Die 5-G-Methode sei schuld an der Misere in den Schulen, findet Clarita Kunz. Ein Gastbeitrag über das Inklusionsgesetz.
clarita kunz
Clarita Kunz ist Inhaberin eines Montessori-Kindergartens. Sie schreibt regelmässig Kolumnen für Nau.ch. - Zvg

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Kanton Zürich wurde eine Initiative zur Wiedereinführung von Kleinklassen lanciert.
  • Am Inklusionsgesetz sollte festgehalten werden, sagt Clarita Kunz.
  • Ein Gastbeitrag der schulischen Heilpädagogin aus Erlenbach ZH.
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Lehrpersonen und Schulen sind darum bemüht, alle Kinder zu integrieren. Doch unter den dysfunktionalen, veralteten Bedingungen der staatlichen und einiger privater Schulen ist dies aussichtslos, weil die Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler immer mehr divergieren.

Aus lauter Verzweiflung darüber hat ein überparteiliches Komitee im Kanton Zürich eine Initiative zur Wiedereinführung von Kleinklassen lanciert. 6000 Unterschriften reichen aus, damit im Kantonsrat darüber befunden wird und eine Volksabstimmung lanciert werden kann.

«Kinder brauchen innere Stärke»

Langsam lernende Kinder und Jugendliche sollen gemäss der Forderung der Initiative wieder getrennt von ihren Stammklassen beschult werden. Das ist unannehmbar und – völlig unnötig!

Um Kinder auf die Welt von morgen vorzubereiten, brauchen sie innere Stärke. Diese geht verloren, wenn sie ausgesondert werden.

Am Inklusionsgesetz, das 2005 erlassen wurde, sollte festgehalten werden. Nicht mehr festhalten sollten wir an der 5-G-Methode. Sie ist schuld an der Misere in den Schulen, schuld daran, dass diese Initiative zustande gekommen ist.

Sollen Kinder in Schulen wieder separiert werden?

Die 5-G Methode bedeutet: Gleichaltrige Schülerinnen und Schüler müssen zur gleichen Zeit zum gleichen Thema im gleichen Tempo denselben Stoff lernen und dazu die gleichen Prüfungen schreiben. Das ist nicht zukunftstauglich!

Solange Lehrpersonen anhand dieser Methode unterrichten (müssen) sind Lern- und Verhaltensstörungen vorprogrammiert – langsam und schnell Lernende werden diskriminiert und gemobbt, weil in jeder Schulstunde ersichtlich wird, wer wie schnell arbeitet und welche Noten schreibt.

Eine Schulklasse
Die Arbeit der schulischen Heilpädagogen gleiche einer Sisyphusarbeit, findet Clarita Kunz. - AFP/Archiv

Angesichts der enormen Divergenz der schulischen Entwicklung der Kinder und Jugendlichen sind die Folgen dieses Unterrichts insbesondere in den für die Selektion wichtigen Fächern Deutsch und Mathematik fatal und generieren gravierende, regelmässig wiederkehrende Probleme!

Mehr finanzielle Hilfe für Schulen hilft nicht

Die Arbeit der schulischen Heilpädagogen etwa gleicht einer Sisyphusarbeit: Wenn ein Kind ein Thema begriffen hat, hinkt es gleich wieder hinterher, weil die Klasse bereits am nächsten Thema arbeitet.

Da hilft es nichts, immer mehr finanzielle Mittel für die Schulen zu fordern! Viele Probleme könnten verhindert werden: Bereits 300 Personen haben die Petition mit dem Titel «Für eine gelingende Inklusion und mehr Chancengerechtigkeit» unterschrieben.

Sie zeigt, wie zukunftstauglicher Unterricht aussieht, bei dem schnell und langsam Lernende im selben Klassenzimmer intrinsisch motiviert lernen und Topleistungen erbringen.

Helfen Sie mit, eine wirksame bildungspolitische Reform voranzutreiben – unterschreiben auch Sie!

Zur Person: Clarita Kunz schreibt regelmässig für Nau.ch. Kunz ist Mitinitiantin der oben erwähnten Petition und hat an der Frankfurter Buchmesse soeben einen vielbeachteten Vortrag mit dem Titel «Schule als Leistungsbremse» gehalten. Sie referiert zu den Themen ihres Buches «Schule als Leistungsbremse» und der Blogs «Schule aktuell» und «Frühförderung», s. ganztageskindergarten.ch.

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