Den deutschen Reichsbürgern wird vorgeworfen, einen gewaltsamen «Sturm auf den Reichstag» geplant zu haben. Die Waffen dafür sollten zwei Schweizer auftreiben.
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Eine Demonstration von «Reichsbürgern» in Potsdam. In ihren Augen existiert die Bundesrepublik Deutschland nicht. Stattdessen gilt das Recht des Deutschen Reichs (1871–1945). - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Mitglieder der sogenannten Reichsbürger sollen einen politischen Umsturz geplant haben.
  • Die dafür benötigten Waffen sollten zwei Schweizer aus dem Kanton St. Gallen beschaffen.
  • Dafür kassierten die Zwillingsbrüder insgesamt mehr als 140'000 Franken.
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Im Dezember 2022 gelang es deutschen Ermittlern, eine terroristische Vereinigung zu zerschlagen. In einer gross angelegten Razzia in mehreren Bundesländern konnten 25 mutmassliche sogenannte Reichsbürger festgenommen werden. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Ihnen wird vorgeworfen, mindestens ein Jahr lang einen politischen Umsturz in Deutschland geplant zu haben – unter Einsatz von Waffen. Diese wollten die Staatsverweigerer um Heinrich XIII. Prinz Reuss aus der Schweiz und Tschechien beschaffen.

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Bei einer Razzia im Dezember 2022 wurden mehrere mutmassliche Putschisten aus der Reichsbürgerszene festgenommen, darunter Heinrich XIII. Prinz Reuss.
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Sie sollen einen politischen Umsturz in Deutschland geplant haben.
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Die Waffen für den «Sturm auf den Reichstag» sollten zwei St. Galler beschaffen.

Hier kommen zwei St. Galler Zwillingsbrüder in Spiel, wie die «Schweiz am Wochenende» berichtet. Bei einem Treffen in einem abgelegenen Waldgasthaus in Bayern wurden Sandro und Claudio R. damit betraut, Waffen zu organisieren.

Zudem sollten sie nach Eingängen zu unterirdischen Tunneln im Grenzgebiet zu Deutschland suchen. Die Verschwörer sind nämlich der bizarren Ansicht, dass dort Kinder gefoltert und sexuell missbraucht werden. Dahinter stecken soll der «Deep State» – eine geheime Elite. Beweise dafür gibt es keinen einzigen.

Mit der Entdeckung der Tunnel planten die Reichsbürger, vor der deutschen Bevölkerung ihren «Sturm auf den Reichstag» zu rechtfertigen.

Brüder erhielten 52'000-Franken-Vorschuss

Die beiden St. Galler sind der Schweizer Justiz keine Unbekannten: Ihnen wurde bereits das unerlaubte Tragen von Waffen vorgeworfen.

Ein altes Verfahren wegen Verstössen gegen das Waffengesetz gegen Sandro R. hat die Thurgauer Staatsanwaltschaft eingestellt. Gegen seinen Zwilling ermitteln die Behörden jedoch bis heute.

Für den Auftrag kassierten die Schweizer eine Menge Geld: Sandro R. erhielt über ein Konto des Prinzen bei einer Innerschweizer Kantonalbank einen Vorschuss von knapp 52'000 Franken. Insgesamt zahlten die Verschwörer den Brüdern über 140'000 Franken.

Bereitet Ihnen die Reichsbürger-Bewegung Sorgen?

Auf die versprochenen Waffenlieferungen warteten die Reichsbürger jedoch vergeblich. Auch die Suche nach den geheimen Tunnelsystemen führte offenbar ins Leere.

Die Ermittlungen gegen die beiden St. Galler ergaben sich aus deutschen Strafverfahren. Der Bundesanwalt hat gegen mutmasslichen Putschisten Anklage erhoben. Die Rädelsführer müssen sich ab Mai in einem Prozess verantworten.

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