheit ankurbeln. - Keystone

Die psychische Gesundheit ist seit Jahren belastet. Durch die Coronakrise hat die Psyche zusätzlich gelitten. Aber auch der Angriffskrieg in der Ukraine, die Klimakrise und die Teuerung destabilisieren. Die Krisen treffen insbesondere vorbelastete Menschen sowie Kinder und Jugendliche. Jede zweite IV-Neurente wird inzwischen aufgrund einer psychischen Erkrankung gesprochen. Ende 2022 publizierte das Bundesamt für Statistik weitere Zahlen, die alarmieren: Zwischen 2020 und 2021 wurden 17 Prozent mehr junge Menschen zwischen 10 und 24 Jahren aufgrund psychischer Probleme und Verhaltensauffälligkeiten hospitalisiert.

Hohe Nachfrage – geringe Ressourcen

Die Anzahl Menschen, die psychologische Unterstützung braucht, steigt fortlaufend. Das Versorgungssystem ist jedoch extrem überlastet. Die Meldungen zu Aufnahmestopps und fehlenden Therapieangeboten häufen sich. Betroffene warten oft sehr lange auf einen Behandlungsplatz. Alternative, niederschwellige Angebote müssen deshalb gestärkt und ausgebaut werden.

Ein Plakat zur Kampagne «Wie geht's Dir?».
Ein Plakat zur Kampagne «Wie geht's Dir?». - zVg

Die Stiftung Pro Mente Sana berät beispielsweise Betroffene und deren Umfeld bei persönlichen Krisen, Unterstützungsmöglichkeiten, rechtlichen Fragen usw. kostenlos. Die Nachfrage nach diesem Angebot nahm während der Pandemie deutlich zu und bleibt auf hohem Niveau. Die Beratungen haben sich seit 2018 verdoppelt.

Es kann jede und jeden treffen

Menschen mit einer psychischen Erkrankung brauchen nicht nur Unterstützung in der Krise, sondern auch auf ihrem Genesungsweg. Ebenfalls notwendig ist es, in die Gesundheitsförderung, die Prävention und die Früherkennung zu investieren. Je früher eine psychische Erkrankung erkannt und behandelt wird, desto besser der Verlauf. Psychische Gesundheit geht uns alle an – eine Erschütterung kann jede*n treffen. Pro Mente Sana bietet deshalb auch Erste-Hilfe-Kurse für die psychische Gesundheit an. Die sogenannten ensa Kurse versetzen Laien in die Lage, auf Betroffene zuzugehen und Erste Hilfe zu leisten. Allgemein gilt: Über Gefühle zu sprechen, lohnt sich. Die Kampagne «Wie geht's Dir?» vermittelt konkrete Tipps dazu.

Wie geht es dir
Flyer der Kampagne «Wie geht es dir?». - Pro Mente Sana

Für den Ausbau von Angeboten braucht es Mittel

All diese Massnahmen und Angebote braucht es mehr denn je. Damit wir sie aufrechterhalten und ausbauen können, benötigen wir Mittel, an denen es leider mangelt. Wir sehen uns momentan mit finanziellen Herausforderungen konfrontiert: Die Mittelbeschaffung für unsere Angebote für Betroffene und Angehörige sowie unsere Arbeit ist schwierig. Die Erfahrungen rund um eine psychische Erschütterung werden in unserer Gesellschaft nach wie vor tabuisiert – was sich auf Spenden auszuwirken scheint. Nichtsdestotrotz setzen wir uns weiterhin für Menschen mit psychischen Erkrankungen ein.

Angebote von Pro Mente Sana

- Juristische und psychosoziale Beratung für Betroffene und Nahestehende: 0848 800 858

- Erste-Hilfe-Kurse für psychische Gesundheit – ensa: ensa.swiss/de

- «Wie geht’s dir?»-App der Emotionen: wie-gehts-dir.ch

- Psychosoziale Kurse, Rechtskurse zu verschiedenen Themen und weitere Angebote auf promentesana.ch

Zur Autorin: Muriel Langenberger ist Geschäftsleiterin von Pro Mente Sana. Die Stiftung setzt sich für die psychische Gesundheit in der Schweiz ein.

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