Unser Gastautor verbringt durch Corona noch mehr Zeit auf Social Media und erklärt, wie er mit Trollen, Hatern und Hassbratzen umgeht.
Reda El Arbi
Gastautor bei Nau.ch: Reda El Arbi. - Nau.ch
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Das Wichtigste in Kürze

  • Nau.ch-Kolumnist Reda El Arbi erklärt die linksgrünversiffte Welt.
  • Reda El Arbi erlangte als Blogger beim «Tagesanzeiger» Bekanntheit.
  • Bis 2011 war er Chefredaktor des Satiremagazins «Hauptstadt».
  • Er lebt mit Frau und Hund in Stein am Rhein SH.

Im Lockdown verbringe ich noch mehr Zeit in den Sozialen Netzwerken wie Twitter und Facebook. Ich bin auch mehr auf Newsportalen unterwegs und lese da die Kommentare. Und in schwierigen Zeiten sinkt im Allgemeinen die Frustrationstoleranz, dafür steigt die Aggression.

So blocke oder sperre ich mehr, werde aber auch selbst häufiger gesperrt. Diese Woche gleich von zwei Seiten: Der grüne Nationalrat Bastien Girod blockte mich, als ich ihn fragte, obs ihm ins Hirn geschneit habe, als er die «Durchseuchung der Jungen» empfahl. Aber auch am anderen Ende der politischen Skala hab ich mir meinen Block verdient: Claudio Zanetti, SVP, ebenfalls Gastautor bei Nau.ch, hat mich geblockt, weil ich meinte, seine Nationalistenfreunde hätten nichts aus der Geschichte gelernt, wenn sie nicht erkennen würden, dass uns Nationalismus bereits zwei Mal in Weltkriege führte.

Fair enough. Ich hab das Recht auf freie Meinungsäusserung. Ich hab nicht das Recht darauf, dass diese beiden meine Meinung hören wollen. Was ich aber ein bisschen lustig finde, ist, wenn jemand dauernd mit dem Zweihänder austeilen kann, beim Einstecken dann aber eher so bitzli auf Mimösli macht. Aber auch da: Nicht mein Problem, da die anderen User das ja mitbekommen und sich selbst ein Bild machen können.

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Trolle und Hater tragen nichts zur Meinungsbildung bei. - pixabay

Wenn man in die Kommentarspalten der Newsportale geht, kommt alles noch eine Spur härter. Hier tummeln sich oft die KommentatorInnen, die einfach ihren Hass abladen wollen, die den Kommentarfeed als Mülleimer für ihren persönlichen Frust benutzen. Als Autor oder Journalist kann das ziemlich enttäuschend sein, weil man den Eindruck gewinnen könnte, dass man nur für Hassbratzen und Feiglinge schreibt.

Wenn man aber genauer hinschaut, sieht man, dass es von den Tausenden von LeserInnen immer wieder die gleichen paar Stimmen sind, die diese Stimmung verbreiten. Maximal 50 Leute. Also merkt euch, wenn ihr die Kommentarspalten lest und wieder mal an der Menschheit zweifelt: Die Lautesten sind nicht die Meisten.

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In Zeiten des Lockdown steigt der Frust. - Pixabay

Obwohl ich oft Spass an einer harten, ja auch polemischen Auseinandersetzung habe, blocke ich auch immer wieder Leute. Ich hab dafür ziemlich klare Regeln: Wenn man mich angreift, sollte man Mut zu Name und Gesicht haben. Anonyme Heckenschützen haben sich nicht das Recht und den Respekt verdient, um sich mit mir zu streiten. Es sind einfach kleine Feiglinge. Ganz erbärmlich sind diejenigen, die sich extra Accounts eröffnen, um jemanden zu beschimpfen.

Das ist übrigens ziemlich nutzlos: Wenn man idiotischen Schwachsinn oder bösartige Hetze verbreitet, erntet man die Verachtung, egal, wie man sich im Profil nennt. Die User halten den verbitterten Menschen hinter dem Fakenamen an der Tastatur für bemitleidenswert.

Ich hab nichts dagegen, wenn man mich als Idiot, linksversifften Gutmenschen oder einfach als Tubel beschimpft. Das ist OK, mein Ego kann das wegstecken. Wenn aber sonst über längere Zeit nichts kommt, kein Gedanke, kein Argument, kann es sein, dass ich jemanden einfach stumm schalte oder blockiere.

Also, lasst uns streiten! Lasst uns hart diskutieren, wie es die alten Griechen früher in ihren Disputen taten. Lasst uns ironisch, sarkastisch, und etwas bösartig sein. Dampf ablasen hilft. So kann Meinungsbildung stattfinden.

Aber achtet darauf, dass ihr den Mut habt, mit eigenem Namen hinzustehen. Und bringt Argumente für eure Angriffe. Ansonsten ist es nur Beschimpfung und trägt zu gar nichts bei.

Heute lass ich die Kommentarfunktion mal offen. Und morgen wird jeder Kommentar mit einer Antwort von mir nach den oben beschriebenen Regeln eingeordnet.

Zum Autor: Reda El Arbi ist 50-jährig, kommt aus Zürich und zog vor einigen Jahren nach Stein am Rhein. Grosse Bekanntheit erlangte er mit seinem Zürcher «Stadtblog» für den «Tagesanzeiger». El Arbi schreibt unverblümt, hat zu allem eine Meinung und polarisiert auch gern. Er ist verheiratet und lebt mit Frau und Hund in Stein am Rhein SH.

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