Zwei Strandliegen mit Sonnenschirm für fast 100 Franken
Nicht nur in Italien, sondern auch in Tessiner Strandbädern werden gesalzene Preise verlangt. Den Besucherzahlen tut dies offenbar aber keinen Abbruch.

Das Wichtigste in Kürze
- In Italien sorgen derzeit hohe Strandpreise für Diskussionen.
- Aber auch in der Schweiz muss man mancherorts tief in die Tasche greifen.
- Betreiber betonen inkludierte Leistungen und bieten auch günstigere Alternativen.
In Italien schlagen die Strandpreise in diesem Sommer hohe Wellen: In Santa Marinella etwa, einem keineswegs luxuriösen Badeort unweit von Rom, kosten zwei Liegen und Sonnenschirm mittlerweile stolze 60 Euro (56 Franken).
Für viele Familien ist das kaum mehr erschwinglich – mit spürbaren Folgen für die Besucherzahlen: Der Tourismusverband Assobalneari Italia meldet für die laufende Saison einen Gästerückgang um 25 bis 30 Prozent.
Auch in der Schweiz teure Liegen – besonders im Tessin
Der Schweiz fehlt zwar der direkte Zugang zum Meer. Dennoch muss man teils auch in den hiesigen Strandbädern tief in die Tasche greifen – ganz besonders im Tessin.
Der Beach Club Seven Senses am Lago Maggiore in Ascona versprüht mit seinen XXL-Liegen und Cabanas St. Tropez-Vibes. Und orientiert sich auch preislich an seinem Vorbild: Für zwei Liegen und einen Sonnenschirm werden hier satte 98 Franken verlangt.
Wer es bescheidener mag, findet im Lido zwar ein klassischeres Angebot. Doch auch dort summieren sich die Kosten: 29 Franken für zwei Liegen mit Schirm, hinzu kommen neun Franken Eintritt pro Person.
Eine vierköpfige Familie blättert so für zwei Liegen-Paare, zwei Schirme und Pauschaleintritt von 20 Franken insgesamt fast 80 Franken hin.
«Ich finde das eine Zumutung», sagt ein Lido-Besucher aus der Deutschschweiz. An einem Traumstrand mit feinem Sand und kristallklarem Meer seien solche Preise vielleicht ja gerechtfertigt.
«Aber hier im Lido ist es sehr steinig und das viele Seegras ist auch nicht besonders angenehm. Von daher stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis für mich ganz klar nicht.»
Günstiger ist es auch ein paar Kilometer weiter nicht: Im Lido Locarno schlägt das Paket aus zwei Liegen und Sonnenschirm im Sandstrand-Bereich mit 30 Franken zu Buche.
Betreiber verteidigen ihre Preisgestaltung
Die Betreiber selbst weisen die Kritik zurück. Beim Beach Club Seven Senses betont Sprecherin Aurelia Cattaneo: «Der Preis umfasst nicht nur die Miete der Liege, sondern eine breite Palette von Leistungen und inkludierten Services.»
Dazu gehörten «extragrosse Premium-Liegen» aus Teakholz mit dicker Matratze, Handtuchservice, ein Food-&-Beverage-Angebot direkt am Platz sowie viel Raum und Privatsphäre.
«Seit der Eröffnung haben wir noch nie eine Beschwerde über zu hohe Preise erhalten», versichert Cattaneo. Im Gegenteil: Das Seven Senses werde sehr geschätzt von Gästen, die «ein überdurchschnittliches Mass an Entspannung und Komfort suchen».
Auch im Lido Ascona sieht die Betreiberin Seven Group die Preisgestaltung gerechtfertigt. Cattaneo verweist auf Vergünstigungen wie das Ticino Ticket oder den kostenlosen Eintritt für Einwohner von Ascona.
Zudem sei der Liegenverleih nicht zwingend: «Das Badetuch auf dem Rasen bleibt eine kostenlose, bequeme Lösung für alle, die sparen wollen.»

Für Familien gebe es mit der «Family Beach»-Zone auch günstigere Kombi-Angebote: zwei Liegen, ein Schirm, ein Tipi-Zelt für die Kinder und der Eintritt für vier Personen kosten dort 52 Franken.
Was ebenfalls nicht unerwähnt bleiben darf: In Ascona gibt es neben dem privaten Lido auch einen öffentlichen Strand – und dort ist der Eintritt frei.
Ähnlich argumentiert Filippo Thomann, Direktor des CBR Centro Balneare Regionale (CBR). Das Unternehmen betreibt das Lido Locarno, wo 30 Franken für zwei Liegen mit Sonnenschirm am Sandstrand anfallen.
«Der Preis deckt die erhöhten Aufwände für Auf- und Abbau, Reinigung, Instandhaltung, Sicherheit sowie Spitzenlasten an Hitzetagen», erklärt Thomann.
«Gäste, die diese Zone nicht nutzen, bezahlen sie nicht mit. Freie Bereiche auf Wiese und Strand stehen ohne Aufpreis zur Verfügung.»
Beide Betreiber betonen also, dass es neben den Premium-Paketen auch günstige Alternativen gibt und verweisen auf ein differenziertes Konzept: vom kostenlosen Eintritt oder Ermässigungen für Einheimische bis hin zu Liegewiesen ohne Zusatzkosten.
Hohe Auslastung trotz hoher Preise
Während in Italien die Strandbäder über leere Liegestühle klagen, zeigen sich die Tessiner Betreiber entspannt. Am Wochenende vom 16./17. August etwa war das Seven Senses ausverkauft – «mit Warteliste für die Liegen», sagt Cattaneo.
Auch das Lido sei mit einer Auslastung von über 85 Prozent gut besucht gewesen. «In Kontinuität mit 2023 verzeichnen wir einen starken Anstieg der Besucherzahlen sowohl im Lido als auch im Seven Senses.»
Um der Nachfrage gerecht zu werden, habe man Anfang Juli das Angebot um 50 zusätzliche Liegen erweitert. Für die kommende Saison prüfe man sogar einen eigenen Strandbereich für Hundebesitzer.
«Unser Ziel ist es, die Kapazitäten auszubauen, ohne die Preise erhöhen zu müssen», so Cattaneo.
Auch in Locarno ist laut Direktor Filippo Thomann von italienischen Verhältnissen nichts zu spüren. Er spricht von einer «stabilen bis steigenden Nachfrage».
Zwar gebe es einzelne Rückmeldungen, die Zusatzangebote als teuer empfänden, insgesamt aber schätzten Gäste die Wahlfreiheit zwischen Basistarif und Komfortleistungen.
«Der Tageseintritt umfasst bereits Strand, Wiese, See sowie Frei- und Hallenbad», sagt Thomann. Ausserdem seien eigene Sonnenschirme und Liegen erlaubt.
«Viele Familien verzichten daher bewusst auf Mietliegen – der Besuch bleibt ohne Zusatzoptionen somit deutlich günstiger.»