«Rise Up for Change» blockierte vor zwei Wochen den Schweizer Finanzplatz. Der Weltklimarat warnt, dass die Emissionen möglichst rasch gesenkt werden müssen.
Klima
Die Aktionswoche Rise Up for Change richtete sich gegen Banken und Investiotionen in fossile Energien. - zvg
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Aktionswoche «Rise Up for Change» kritisierte den Schweizer Finanzplatz.
  • Klimaaktivist Jonas Kampus schreibt im Gastbeitrag über die nötigen Änderugnen.

Die letzten Wochen waren weltweit geprägt von Naturkatastrophen in einem Ausmass, wie sie nur sehr selten oder praktisch nie vorkommen. In Madagaskar sind immer noch akut mehr als eine Million Menschen vom Hungertod bedroht, Südeuropa und der Westen Nordamerikas erleben nie zuvor dagewesene Dürren und Waldbrände, und in Deutschland und Ostasien kommen Hunderte bei Überschwemmungen um.

In der Schweiz traten die Seen und Flüsse über die Ufer, mehrere Bahnhöfe wurden überflutet. Es kommt schon fast einem Wunder gleich, dass es nicht zu schlimmeren Situationen gekommen ist. Was diese Ereignisse der letzten Wochen zeigten: Die Klimakrise findet hier und jetzt statt.

Das 1,5-Grad-Ziel ist möglich

Würde diese nicht schon ausreichen, um endgültig klarzumachen, wie schrecklich die Auswirkungen der Klimakrise sind, veröffentlichte der Weltklimarat prompt vor zwei Wochen den ersten Teil seines neuen Berichts. Dieser zeigt klar auf, dass das in Paris beschlossene Ziel von maximal 1,5 °C globaler Erwärmung noch zu erreichen sei, dass es dafür aber sofort eine drastische Reduktion der CO2-Emissionen und anderer Treibhausgase braucht.

Treibhausgasemissionen
Es müssen unbedingt Klimaschutzmassnahmen folgen. - Keystone

Die Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 °C ist immens wichtig, weil bei einer Überschreitung von dieser kritischen Grenze sogenannte Kipppunkte ausgelöst werden können, die zu einer unkontrollierten Erwärmung führen; dieses Szenario müssen wir auf jeden Fall verhindern. Auch sind die Auswirkungen der Klimakrise bei einer höheren Erwärmung noch viel schlimmer.

Die Schuldigen sind nicht die Büezer*innen, sondern die Banken

Während der Debatte rund um das CO2-Gesetz wurde oft über eine Erhöhung des Benzinpreises gesprochen. Es hiess, jede Person müsse ihren Beitrag leisten. Dabei entstand bei vielen Personen den Eindruck, sie persönlich seien für die Existenz der Klimakrise verantwortlich, dabei wurden aber die wahren Verantwortlichen bewusst ignoriert: der Schweizer Finanzplatz.

Während sich also einzelne Bürger*innen gegenseitig der Umweltsünde bezichtigten, setzen die Banken ihre dreckigen Machenschaften unbehelligt fort. Deren Finanzflüsse sind für mehr als 20-mal so viele Emissionen verantwortlich wie die ganze Schweiz. Das ist eine immense Zahl, so ist die Schweiz für etwa gleich viel CO2-Emissionen verantwortlich wie Deutschland, ein Land mit zehnmal so vielen Einwohner*innen und einer grossen Kohle- und Gasindustrie.

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Die Klimabewegung demonstriert gegen die SNB und fordert grünere Investitionen. (Archivbild) - zvg

Eine der anwesenden Klimawissenschaftler*innen an der Pressekonferenz des Weltklimarates meinte, der Klimawandel sei hier, aber wir seien es auch. Diesen Satz nahm sich die Klimabewegung «Rise Up for Change» zu Herzen.

Auf den alarmierenden Bericht des Weltklimarates und die Naturkatastrophen der letzten Woche darf auf keinen Fall Resignation folgen, stattdessen muss man sich nun die Hauptverursacher*innen der Klimakrise in der Schweiz, die Banken, vornehmen und unglaublich rasch die CO2-Emissionen senken. Nur so kann man verhindern, dass noch mehr Menschen aufgrund der Klimakrise ihr Zuhause verlieren oder sogar sterben.

Wir stoppen die klimaschädlichen Banken

Während zwei Jahren haben Klimastreikende die CEOs oder Geschäftsleitungsmitglieder der beiden Grossbanken mehrmals getroffen, um sie zu einem Stopp aller klimaschädlichen Finanzflüsse zu bewegen. Ausser ein paar leeren Bekenntnissen geschah nichts. Daraus zogen wir als Klimabewegung den logischen Schluss: Wenn die Banken nicht selbst ihre klimaschädlichen Finanzflüsse stoppen, müssen wir sie dazu zwingen.

Am frühen Morgen des 2. Augusts machten sich rund 200 Aktivist*innen in Zürich auf den Weg Richtung Paradeplatz. Rasch besetzten sie die Eingänge des Hauptgebäudes der Credit Suisse und von zwei UBS-Filialen. Diese Blockade war die Reaktion auf das Ausbleiben jeglicher Bekenntnisse der Banken zur Reduktion der Emissionen.

Credit Suisse Aktivisten Klima
Klima-Aktivisten sperren den Eingang zum Hauptgebäude der Credit Suisse in Zürich. (Archivbild) - Nau

Über acht Stunden lang blockierten wir mehrere Banken im Herzen des Schweizer Finanzplatzes. 83 Personen, oftmals Minderjährige, wurden dabei verhaftet und mussten teilweise sogar über Nacht im Gefängnis bleiben. Ihr Verbrechen: Sich für eine lebenswerte Zukunft und Klimagerechtigkeit einzusetzen.

Die SNB ist auch eine Klimakillerin

Am Ende der Aktionswoche nahmen wir uns den dritten grossen Player im Bunde vor: Die Schweizerische Nationalbank (SNB) ist weltweit eine der grössten Anlegerinnen. Alleine ihre Investitionen würden zu einer Erderwärmung von 4 °C - 6 °C führen.

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Die Klimademonstranten fordern ein rasches Umdenken. - zvg

Eine solche Erwärmung wäre wohl für einen grossen Teil der Menschheit ein sicheres Todesurteil. Als Banker*innen und Pipelinearbeiter*innen verkleidete Aktivist*innen marschierten am Freitagmorgen zur SNB in Bern mit dem Ziel, dort eine Erdölpipeline von der SNB zum Bundeshaus zu errichten. In einem komödialen Theater machten wir auf die dreckigen Geschäfte der SNB mit fossilen Brennstoffen aufmerksam.

Wir kämpfen weiter

Die schrecklichen Unwetter der letzten Wochen geben uns Recht: Wir müssen jetzt entschieden handeln. Wir müssen nun die Finanzinstitute dazu bringen, sofort alle klimaschädlichen Finanzflüsse zu stoppen. Dabei braucht es den bewussten Schritt zum Mittel des zivilen Ungehorsams, weil es niemals rechtens ist, wenn Profite auf Kosten von unserer Zukunft erwirtschaftet werden können. Dieses Mal vermochten wir die Banken erst für ein paar Stunden blockieren, doch wir werden weitermachen, bis kein Franken mehr in die Zerstörung unserer Lebensgrundlage fliesst.

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