Zürcher Bar «The Bridge» verlangt «Liefergebühr» – plus Trinkgeld!
Die Preise der Bar «The Bridge» in der Europaallee sind ohnehin nicht billig. Umso schockierter sind Gäste, dass sie einen Liefer-Zuschlag zahlen müssen.

Das Wichtigste in Kürze
- Zwei Margaritas kosten in der Zürcher Markthalle «The Bridge» stolze 34 Franken.
- Hinzu kommt eingerechnetes Trinkgeld – und eine Liefergebühr für die Drinks.
- Dies sei ungewöhnlich, sagen Gastro-Experten.
Die hippe Zürcher Europaallee ist als teures Pflaster bekannt. Ein Brot kann hier zehn Franken kosten. Das wohl exklusivste Penthouse der Stadt steht hier. Und der Tech-Gigant Google ist hier zu Hause.
Was Bargäste in der Markthalle «The Bridge» nun erleben, gibt’s wohl auch nur hier. Auf die Rechnung kommt nicht nur automatisch Trinkgeld, sondern neu auch noch eine Liefergebühr. Wie bitte?
30 Meter Weg gilt als Lieferung
Zwei Margaritas kosten im ehemaligen Migros-Foodtempel schon stolze 34 Franken. Doch: Obendrauf schlägt der Computer (man muss via QR-Code selbst bestellen) noch 3.40 Franken Trinkgeld (zehn Prozent).
Ein Hinweis auf dem Smartphone erklärt: Die Gebühr sei neu und betrage zehn Prozent des Bestellwerts, maximal drei Franken. Begründung: «So bleibt der Preis auch bei kleinen Bestellungen wie etwa einem Kaffee fair und erschwinglich.»
Warum es überhaupt eine Lieferung gibt, erklärt der Barmann, der die Drinks an den Tisch bringt: Die Bar im Erdgeschoss ist nur eine Weinbar.
Sie lässt die meisten Drinks (wie Margaritas) von einer anderen Bar im ersten Stock (ca. 30 Meter entfernt) machen. Das gilt dann als Lieferung.
Josianne Walpen, Sprecherin bei der Stiftung für Konsumentenschutz, verurteilt diese Regelung scharf: Der Gast müsse nicht dafür gerade stehen, «dass die Lokalitäten der Bar offenbar wegen der Distanz nicht einfach bedienbar sind.»
Die Bar sei zwar frei in ihrer Preisgestaltung, sagt sie zu Nau.ch. «Aber ob die Kundinnen und Kunden eine Extragebühr für den Service goutieren, ist fraglich.» Der Service mache ja bereits Teil des Getränkepreises aus: «Eine solche Liefergebühr ist ungewöhnlich.»
Aufpreis muss klar deklariert sein
Auch Urs Pfäffli, Präsident des Verbands «Gastro Kanton Zürich» erklärt die Liefergebühr in Zürich zu einer Ausnahme. Aber er zeigt Verständnis: «In diesem spezifischen Fall kann man das Getränk ausserhalb des Gebiets des Restaurants konsumieren – also ein Stockwerk weiter unten.»
Das bedeute für das Servicepersonal einen zusätzlichen Aufwand. Pfäffli: «Dementsprechend ist es gerechtfertigt, für diese zusätzliche Dienstleistung einen Aufpreis zu verlangen.»
Du kannst dein Getränk auch selber holen
Er betont bei Nau.ch, dass die Deklaration dabei zentral sei. Die Gäste müssten schon auf der Karte darauf hingewiesen werden, dass der weitere Weg mit einer zusätzlichen Gebühr verbunden sei.
Erklärt wird der Weg auf der Karte aber nicht. Aber: Die zusätzliche Liefergebühr könne umgangen werden, wenn man direkt am Counter bestelle und die Drinks selber an den Tisch bringe. Das sagt Patrick Schultz, Co-Geschäftsleiter der Bar, zu Nau.ch.
Nur hin und wieder kritische Fragen
Schultz: «Die Reaktionen auf die Gebühr selbst sind in der Regel verständnisvoll, insbesondere, wenn der Mehrwert erkannt wird. Viele Gäste schätzen es, dass sie sich setzen, in Ruhe bestellen und zahlen können, besonders in Gruppen oder bei Zeitdruck.»
Und doch käme es hin und wieder zu kritischen Fragen, sagt der Geschäftsführer: «In solchen Fällen erklären wir das Konzept gerne und weisen auf die alternative Bestellmöglichkeit hin.»
Beinahe aufgezwungenes Trinkgeld: Schon lange ein Streitpunkt
Auch das Trinkgeld bleibe selbstverständlich freiwillig. «Unsere digitale Lösung schlägt, wie viele andere Systeme, eine Auswahl an Beträgen vor. Doch die Höhe – oder auch die Entscheidung dagegen – liegt ganz bei den Gästen.»
Dem gegenüber ist der Gastro-Zürich Präsident Urs Pfäffli kritischer: «Das ist schon lange ein Streitpunkt, seit die meisten Menschen mit Kreditkarte zahlen», so Pfäffli.
Mit einem vorgewählten «Ja» würde den Gästen ein schlechtes Gewissen gemacht. «Wir finden das nicht so sympathisch. Die Gäste sollten selber auswählen können, ob sie Trinkgeld geben oder nicht.»
Tatsächlich können Kunden das Trinkgeld abwählen – aber erst weiter unten in der Bestellung. Das kann man schnell übersehen.